Studium

Aus dem Leben eines Tutors

Einige von euch kennen sie schon, andere werden sie noch während des Studiums kennen lernen: Tutoren. Patrick war selbst Tutor und erzählt von seiner Zeit.
| Patrick Schuster |

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Robin Thier

Einige von euch kennen sie vielleicht schon, andere werden oder sollten sie noch während ihres Studiums kennen lernen: Tutorien – Nachhilfe von Studierenden für Studierende. Wie so etwas aber aus der Sicht des Tutors abläuft, lest ihr hier in unserem Erfahrungsbericht.

Studentische Tutoren übernehmen unterschiedliche Aufgaben. Manche leiten Seminare, manche sind sogar für die Beratung von Studierenden im Allgemeinen zuständig. In meinem Fall habe ich über zwei Semester ein fachbezogenes Tutorium für Studierende jüngerer Semester geleitet. Hierbei wurden Aufgaben und Inhalte, die bereits in Vorlesungen besprochen wurden, wiederholt und vertieft.

Die Vorbereitung

Da man als Tutor stellvertretend in die Rolle eines Dozenten schlüpft, gibt es hier natürlich einiges vorzubereiten. Grundlage des Tutoriums sind in den meisten Fällen Aufgaben, die aus Sicht des Tutors, in früheren Semestern bereits behandelt wurden und daher – abhängig vom eigenen Verständnis der Materie – relativ schnell wieder aufgearbeitet sind. Daraus folgen nach meiner Erfahrung zwei unterschiedliche Tutoren-Stile: Entweder entwirft man ein eigenes Präsentationsskript auf Basis der Übungsaufgaben und trägt dieses im Tutorium vor oder man rechnet die Aufgaben an einer Tafel in Echtzeit vor. Beide Varianten haben dabei Vor- und Nachteile: Beim „Präsentations-Stil“ muss mehr Zeit in die Vorbereitung gesteckt werden, jedoch bleibt dann im Tutorium mehr Zeit für Rückfragen und Erklärungen. Für den „Tafel-Stil“ gilt das Gegenteil: weniger Zeitaufwand in der Vorbereitung, dafür auch weniger Zeit für Rückfragen, da das Anschreiben viel Zeit in Anspruch nehmen kann.

Nach einiger Erprobung übernahm ich dauerhaft den „Präsentations-Stil“, da ich hierdurch jede Aufgabe vor dem Termin bereits aufgearbeitet und abgetippt hatte, statt mich auf mein altes Skript zu verlassen. Das hat mir zum einen Sicherheit, zum anderen auch mehr Zeit im Tutorium gegeben, mit dem Nachteil, dass zu jedem Termin á 90 Minuten nochmal ca. eine bis eineinhalb Stunden Vorbereitungszeit geflossen sind. Dafür konnte ich aber auch das Problem meiner mehr als unleserlichen Handschrift umgehen.

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Arbeiten mit Studenten

Mit vorbereitetem Präsentationsskript und großem Tatendrang ging es dann zum ersten Termin, mit einer sagenhaften Teilnehmerzahl von: eins. Mit zunehmender Anzahl an Terminen wuchsen jedoch entweder die Motivation oder die Ratlosigkeit der Studierenden und die Reihen füllten sich auf ca. sieben bis zwölf Personen ab dem fünften Termin. Ein unerwarteter Vorteil war: Die Veranstaltung begann um 17:30 Uhr und endete zwischen 19:00 Uhr und 19:30 Uhr, somit bleiben zu so später Stunde natürlich nur Studierende, die tatsächlich motiviert genug sind, noch etwas zu lernen, denn sie opfern immerhin ihre Freizeit.

Das zwanglose Umfeld eines Tutoriums bietet vielen Studierenden die Gelegenheit, sich dem Thema gegenüber mehr zu öffnen, frei heraus Fragen zu stellen oder sich an Diskussionen zu beteiligen.Da man als studentischer Tutor nahezu auf Augenhöhe mit den Studierenden ist,  kann man dementsprechend nicht mit lückenlosem Wissen aufwarten. Dies kann zwar zu einigen unbeantworteten Fragen führen, jedoch kann auch diese Unwissenheit die Gelegenheit bieten, sich die Antwort mit dem Studierenden zusammen herzuleiten. Eine Lernmöglichkeit, die sich während einer Vorlesung oder in einem Seminar eher selten bietet.

Fazit

Mich persönlich hat die Erfahrung, eine Lehrveranstaltung aus der Perspektive eines Lehrenden zu erfahren, definitiv bereichert. Nicht nur die Notwendigkeit, bereits gesammeltes Wissen noch einmal zu festigen, um es weitergeben zu können, sondern speziell die Rückfragen der Studenten ließen mich Problemstellungen aus einem ganz neuen Blickwinkel betrachten.

Alles in allem kann ich jedem dem die Möglichkeit geboten wird, ein Tutorium zu leiten, dies nur wärmstens ans Herz legen. Die Gelegenheit, die eigenen Präsentationstechniken in regelmäßigen Abständen zu verbessern, sowie als Quasi-Autoritätsperson zu lehren, macht sich nämlich nicht nur gut im Portemonnaie, sondern auch im Lebenslauf.

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