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Chimichangas, blutige Action & jede Menge derbe Sprüche – Kinoreview Deadpool 2

Der "Merc with a Mouth" ist zurück! Ist sein zweites Abenteuer genauso sehenswert wie der Vorgänger? Oder wird es gar noch besser, schräger und abgedrehter?
| Daniel Rublack |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Aktuell kann man der Fresse von Wade Wilson im roten Latex wirklich kaum entkommen. Ob als Plakat in der Stadt, als Spot im TV oder sogar als Banner im Stadion: Überall wird für den zweiten Teil von Deadpool geworben. Angesichts dieser medialen Überpräsenz steigen die Erwartungen natürlich ins Unermessliche. Dabei verspricht uns die Werbung, es wird „Größer. Krasser. Besser.“

Um es vorwegzunehmen: Deadpool 2 ist absolut sehenswert! Der Film ist extrem lustig, ordentlich brutal und macht einfach nur Spaß. Damit ist er ein würdiger Nachfolger zum Hit von 2016, ohne jedoch dessen Frische oder Einzigartigkeit zu erreichen. Wie üblich bei Sequels (oder Prequels) werden erfolgreiche Inhalte wiederverwertet und anders aufgelegt. Eine Kopie bleibt aber immer eine Kopie! Gänzlich neu kann sie niemals sein. Doch genug der Philosophie, was kann der Streifen denn nun eigentlich?

Action. Aufgrund des größeren Budgets bietet der Film deutlich mehr und deutlich längere Action-Sequenzen. In verschiedenen Locations wird sich geprügelt, aufeinander geschossen oder gleich mit einem Truck die halbe Stadt zerstört. Dabei kommt der Humor natürlich nie zu kurz und besonders die Kämpfe von Deadpool mit Cable sind großartig. Was fehlt, ist allerdings die EINE herausstechende Action-Szene. Teil 1 bietet mit Maximum Effort + Bullet-Counting auf dem Highway eine der stärksten Sequenzen des Genres überhaupt. Deadpool 2 präsentiert viel gute, jedoch keine phänomenale Action. Der Härtegrad ist ähnlich wie im Vorgänger: Blut suppt, Gegenstände machen Bekanntschaften mit Körpern und der ein oder andere Mensch fängt auch schon mal Feuer. Insgesamt wäre trotzdem noch Luft nach oben gewesen.

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Vollkommen gelöst wurde die Handbremse allerdings bei den Sprüchen. Deren Anzahl ist ebenfalls deutlich reichhaltiger, aber insbesondere die Unverfrorenheit verblüfft immer wieder. Bösartigkeit gibt sich hier mit Respektlosigkeit und Selbstironie die Hand. Viele der Kracher kommen zudem überraschend und zünden so erst richtig heftig. Ob Anspielungen auf andere Filme – Grüße an das MCU – oder Musik, Themen wie Rassismus oder sogar Missbrauch, Deadpool 2 stoppt vor Nichts! Herrlich unkorrekt nimmt der Streifen viele Dinge auf die Schippe, ohne dabei ernsthaft Schaden anzurichten.

Die Story ist eher Mittel zum Zweck, sprich Action und Sprüchen. Deadpool wird zur Zusammenarbeit mit Teilen der X-Men gezwungen und so wird der Zuschauer letztendlich Zeuge der Entstehung der X-Force. Köstliche Szene! Ein Terminator aus der Zukunft und ein junger Mutant spielen aber auch eine Rolle. Erstaunlicherweise bietet der Film eine durchaus plausible und nachvollziehbare Motivation für Wade Wilsons Handeln an, sodass auch eine Form von Charakterentwicklung betrieben wird. Lediglich das Finale wird von einer arg unglaubhaften Entscheidung überschattet.

Getragen wird der Film von Liebe. Der Liebe von Ryan Reynolds zur Figur Deadpool. Jahrelang hat der Kanadier geackert, um den Antihelden auf die Leinwand zu bringen. Das Desaster hat einen Namen: X-Men Origins: Wolverine (2009). Auferstanden aus der Asche dieser Grütze, welche Deadpool eigentlich für alle Zeiten terminiert haben sollte, kämpfte er weiter. Erfolgreich, denn 2016 bot er uns Deadpool in Reinform. Seine Performance ist die Personifikation des „Merc with a Mouth“ und dies merkt man auch im zweiten Teil bei jeder Bewegung, in jedem Gesichtsausdruck und bei seiner Tonalität. Ihm zur Seite stehen erneut Colossus und Freunde sowie mit Domino ein Teil der X-Force. Zazie Beetz bereichert den Film definitiv und sorgt mit Coolness und Witz für geniale Momente. Probleme hat hingegen Julian Dennison als Russell, dessen Figur arg wankelmütig und stellenweise ein wenig anstrengend geraten ist. Das Highlight – neben Peter natürlich – ist jedoch unzweifelhaft Josh Brolin, für den das Jahr 2018 ziemlich lukrativ werden dürfte. Avengers: Infinity WarNo Way Out, jetzt Deadpool 2 und Sicario 2 startet ebenfalls noch. Dieser Halbcyborg mit wuchtiger Knarre sieht nicht nur Bad-Ass aus, sondern bekommt von Brolin auch ordentlich Tiefe eingehaucht. Cables verbale und körperliche Prügeleien mit Deadpool sind schlicht fantastisch.

Um noch kurz die technischen Aspekte abzuarbeiten: Die Abmischung des Tons ist gut und die Auswahl der Musik fein. Das CGI ist hochwertig und der Film hat einen tollen Look. Einzig und allein die Kamera dürfte an manchen Stellen noch etwas expliziter sein. Geschmackssache. Insgesamt ist der Streifen wirklich rund geworden.

Hat mich Deadpool 2 enttäuscht. Nein! Der Film ist verrückt und macht einfach richtig Laune. Zwar fehlt ein wenig der Überraschungseffekt des Vorgängers, die bekannten Zutaten verwertet der Streifen jedoch stark. Mehr Action, heftigere Sprüche und technisch saubere Arbeit sorgen für einen gelungenen Kinobesuch. Und unbedingt den Abspann komplett schauen! Weitere Sichtungen zuhause sind schon fest geplant.

8/10 Chimichangas

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Daniel Rublack

… schreibt vor allem über Filme. Arbeitet in der „Presse und Kommunikation“ und unterstützt daher mit entsprechendem Know-how.

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