Kino & Serie / Kultur und Medien / Meinung

Daniels Top 10 Filme 2017

Must-See-Empfehlungen des letzten Jahres
| Daniel Rublack |

Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Das Jahr 2017 liegt nun schon einige Monate zurück. Filmisch gesehen gab es etliche gute bis sehr gute Streifen und nur wenige Gurken zu erleben. Welche Werke ihr unbedingt sichten solltet, verrät euch Daniel in seiner persönlichen Top 10.

Über Filme könnte ich wirklich Tag & Nacht reden. Und ehrlich gesagt tue ich dies auch. Relativ spät folgt hier nun meine ganz persönliche Top 10 der besten Filme 2017. Dabei geht es weniger um Platzierungen als vielmehr darum, euch neue Streifen vorzustellen. Manch starken Film hat man schlicht übersehen, sich an andere Werke nicht getraut oder hält am Ende meine Vorschläge für kompletten Unfug. Eure Entscheidung! Einen Vorteil hat solch eine späte Liste dann allerdings doch: Viele Filme konnte ich bereits mehrfach schauen. So ist meine Meinung ziemlich gefestigt. Los geht’s!

Insgesamt gibt es 40 potenzielle Kandidaten für diese Top 10. So viele Filme aus dem Jahr 2017 konnte ich bisher sichten. Qualifiziert sind alle Werke, deren deutscher Kinostart oder deren deutsche Heim-VÖ zwischen dem 01. Januar und dem 31. Dezember 2017 liegen. Macht ja auch Sinn! Zudem sind Filme zugelassen, bei denen der weltweite Release klar im Jahr 2017 angesiedelt ist und Deutschland hinterherhinkt.

Alle Filme abzudecken ist natürlich kaum möglich. Bisher nicht gesehen, eventuell aber mit Ambitionen für diese Liste, sind die Neuverfilmung von Stephen Kings Es, Kathryn Bigelows Detroit und M. Night Shyamalans Split. Vor der eigentlichen Top 10 gibt es noch ein paar kurze Honorable Mentions, sehenswerte Streifen:

Baby Driver. Cool, fresh und mit ganz viel Style.

Shot Caller. Knallharter Knastfilm mit toller Charakterstudie und brutalen Gewaltspitzen.

Get Out. Innovativ inszeniert und verdient mit dem Oscar für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnet.

Wonder Woman. Ordentlicher Eintrag für das DC Extended Universe, wenn auch technisch etwas überladen.

Zeit und Langeweile? Das hier sind die Geheimtipps der Redaktion: 6 unterschätze Filme.

———————————————————————————-

Platz 10 – Barry Seal: Only in America

Auf Retro getrimmt und mit frecher Musik unterlegt, rollen im Stile der 80er-Jahre die ersten Logos über die Leinwand. Barry Seal: Only in America (OT: American Made) schlägt schon bei den Opening-Credits einen anderen Weg ein als viele seiner Artgenossen. Es folgt die wahnwitzig-wahre Geschichte des ehemaligen Berufspiloten Barry Seal, welcher alsbald Waffen für die CIA verschiebt und Drogen für Pablo Escobar schmuggelt. Dabei kommentiert ein großartiger Tom Cruise in seiner Rolle als verrückter Draufgänger via VHS-Record selbst ab und an seine Story. Mit viel Witz und einer unkonventionell frischen Inszenierung nimmt der Film den Zuschauer mit auf eine turbulente Reise, welche es wirklich wert ist, erlebt zu werden.

Platz 9 – Headshot

Headshot gehört in die Kategorie „einfach, aber genial“. Der Film ist ein simpler Action-Kracher par excellence. Iko Uwais – der Star aus The Raid 1 & 2 – prügelt sich mit Amnesie durch die Story. Auf dem Weg zur Erinnerung und zur Rettung seiner Herzdame muss er etliche ausgebildete Killer eliminieren. Dabei sind die Kampfchoreografien buchstäblich zum Niederknien und in ihrer Brutalität selbst für den Zuschauer extrem schmerzhaft. Faust in Schreibmaschine, aua! Das ausufernde Blutbad war dann auch zu viel für die deutsche FSK, welche dem Film ungeschnitten ihre höchste Freigabe verweigerte. So gibt’s den Direct-to-Video-Streifen nur mit SPIO/JK-Siegel uncut zu kaufen. Zwar stören maues CGI und Wackelkamera an mancher Stelle das Vergnügen, für Actionfans der härtesten Schiene ist Headshot jedoch ein wahres Fest.

 

Platz 8 – Guardians of the Galaxy Vol. 2

Mit liebenswerten Figuren, tollem Humor und galaktischer Action avancierte Guardians of the Galaxy 2014 schnell zum Publikumshit. Im zweiten Teil ist die verrückte Crew samt Mini-Groot erneut in den Gefilden des Weltraums unterwegs. Dabei ist die Geschichte um Peter Quill, welcher auf der Suche nach seinem Vater ist, noch tiefer und intensiver als im Vorgänger. Neben fantastischer Musik und faszinierenden Bildern geht Guardians of the Galaxy Vol. 2 auch enorm ans Herz und wird die eine oder andere Träne fließen lassen. Doch auch zum Lachen bleibt genügend Zeit und so ist dieses abgespacte Abenteuer absolut sehenswert.

Platz 7 – Brawl in Cell Block 99

Brawl in Cell Block 99 ist der einzige Film dieser Liste, welcher bis dato noch keine Auswertung in Deutschland erfahren hat. Der Trailer hat mich allerdings so fasziniert, dass ich mich für einen Import aus England entschieden habe. Vince Vaughn liefert hier die vermutlich beste Performance seiner Karriere ab. Dieser Hüne von Mann nimmt nach einem misslungenen Drogendeal lieber eine lange Gefängnisstrafe in Kauf, als seine Hintermänner zu verraten. Es beginnt ein Abstieg in die Hölle. Ruhig erzählt der Film seine verstörende Geschichte, unterlegt diese mit Soulmusik und zeigt die Abwärtsspirale des ehemaligen Boxers in all ihren hässlichen Facetten. Verstopfte und übergelaufene Toiletten, Stromfolter und gebrochene Knochen fordern den Zuschauer bereits stark. Die letzte Viertelstunde jedoch verlangt dem Sehenden wirklich alles ab und wird den Normalo zum Entleeren seines Mageninhaltes animieren. Solche Gewaltexzesse sieht man wirklich selten!  Mit unbarmherziger, roher und einfach nur nackter Brutalität werden hier einige Menschen schlicht hingerichtet. Kein Film für die ganze Familie und definitiv nur für Hartgesottene! In seinem Genre ist Brawl in Cell Block 99 aber eine wahre Perle.

Platz 6 – Wind River

Es ist kalt in Wind River, Wyoming. Bitterkalt. Mitten im Schnee des Indianerreservats liegt die Leiche einer jungen Frau. Barfuß und meilenweit von der nächsten Straße entfernt offenbart sich hier ein schlimmes Verbrechen. Jeremy Renner und Elizabeth Olsen glänzen in diesem frostigen Krimi als ermittelndes Team aus lokalem Jäger und angeforderter FBI-Agentin.  Zwischen faszinierenden Bildern einer unwirtlichen Landschaft und fernab den Regeln jeder Großstadt sind sie auf der Suche nach dem Täter. Dabei schneidet der Film auch Themen wie Rassismus gegen Indianer oder das Leben einer Gesellschaft am Rande der Zivilisation an. Die Grausamkeit von Mensch und Natur, vereint in einem vorzüglich inszenierten und extrem spannenden Thriller sorgt für einen bleibenden Eindruck und erinnert stellenweise an Christopher Nolans Insomnia (2002), ohne jedoch einen Vergleich ziehen zu wollen.

Platz 5 – Boston

Die dritte Zusammenarbeit von Regisseur Peter Berg und Produzent sowie Hauptdarsteller Mark Wahlberg ist im Kino finanziell nicht wirklich gut gelaufen. War Lone Survivor (2013) ein moderater Hit, lockte schon der großartige Deepwater Horizon (2016) nicht genügend Zuschauer in die Lichtspielhäuser. Vermutlich liegt es bei Boston (OT: Patriots Day) an der zeitnahen Verfilmung der Thematik: Dem Anschlag auf den Boston Marathon 2013. An der Qualität kann es kaum liegen, denn der Streifen ist unglaublich spannend und dabei zugleich extrem menschlich geworden. Neben edge-of-your-seat Verfolgungsjagden und interessanter Ermittlungsarbeit bietet der Film vor allem eins: Gemeinschaft gegen den Terror. Hier wird keine Nation oder Religion an den Pranger gestellt, sondern zusammen gegen das Böse gekämpft. Handwerklich exzellent und schauspielerisch top bewegt das Werk auf tiefster Ebene und verdient sich damit Platz 5.

Platz 4 – Hacksaw Ridge

2017 bekam Der Soldat James Ryan (1998) ernsthafte Konkurrenz um den inoffiziellen Titel des besten und wohl bekanntesten Kriegsfilms aller Zeiten. Sechsfach bei den Oscars nominiert – auch in den Kategorien Hauptdarsteller, Regie und bester Film – räumte Hacksaw Ridge den Goldjungen für den besten Ton und besten Schnitt ab. Das Meisterwerk von Mel Gibson erzählt die wahre Geschichte des Sanitäters Desmond Doss im Zweiten Weltkrieg. Dieser möchte zwar seinem Land dienen, jedoch keine Waffe tragen. Leben geben, statt Leben nehmen. Für diese Einstellung wird der brave Mann – herausragend: Andrew Garfield – während der Ausbildung extrem schikaniert und zeitweise sogar verhaftet. Später auf dem Schlachtfeld wird der geächtete Feigling dann zum Helden. Neben einer tollen Charakterzeichnung und einem bärenstarken Cast findet das Werk zu Beginn stellenweise sogar Zeit für ein wenig Humor. Etwaiges Lachen bleibt einem allerdings im Halse stecken, wenn abgerissene Körperteile und blutige Matsche die Leinwand dominieren. Krieg wird hier gezeigt, wie er ist: Brutal, grausam und unmenschlich. Wer solche Bilder verkraften kann, sollte sich dieses Meisterwerk unbedingt ansehen.

Platz 3 – Dunkirk

Direkt auf der untersten Stufe des Treppchens findet sich ebenfalls ein Kriegsfilm wieder. Im Gegensatz zu Hacksaw Ridge (2017) setzt Christopher Nolans Dunkirk aber weniger auf blutige Bilder. Trotzdem ist der Film unglaublich intensiv und gewann für seine tolle Aufbereitung drei Oscars in technischen Kategorien. Vollkommen verdient, denn die tolle Kameraführung inklusive Schnitt und der wuchtige Sound sind purer Wahnsinn. Wenn die Kampfbomber vom Himmel stürzen und nach und nach die Bomben detonieren wackelt der ganze Raum! Die Story rund um die Befreiung von 400.000 bei Dünkirchen eingekesselten Soldaten der Engländer und Franzosen im 2. Weltkrieg fokussiert sich dabei wenig auf einzelne Charaktere. Vielmehr ist der Film als eine Art Momentaufnahme unterschiedlichster Situationen zu verstehen. So gibt es den zur Hilfe eilenden Zivilsegler, die jungen Soldaten am Strand oder auch den Kampfpiloten hoch oben in der Luft. Das zweite Meisterwerk im Kriegssektor 2017 ist ein Muss für jeden Filmfan.

Platz 2 – John Wick: Kapitel 2

Manche Streifen werden von Sichtung zu Sichtung einfach immer besser. Bei John Wick: Kapitel 2 treibt mir schon der Gedanke an das massive Blutbad ein Grinsen ins Gesicht. Der Baba Jaga wird erneut aus dem Ruhestand geholt und muss eine alte Schuld begleichen. Missmutig erfüllt John den Auftrag und wird prompt reingelegt. Ganz schlechte Idee! Die One-Man-Army in Person schaltet auf totalen Eskalations-Modus und hinterlässt auf ihrem Weg blutiges Chaos. Zugegeben, die Story ist ebenso wie der Bösewicht etwas schwächer als im Vorgänger. Allerdings wurde ordentlich am Gewaltgrad geschraubt und John Wick: Kapitel 2 ist ein astreiner Action-Kracher. Keanu Reeves dominiert in sensationellen Kampfchoreographien, schraubt den Headshot-Counter in die Höhe und vergießt den roten Lebenssaft literweise. Auch der ominöse Bleistift kommt endlich zum Einsatz. Unterlegt mit krachendem Technosound scheppert und ballert es einfach von allen Seiten, die Kamera hält voll drauf und die geschnaubten Todesdrohungen von John sind schlicht Bad-Ass. „Egal wer kommt, ich werde ihn umbringen.“ Teil 3? Unbedingt!

Platz 1 – Brimstone

Mein Favorit des Jahres 2017 gehört zu den eher unbekannteren Werken und kam auch für mich überraschend. Doch dieser extrem brutale, fein inszenierte, aber hart anzuschauende Western hat mich schlicht umgehauen. In Kapiteln erzählt und dabei nicht chronologisch vorgehend lässt sich die Story eigentlich recht kurz zusammenfassen: Zweieinhalb Stunden pures Leiden. Dakota Fanning spielt eine junge Frau, die über verschiedenste Abschnitte ihres Lebens von einem Mann verfolgt, geschändet und misshandelt wird. Ihr Peiniger ist Guy Pearce, der hier wohl einen der widerlichsten Charaktere der Filmgeschichte spielt. Manche Menschen sind schlichtweg böse! Zur Erinnerung, der Film springt in der Zeit: Obwohl ich also weiß, dass dieses Schwein in Zukunft noch leben wird, vergesse ich dies, weil ich ihm so den Tod wünsche. Handwerklich ist der Film in allen Belangen tadellos. Und damit meine ich: Jede Kameradrehung, jeder Schnitt, jeder Ton, jedes Setting – alles passt zu 100%. Brimstone ist jedoch nur für geneigte Zuschauer geeignet. 1) Zweieinhalb Stunden harter Tobak sind zweieinhalb Stunden harter Tobak. Es gibt keinen einzigen Augenblick, der keinen sadistischen oder widerlichen Unterton hat. Ein Happy End sucht man hier vergeblich! 2) Das Werk beinhaltet unglaublich verstörende Gewaltszenen, die einen fassungslos auf den Schirm starren lassen. Manche Bilder bekommt man nicht mehr aus dem Kopf. Solch ein herausragender und unkonventioneller Film erhält verdient Platz 1 meiner Liste.

Die Liste ist grandios oder absoluter Mist? Lass mir einen Kommentar mit deinen Top-Filmen aus 2017 da!

Noch nicht genug? Dann schau dir auch unsere Lieblingsfilme des Jahres 2016 an

Dieser Artikel stellt nur die Meinung der AutorInnen dar und spiegelt nicht unbedingt die Ansichten der Redaktion von seitenwaelzer wider.

Unterstützen

Wenn dir der Beitrag gefallen hat, würden wir uns über eine kleine Spende freuen.



Noch mehr Stories? Folge seitenwaelzer:

Daniel Rublack

… schreibt vor allem über Filme. Arbeitet in der „Presse und Kommunikation“ und unterstützt daher mit entsprechendem Know-how.

Fabrizio Chiagano | Unsplash

Tatsächlich gelesen: Naokos Lächeln (Haruki Murakami)

Ein Mann und eine Frau sitzen auf einem gelben Sofa und unterhalten sich.

Bookstock-Festival für alle Buchliebhaberinnen und -liebhaber

unbekannt

Tatsächlich gelesen – The Hound of the Baskervilles (Sir Arthur Conan Doyle)

Cover Unter 100Daniel Rublack | seitenwaelzer.de

Unter 100 #05 – Filme vorgestellt in höchstens 99 Worten

Tags:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir benutzen Cookies, mit der Nutzung unserer Webseite erklärst du dich damit einverstanden. Hier gibt's weitere Infos.