Bildung und Karriere / Studium

Die bescheuertsten Sachen, die du am Anfang deines Studiums hörst

Es kann zum Studienbeginn passieren, dass ihr in den ersten Wochen Dinge hört, die euch sofort in Panik versetzen. Aber keine Sorge, so schlimm ist es nicht.
| June Fontaine |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Gestaltung: Robin Thier

Zu Beginn des Studiums lernt man viele Menschen kennen. Allerdings sind offenbar nicht alle mit einem gesunden Menschenverstand gesegnet, ich spreche aus leidvoller Erfahrung. Es kann also durchaus passieren, dass ihr im Laufe der ersten Wochen und Monate einige Dinge zugetragen bekommt, die euch, wenn es ganz schlecht läuft, sofort in Panik versetzen. Es muss auch nicht sein, dass euch die Kommilitonen, die euch das zutragen grundsätzlich feindlich gestimmt sind. Viel wahrscheinlicher ist es, dass sie einfach ein bisschen überspannt sind oder die Infos auch nur irgendwo gehört haben und jetzt völlig panisch werden. Einige dieser Dinge und ihre wahre Bedeutung findet ihr im Folgenden. Spoiler: Es ist nicht halb so schlimm, wie es sich anhört.

 

„Kauf dir das Buch lieber!“

Ehrlich gesagt: Tut das lieber nicht. Normalerweise hört man den entgegengesetzten Ratschlag, dass man sein Geld lieber sparen sollte und das ist auch richtig. Von überspannten Ersties (und bestürzenderweise auch noch im zweiten Semester) habe ich allerdings tatsächlich häufiger mal den Rat gehört, sich alle Bücher zuzulegen. Sicherlich ist das Geld in Fachbüchern nicht schlecht investiert. Allerdings wird man so pro Semester einige hundert Euro los, die die meisten anders investieren können. Die Unibibliothek gibt es auch nicht umsonst, da findet man meistens das, was man braucht oder ein ähnliches Werk, das genauso seine Arbeit tut. Bücher aus Präsenzbestand kann man sich gut kopieren, damit ist man meistens immer noch günstiger dran. Oft kann man auch mehrere Seiten auf eine Seite kopieren, experimentiert einfach ein bisschen mit dem Kopierer.

„Wenn du dich schick anziehst, zeigst du dem Dozenten/der Dozentin Respekt!“

Ich habe einen waschechten Dozenten dazu befragt. Der sagte mir, es sei ihm völlig egal, wie die Studenten angezogen sind, Hauptsache sie arbeiten gut mit. Die Zeit morgens könnt ihr also genauso gut für ein vernünftiges Frühstück, oder ein paar Yoga-Übungen, oder was euch sonst so in den Sinn kommt, nutzen, anstatt euch Gedanken über fleckenfreie, gebügelte Kleidung zu machen. Was aber keinesfalls heißen soll, dass ihr euch nicht hübsch machen sollt, wenn ihr das gerne möchtet! Nur dem Dozenten ist das recht egal.

„Die Klausur soll total schwer sein!“

Lasst euch nicht von diesen Gruselgeschichten über Rausschmeißerklausuren ängstigen. Im Zweifelsfall haben diese Gerüchte Kommilitonen/Kommilitoninnen in die Welt gesetzt, die diese Klausur aus sehr gerechtfertigten Gründen nicht bestanden haben. Aber niemand gibt gerne zu, dass er/sie schlecht gelernt hat. Deshalb haben es diese Klausuren auch an sich, am Anfang des Studiums geschrieben zu werden. Denn die ersten Semester überleben nur die, die es auch ernst meinen und bereit sind, für das Studium zu arbeiten. Das heißt natürlich nicht, dass man übermenschliche Fähigkeiten braucht, um Klausuren zu bestehen, aber mit einem vernünftigen Lernaufwand lässt sich eine Klausur schon meistern. Vernünftiger Lernaufwand kann bedeuten, regelmäßig zu der Veranstaltung zu gehen, den Stoff zeitnah nachzuarbeiten, wenn möglich und nötig kann man Mitschriften machen und schwierige Stellen mit einem Lehrbuch rekapitulieren. Eine einfache Faustregel ist aber fast immer: Je mehr Aufwand man in eine Sache steckt, desto mehr bekommt auch dafür. Wenn ihr also von einer viel zu schweren Klausur hört, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass einfach die Prüfungsvorbereitung nicht gut genug war. Und „nicht gut genug“ heißt hier meistens „nicht existent“.

„Der/die gibt Leuten, die er/sie nett findet bessere Noten!“

Das stimmt schon in der Schule selten. In der Uni kennen die Dozenten meistens noch nicht einmal eure Namen. Auf vielen Klausuren steht vielleicht irgendwo auf dem ersten Blatt euer Name, aber dann nur noch eure Matrikelnummer. Es ist schon nicht wahrscheinlich, dass Dozenten Namen kennen, Matrikelnummern kennen sie erst recht nicht. Um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, müsstet ihr schon auf jedes Blatt eine Personenbeschreibung schreiben. Das könnt ihr natürlich machen, aber viel sinnvoller, als eure Energie darauf zu verwenden, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, ist es, aktiv am Kurs teilzunehmen und für die Klausur lernen. Denn das führt garantiert zu einer guten Note.

„Ich habe alles für die Klausur in einer Nacht gelernt!“

Das habe ich tatsächlich mal gehört, aber es ist wirklich völlig unmöglich, dass das stimmt. Die Nacht vor der Klausur sollte man besser mit erholsamem Schlaf verbringen, als zugedröhnt mit Koffeintabletten. Wenn man nervös ist, kann man am Abend vorher nochmal in seine vorher erarbeiteten(!) Unterlagen hineinschauen, aber mehr ist kaum menschenmöglich.

„Da gehe ich nicht mehr hin, da bekomme ich sowieso keinen Sitzplatz!“

Zugegeben, auf dem Boden sitzen ist nicht sehr bequem, aber es wird leerer werden. Nicht wenige denken so, wie beschrieben. Allerdings muss man dann alles alleine nacharbeiten, was prinzipiell zwar total möglich, aber auch total anstrengend ist. Der Vorteil, wenn man die Veranstaltung besucht, ist, dass einem das zu wissende Wissen schon aufbereitet wird und man allein mit Teilnahme und Nacharbeiten schon sehr weit kommt.

Wenn ihr also einen von den oberen Sprüchen hört, oder irgendetwas anderes, das euch komisch vorkommt, könnt ihr das erstmal getrost ignorieren. Lasst euch nicht sofort von jeder Panikwelle mitreißen und habt keine Angst davor, selbst zu entscheiden. Ihr könnt Sachverhalte von denen ihr hört auch ruhig erstmal selbst durchdenken und wenn ihr dann noch Fragen habt, wendet euch am Besten direkt an die Verantwortlichen, da könnt ihr mit richtigen Antworten rechnen.

Kleiner Tipp zum Schluss: Es gibt für fast alles an der Uni Sprechstunden und egal wie idiotisch euch euer Anliegen vorkommt, es ist sehr wahrscheinlich, dass ihr schon längst deutlich unterboten wurdet.

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June Fontaine

Ich heiße June, bin 22 Jahre und studiere in Essen Geschichte und Evangelische Religionslehre auf Lehramt. Neben meinem Studium entdecke ich NRW, probiere mich im Backen und schreibe für seitenwaelzer.

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2 Antworten zu “Die bescheuertsten Sachen, die du am Anfang deines Studiums hörst”

  1. Hi June,
    wiedermal ein cooler Beitrag von dir! Du hast Recht, das liegt aber daran, dass die Erstis echt immer sehr angespannt sind. Die haben Angst vor allem und nehmen das Studium teilweise zu ernst. Da wird jedes Buch gekauft, was auch nur ansatzweise helfen sollte oder in teure Kurse investiert. Bringt letzten Endes alles nichts. Das stimmt schon. Danke für die Tipps!

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