Gott und die Welt und die Gretchenfrage
Ein schlüpfriges Thema: Dürfen Christen eigentlich Sex vor der Ehe haben? In ihrer Kolumne "Gott und die Welt" spürt December dem modernen Glauben nach.
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Dürfen Christen Sex vor der Ehe haben?
Auf diese Frage kann man sehr sehr unterschiedlich antworten. Viele Leute vermuten an dieser Stelle wahrscheinlich ein klares Nein als Antwort. Denn Gott hat die Menschen als Mann und Frau geschaffen, die ihre Sexualität nur zum Nachwuchszeugen ausleben. So könnte eine Begründung gegen Sex vor der Ehe aussehen, ich teile diese Ansicht aber nicht.
Für mich ist Sexualität ein Grundbedürfnis wie essen und trinken, Sonnenlicht, ein gutes Gespräch oder Kaffee. Und ich finde, dieses Bedürfnis sollte man ausleben, das ist nur gesund. In heutiger Zeit mit Verhütung und den Möglichkeiten, auch als alleinerziehende Eltern ungeächtet durch’s Leben zu gehen, gibt es für mich wirklich keinen Grund, vorehelichen Sex künstlich zu verteufeln.
Allerdings kann man sich trefflich über den Umfang von vorehelichem Sex streiten. Ich persönlich glaube, Gott stellt uns Menschen zur Seite, mit denen wir durch’s Leben gehen, bestimmte Familienmitglieder, Freunde und eine feste Partnerin oder einen festen Partner. Die Meinung, dass man sich für diesen Partner oder diese Partnerin aufheben sollte, halte ich für ganz groben Unfug. Vor allem, weil alle Metaphern, Sinnbilder und Schreckgeschichten nur auf Frauen ausgerichtet sind und niemals den Mann in den Blickpunkt nehmen. Die Frau ist dann auf einmal die zerknüllte Rose, die niemand mehr haben will, weil sie schonmal Sex hatte. Diese Denkweise ist meiner Ansicht nach einfach widerlich!
Aus den Erfahrungsberichten meiner Freunde und auch aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich aber, dass Sex, gerade wenn man noch im Teenageralter ist, nicht immer unproblematisch ist. Manche fühlen sich vielleicht gedrängt, andere schlafen mit jemandem, der sie schlecht behandelt. Man hat möglicherweise das Gefühl, eine bestimmte Performance abliefern zu müssen und das ist alles nicht gerade schön. Ich glaube, wenn man sich an der Stelle mehr Zeit gibt und vielleicht auf jemanden wartet, die/der einen gut behandelt, bei dem/der man sich wirklich geborgen fühlt, dann ist Sex auch schöner.
Ich glaube also, Gott hat nichts gegen Sex, nichts gegen vorehelichen Sex, nichts gegen gleichgeschlechtlichen Sex. Was es an Regeln gibt, die manche Menschen heute noch ausleben, erklärt sich meiner Meinung nach aus der Geschichte heraus – aus einer Zeit ohne Verhütungsmittel. In einer modernen Gesellschaft und in einer modernen Kirche haben irgendwelche Reinheitsmythen keinen Platz mehr. Sex ist Teil einer Beziehung zwischen zwei Menschen und sollte auch im Glauben als etwas völlig Natürliches behandelt werden. Sex ist schön, wenn sich zwei Menschen vertrauen und verantwortungsvoll miteinander umgehen und ein Gott der Liebe kann auch gegen das Liebe-machen nichts einzuwenden haben.
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Tags: ChristChristentumevangelischGeschlechtsverkehrGlaubeGlaubenKirchemodernprotestantischSexSex vor der Ehe