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Ins fantastische Wien – eine Reise durch die Zeit
Die Semesterferien stehen vor der Tür. Dann endlich können sich die Student*innen zurücklehnen und tief ausatmen. Viele entscheiden sich für einen schönen Urlaub. Doch die große Frage ist, wohin es gehen soll. Nach Wien! Ich nehme euch dorthin mit.
Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten
Viele kleine Gassen zweigen von den viel befahrenen und überfüllten Straßen ab und zeigen ein Wien, das mich ein bisschen an Venedig erinnert. Hohe Häuser strecken sich links wie rechts von mir zur Himmelsdecke empor und werfen einen angenehmen Schatten, in dem ich mich vor der Sonne verstecken kann. Die royalen Fassaden um mich herum erinnern an eine längst vergangene Zeit, die mich in ihren Bann zieht. Dumpf ist das gleichmäßige Traben von Pferden zu hören, die Tourist*innen durch die Altstadt, vorbei an erhabenen und uralten Kirchen, führen. Hier fühle ich mich wohl.
Die Semesterferien stehen kurz vor der Tür und die Klausuren werden bald geschrieben sein. Dann endlich können sich Student*innen zurücklehnen und tief ausatmen – die meisten jedenfalls. Viele entscheiden sich für eine Reise hinaus in die Welt, um einfach mal Urlaub zu machen und von allem wegzukommen. Doch die große Frage ist, wohin es gehen soll. Nach Wien! Ich war in den Pfingstferien fast eine Woche alleine dort und konnte mich nicht satt sehen an einer Kultur, die direkt an meine grenzt, aber doch so verschieden ist. Um auch euch von der Stadt zu überzeugen, nehme ich euch dorthin mit.
Spacige Grüße aus Wien
Meine Reise begann am Sonntag am Duisburger Hauptbahnhof. Ein aufgeregtes Kribbeln durchfuhr mich, als der ICE nach Nürnberg langsam eintrudelte. Mein erster Urlaub ganz alleine begann, als ich mich auf meinem Platz niederließ. In Nürnberg angekommen wechselte ich in einen ICE, der mich direkt zum Wiener Hauptbahnhof bringen sollte, in dem ich das Vergnügen hatte, einen Fensterplatz zu erhaschen. Schon als der Zug die österreichische Grenze überfuhr, wandelte sich die Umgebung zu langen Felder, am Horizont aufragenden Hügeln, vielen Wäldern und weit und breit nur ein paar einzelnen Häusern.
Der Wiener Hauptbahnhof empfing mich dann mit der modernsten Ausstattung. Doch als ich nach einer kurzen Fahrt mit der U-Bahn mitten in der Stadt stand, umfing mich die typische Wiener Atmosphäre: Häuser im Habsburger Stil mit hunderten abzweigenden Gassen.
Tipp No. 1: Nehmt den Zug. Als ich gebucht habe, waren Zug- viel günstiger als Flugtickets . Die Verbindungen waren super und ein Highlight war, die Natur beobachten zu können.
Mein Hotel war etwas ganz Außergewöhnliches. In der Nähe der Donau gelegen führte eine Tür mit der Aufschrift Space Hotel ins Innere. Dort befand sich ein Eingangsbereich mit Garderobe und im großen Raum verstreut standen im Doppelpack mehrere „Spacekapseln“ an den Wänden. In einem Schließfach schloss ich meine Habseligkeiten ein und schaute mir dann meine „Kapsel“ an. Die Kapsel umschloss eine Matratze, die für eine einzelne Person ausgelegt war. Über eine Steuerung an der Wand konnte ich die Lichter, meine Tür und die Lüftung kontrollieren. Das „normale“ Licht umrandete einen Spiegel, während spaciges blaues Licht einmal um die ganze Decke gelegt war. Auch wenn die Matratze meines Erachtens etwas dicker hätte sein können und mein Nachbar direkt über mir etwas laut war, habe ich meinen Schlaf bekommen. Die Erfahrung hat sich allemal gelohnt.
Tipp No. 2: Das Space Hotel gibt es gleich viermal in Wien und die Innenstadt ist fußläufig zu erreichen. Die Kapseln gibt es für eine oder auch für zwei Personen. Sie sind sehr preiswert im Gegensatz zu anderen Hotels und meistens halten sich dort alle an die Ruheregelung.
Erkundung der Altstadt
Mein Fehler war, dass ich den Pfingstmontag als Feiertag nicht mit eingeplant hatte, sodass an meinem zweiten Tag alle Geschäfte und Lokale zu hatten und ich mich mit günstigeren Alternativen begnügen musste. Dabei standen mir äußerst gesunde Fast-Food-Ketten wie McDonalds und Burger King zur Seite. Doch dieser Umstand führte mich am Vormittag zum NYSE Café, ganz in der Nähe meines Hotels. Zu meinem Tee bestellte ich mir noch ein Bananenbrot, das wirklich zum Niederknien war. Es war ein kleines Café, aber sehr nett eingerichtet mit Holzmöbeln und einer gewölbten Decke in Weiß.
Tipp No. 3: Es gibt viele kleine leckere Cafés, verteilt in und um Wien, aber wer Bananenbrot liebt, sollte sich dieses nicht entgehen lassen.
Nach dem leckeren „Frühstück“ startete ich mit meinem Handy in der Hand eine Entdeckungsreise durch die Altstadt, die mich zum Stadtpark führte, wo ich auf einer der vielen Sitzmöglichkeiten das Denkmal von Johann Strauss und den Fluss beobachten konnte. Mein Weg leitete mich weiter zur imposanten Karlskirche mit ihren blauen Dächern und zwei Säulen, die rechts und links die Seiten säumten. Von innen wie auch von außen strahlt die Kirche einen besonderen Charme aus, mit goldenen Mustern und stilvoll verzierten Vertäfelungen. Ein Bild einer fliegenden Taube in der Mitte des Daches verspricht Frieden.
Tipp No. 4: Der Eintritt zur Karlskirche kostet 5 Euro für Student*innen. Dafür kann man die Stufen zur Orgel bis hin zum Dach hinaufsteigen und einen tollen Ausblick genießen.
Mein nächstes Ziel war die Oper, die ich lediglich von außen bestaunt habe, aber durch ihren Renaissancestil ein schönes Motiv bildete. Meine letzte Station sollte an diesem Tag der Stephansdom sein. Als ich an den Geschäften der Einkaufspassage langging, wusste ich noch nicht genau, wohin mich mein Weg führte. Gemütlich schlenderte ich durch die Straßen, als sich der Anblick des Stephansdoms hinter den Häusern mit voller Pracht auftat. Die Sonne strahlte auf den Dom, der dadurch als ein wirklich einzigartiges Bauwerk nur noch eindrucksvoller erschien, das auch von innen einiges hergibt. Den Platz um den Dom erfüllten die Klänge von Straßenmusik. Ein schönes Ende für den Tag.
Der dritte Tag war allerdings überschattet von schlechtem Wetter, an dem ich den Vormittag in einem der Einkaufszentren verbrachte oder versunken in einem Buch im Hotel lag.
Eine Reise in die Habsburger Dynastie
Am Dienstag hatten endlich wieder alle Geschäfte geöffnet wie auch der Lebensmittelladen in unmittelbarer Nähe des Hotels, in dem ich mich mit allen möglichen Produkten eingedeckt habe. Danach konnte ich mit einem vollgepackten Rucksack in den Tag starten.
Tipp No. 5: Ich kann nur empfehlen, das Essen im Supermarkt zu besorgen. Es gibt eine sehr große Auswahl an gesunden, fertigen Lebensmitteln.
Für die letzten beiden Tage habe ich mir den sogenannten Vienna Pass gekauft, um mit den HopOn-HopOff-Bussen fahren zu können. Dazu hatte ich mit dem Ticket noch freien Eintritt in viele verschiedene Museen und Aktivitäten.
Tipp No. 6: Der Vienna Pass lohnt sich alle Male durch die vielen freien Eintritte. Über die Website findet man alle Angebote, die das Ticket umfasst, verständlich aufgeführt.
Am vierten Tag bin ich mit dem Bus zu Schloss Schönbrunn gefahren. Vor Ort kam ich fast überall mit dem Pass rein, am Ticketschalter habe ich eine zugewiesene Uhrzeit für das Museum bekommen. Da ich noch etwas Zeit hatte, führte mich mein Weg zum kleinen schönen Kronprinzengarten, der direkt neben dem Schloss lag. Fast vollständig wurde er von einem Wall aus Grün umringt, durch den man im tiefsten Schatten laufen konnte und geheime Gucklöcher den Blick auf den Garten freigaben.
Im Museum wurde ich dann direkt in die Zeit der Habsburger zurückgeschleudert. Die Prunksäle der Kaiser*innen strahlten eine glorreiche Vergangenheit aus. Mit einem Audioguide fühlte ich mich der Lebensweise und Lebensumstände der Menschen damals näher. Vor meinem geistigen Auge drehte sich der Adel zu den Klängen des Wiener Walzers und die kaiserliche Familie dinierte an einem langen Tisch mit den leckersten Speisen, die man sich nur vorstellen kann.
Neben dem Schloss und dem Kronprinzengarten haben mir das Palmenhaus und das Wüstenhaus am besten gefallen. Im Palmenhaus hatte ich das Gefühl, dass ich mitten in einem Urwald sitze. Eine Tür führte in eine tropische Landschaft, in der Palmen wuchsen, die hohe Luftfeuchtigkeit gewöhnt waren. Mit meinem Rucksack auf dem Rücken fühlte ich mich wie auf einer Expedition durch den Regenwald des Amazonas. Das Wüstenhaus beherbergte verschiedene Vogelarten, Schildkröten und weitere Tiere, die in trockenen Gebieten leben.
Tipp No. 7: Schloss Schönbrunn ist ein Muss, wenn man Urlaub in Wien macht. Die Gartenanlage hat viel zu bieten, sodass man hier locker einen ganzen Tag verbringen kann.
Ein Stück Kultur
Am Nachmittag des vierten Tages, wie auch am fünften Tag, durchwanderte ich mehrere Museen in der Innenstadt. Neben dem Naturhistorischen Museum bot die Albertina Kunst von Picasso bis Monet, während das Literaturmuseum die Geschichte der Schreibkunst im Wandel der Zeit beherbergte.
Ich als absoluter Kinofan konnte es mir nicht entgehen lassen, am letzten Abend eine Vorstellung im Gartenbaukino, eines der ältesten Kinos Wiens, anzusehen. Die gemütliche Atmosphäre voller Nostalgie, gepaart mit dem gesellschaftskritischen Film Everything Everywhere All at Once, hat den Abschied abgerundet.
Tipp No. 8: Es gibt wirklich viele wunderschöne alte Kinos in Wien. Wer aber an anderen Stars und Sternchen interessiert ist, der kann auch der Urania-Sternwarte einen Besuch abstatten und in einer Veranstaltung durch das Teleskop blicken. Mir war das aufgrund eines bewölkten Himmels nicht möglich.
Überzeugt?
Wien hat noch viel mehr zu bieten, als ich in meinen Tagen erleben konnte. Es ist, als wäre es nicht nur die Reise in die österreichische Hauptstadt, sondern auch die vielen verschiedenen Reisen innerhalb der Stadt, die einen besonderen Flair erzeugen. Ich kann nur empfehlen, Wien in allen Facetten kennenzulernen und sich auf diesen Ort einzulassen.
Dieser Artikel stellt nur die Meinung der AutorInnen dar und spiegelt nicht unbedingt die Ansichten der Redaktion von seitenwaelzer wider.
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Benja Bauroth
"Follow your dreams, they know the way" - ein Motto, das sie direkt zum Studium in Kommunikationswissenschaft nach Münster geführt hat. Durch ihre Liebe zu Büchern und Filmen reist sie durch verschiedene Mythologien, jagt Dämonen oder schwingt den Zauberstab. Doch auch ihre Abenteuerlust führt sie auf reale Reisen nach Irland oder Skandinavien. Bei Spaziergängen unter dem Sternenhimmel philosophiert sie gerne über das Leben.
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