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Von Smart Grids und Elektrotechnik – Teil 1

Wie kommt man von der Praxis in die Lehre? Und was macht ein Hochschulprofessor in seiner Freizeit? Diese und weitere Fragen beantwortete uns Prof. Neumann von der Hochschule Hamm-Lippstadt und gibt damit einen Einblick in das Studium der Energietechnik und den Berufsweg eines Ingenieurs.
| Patrick Schuster |

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Seb Zurcher | Unsplash

Wie kommt man von der Praxis in die Lehre? Und was macht ein Hochschulprofessor in seiner Freizeit? Diese und weitere Fragen beantwortete uns Prof. Neumann von der Hochschule Hamm-Lippstadt und gibt damit einen Einblick in das Studium der Energietechnik und den Berufsweg eines Ingenieurs.

Prof. Uwe Neumann ist seit 2010 Professor für „Elektrische Energieversorgung und Smart Grids “ an der Hochschule Hamm-Lippstadt.

„Geboren in Lünen, studierte Prof. Dr.-Ing. Uwe Neumann Elektrotechnik mit Schwerpunkt Energietechnik an der Universität Dortmund, war dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für elektrische Energieversorgung tätig und promovierte über „Integrierte Instandhaltungsplanung für elektrische Energieübertragungssysteme“.


Anschließend war Prof. Dr.-Ing. Uwe Neumann bei IBM als Managing Consultant im Bereich der Versorgungsunternehmen tätig und hier vor allem zuständig für die Einführung von Instandhaltungsmanagementsystemen und die Überwachung der Prozesse im technischen Netzbetrieb. Als Senior Project Manager bei E.ON Inhouse Consulting war er während der letzten vier Jahre verantwortlich für die internen Bereiche „Netz“ und „Versorgung“. Außerdem gehörte hier auch das Themenfeld der Smart Grids zu seinem Zuständigkeitsgebiet.

(Auszug aus der Vita von Prof. Dr. Neumann

Fangen wir einfach mal ganz vorne an: Was hat sie zum Ingenieursstudium bewegt?

Prof. Dr. Neumann: Ich habe mir in der Schulzeit natürlich schon Gedanken gemacht, wo meine Stärken liegen. Ich hatte damals Mathe und Englisch als Leistungskurs, und wollte gerne etwas machen, in dem ich beides verbinden kann und stieß recht schnell auf den Berufszweig des Ingenieurs. So begann ich dann Elektrotechnik an der heutigen TU Dortmund (damals noch Universität Dortmund) zu studieren, wo ich dann in den späteren Semestern Energietechnik als Schwerpunkt wählte.

Mit was für einem Schnitt haben sie dann ihr Studium abgeschlossen?

Prof. Dr. Neumann: Ich weiß nur noch, dass eine 1 vor dem Komma war, dafür hat sich dann später niemand mehr wirklich interessiert.

Bis auf die erste Festanstellung vermutlich, wie kamen sie dazu?

Prof. Dr. Neumann: Diese ergab sich tatsächlich schon während meiner Diplomarbeit, meine erste Festanstellung auf Vollzeit hatte ich während meiner Promotion an der Uni. Damals war es am Lehrstuhl üblich, dass alle, die promovierten, eine volle Stelle hatten und somit ein normales Ingenieursgehalt verdienten.

Ich blieb dann noch etwa 4 1/2 Jahre an der Uni und kam während der Promotion mit mehreren Firmen in Kontakt, unter anderem auch der International Business Machines Corporation („IBM“). Und da man mich dort schon kannte, lief die Einstellung auch recht problemlos ab. Der spätere Wechsel zum Energieversoger lief auf ähnliche Weise ab, in dem schon in unterschiedlichen Projekten Kontakte mit dem neuen Arbeitgeber geknüpft werden konnten.

Worüber haben sie damals ihre Doktorarbeit geschrieben und war das ihr Lieblingsthema?

Prof. Dr. Neumann: Mein Thema war damals „Instandhaltung in elektrischen Energieversorgungsnetzen“, was bis heute immer noch mein Thema ist, was sich auch dadurch auszeichnet, dass es ein Bestandteil des Studienganges „Product and Asset Management“ ist, den ich als Studiengangsleiter betreue. Im Lehrstuhl damals lag schon ein großer Schwerpunkt auf dem Thema der „Energieversorgungsnetze“. Das hat mich bis in das spätere Berufsleben begleitet.

Was muss man sich unter dem Thema vorstellen?

Prof. Dr. Neumann: Anfangs ist es viel Elektrotechnik hinsichtlich netztechnischer Grundlagen, aber später spielen viele wirtschaftliche Aspekte eine wichtige Rolle. Vieles dreht sich um die Fragen: Wie betreibt man ein Netz wirtschaftlich? Wann baue ich was und wofür? Wie führe ich die Instandhaltung durch? Wie organisiere ich die Einsatzplanung? Wie gestalte ich meine Prozesse günstig im Zuge der Energiewende? Stichwort: Intelligenz statt Kupfer.

Wenn man ihre Vita liest, stößt man sehr oft auf den Begriff „Smart Grid“, was muss man sich als Laie darunter vorstellen?

Prof. Dr. Neumann: Es gibt verschiedene Ansätze für Definitionen. Vereinfacht kann man sagen, dass Netze zentrale sowie dezentrale Storm-Erzeugungsanlagen intelligent mit den entstehenden Strom-Lasten verknüpfen und jeder Netzteilnehmer genau die Information erhält, die er für einen effektiven und effizienten Betrieb benötigt. Das heißt beispielsweise, dass der Verbraucher weiß, wann ein Überschuss an regenerativen Energien zu Verfügung steht und – falls sie Marktmechanismen entsprechend ausgeprägt sind – sich genau dann anschalten kann.

Das ganze läuft letztendlich auf eine Verknüpfung des reinen Energieversorgungsnetzes mit Kommunikationsnetzen und der IT hinaus, sodass Informationen zwischen den einzelnen Netzteilnehmern verteilt werden. Das Energieversorgungsnetz regelt entsprechend die meisten Prozesse selbstständig: Von wem wird gerade wie/wohin/was geschickt? Computer und Programme erfassen die Daten und sorgen dafür, dass das Netz im Gleichgewicht bleibt. Der Mensch greift dann ein, wenn es zu unvorhergesehenen Zuständen kommt, die nicht automatisch geregelt werden können. Hierfür ist es jedoch erforderlich, dass die ihm zur Verfügung gestellten Informationen so verdichtet sind, dass er die Entscheidungen zeitgerecht fällen kann.

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