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Journalistik? Warum nicht Journalismus?

Zoom, Online-Studium,... heute ist das der Uni-Alltag von vielen. Aber immerhin ist der Weg zur Uni nicht weit: vom Bett zum Schreibtisch. In Felicias Fall: Zu ihrem Studium der Journalistik.
| Felicia Holtkamp |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Markus Winkler, Pixels

,,Bitte warten, der Meeting-Moderator lässt Sie in Kürze eintreten“, steht es schwarz auf weiß auf meinem Bildschirm. Ich lese diesen Satz zum gefühlt tausendsten Mal, seitdem mein erstes Semester Anfang Oktober begonnen hat. Meine Unterrichtsräume sind die immer wiederkehrenden Zoom-Meetings. Meine Kommiliton*innen und Dozent*innen kenne ich nur von den vielen kleinen Quadraten auf meinem Bildschirm, in denen sich jeweils eine Person befindet. Anstatt dass wir Studenten uns im Unterricht Dinge zuflüstern, schreiben wir diese im Privatchat auf Zoom. Wer gerade erst aufgestanden ist, lässt seine Videokamera aus und wem die Antwort auf eine Frage nicht einfällt, der täuscht Internetprobleme vor. Vor einem Jahr hätte sich das noch keiner vorstellen können – heute ist das Online-Studium der Uni-Alltag von vielen. Aber immerhin ist mein Weg zur Uni nicht weit: aus dem Bett zwei Meter weiter an den Schreibtisch. 

,,Und was machst du jetzt so?“

Die Frage ,,Und was machst du jetzt so?“ wird einem nach dem Schulabschluss häufig gestellt. Deswegen ist es empfehlenswert, stets eine Standard-Antwort parat zu haben. Meine lautet folgendermaßen ,,Ich studiere Journalistik in Hannover“. 

Darauf folgen meisten ein verwirrter Blick und weitere Fragen ,,Journalistik? Wo ist denn da der Unterschied zu Journalismus?“. Das ist eine gute Frage, auf die ich bis zum Studienbeginn selbst keine Antwort hatte. Doch jetzt kann ich sagen: Journalistik ist schlichtweg die Wissenschaft, die sich mit dem Journalismus beschäftigt.

Die Studien der Journalistik und Publizistik umfassen die Verarbeitung von Nachrichten und ihren Informationen sowie deren anschließende Verbreitung durch Medien wie Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehen, Hörfunk und Internet. 

Die Studiengänge werden sowohl an privaten als auch an staatlichen Hochschulen angeboten. Um an den privaten Hochschulen zu studieren, müssen extra Studiengebühren gezahlt werden. Aber es besteht auch die Möglichkeit, Journalistik im Bachelor an staatlichen Hochschulen in Magdeburg, Eichstätt, Gelsenkirchen, Passau, Dortmund oder Hannover zu studieren. Da war Hannover für mich persönlich das geringste Übel.

Die zweite Frage, die mir auf meine Standard-Antwort gestellt wird, lautet ,,Hä? Hannover? Warum nicht Münster?“. Für uns Münsterländer ist es so typisch, in Münster zu studieren, dass denjenigen, die außerhalb der Heimat studieren, nur Verständnislosigkeit entgegenschlägt. Gerade mit Hannover können nur die wenigsten Leute etwas anfangen. Das liegt vor allem daran, dass sich kaum jemand in diese große Stadt mitten im Nirgendwo – und dann auch noch in Niedersachsen – traut. Hannover ist vor allem durch die Weltausstellung im Jahre 2000 bekannt, auf dessen ehemaligen Gelände auch meine Fakultät liegt (Expo Plaza 2, Weltausstellungsallee Ecke Lissabonner Allee – ziemlich cool wie ich finde). Doch Hannover hat noch viel mehr zu bieten. Die Herrenhäuser Gärten gehören zu den Top Sehenswürdigkeiten sowie das neue Rathaus. Der schlossähnliche Prachtbau wurde 1913 fertiggestellt und hat die Weltkriege nur überlebt, weil es zur Orientierung der Bombenwerfer beitrug, sodass diese die Stadt drum herum zerstören konnten. Außerdem ist die Künstlerin Niki de Saint Phalle eine Ehrenbürgerin Hannovers. Sie hat der Stadt zahlreiche ihrer Kunstwerke vermacht, die sowohl als Statuen in der Stadt wie auch im Sprengel Museum zu finden sind. Mehr kann ich zugegebenermaßen nicht von Hannover erzählen, da ich Corona-bedingt das erste Semester im Online Studium in meiner Heimatstadt verbracht habe. Ich studiere also in einer Stadt, die ich erst wenige Male gesehen habe.

Felicia Holtkamp | seitenwaelzer.de Die Staatsoper in Hannover

Aufbau und Inhalte des Studiums

An der Hochschule Hannover werden im ersten und zweiten Semester journalistische und medienwissenschaftliche Grundlagen wie Recherchieren, Schreiben, Organisieren und Gestalten gelehrt. Da das Studium alle vier Mediengattungen einschließt, werden Beiträge für Zeitungen, Radio, Fernsehen und digitale Medien produziert.

Eines meiner Lieblingsfächer im ersten Semester war Journalistische Darstellungstechniken. Hier wurden die verschiedenen Darstellungsformen vorgestellt und die theoretischen Grundlagen zur Recherche, Aufbau und dem Schreiben an sich geschaffen. Praxisorientiertere Fächer sind Hörfunk, Online Journalismus und Visuelle Kommunikation. In diesen Fächern sollten wir selbst Audiodateien aufnehmen und schneiden, Artikel auf unserer eigenen Website veröffentlichen und Bilddateien bearbeiten.

Der Studiengang Journalistik an der Hochschule Hannover ist generell sehr praxisnah. Es werden kaum Klausuren geschrieben, was mir sehr entgegenkommt, weil ich ein kleiner Lernmuffel bin. Der Leistungsnachweis findet deshalb über praktische Übungen wie Berichte, Audioaufnahmen, Online-Artikel und Hausarbeiten statt. Im dritten Semester geht es für eine viermonatige Praxisphase in den Medienbetrieb eigener Wahl und ab dem vierten Semester werden die erlernten journalistischen Kompetenzen vertieft und gefestigt. Den Abschluss des Studiums bilden ein praktisches Projekt und eine Bachelorarbeit. 

Die Voraussetzungen für den Studiengang sind vor allem die Beherrschung der deutschen Sprache in Wort und Schrift. Ein Deutsch LK oder die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte allgemein verständlich wiederzugeben, können auch nicht schaden. Das Interesse an vielfältigen Themen sowie die Gründlichkeit und Genauigkeit bei der Recherche sind ebenso wichtig. Bücherwürmer, kreative Köpfe, nebenberufliche Talkmaster sowie Geschichts- und Politikjunkies sind hier an der richtigen Adresse.

Mein Bildschirm wird schwarz und die Gesichter meiner Kommiliton*innen schauen mir aus den vielen kleinen Quadraten entgegen. Der Zoom-Unterricht wird fortgesetzt.

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Felicia Holtkamp

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