Kino & Serie / Kultur und Medien

Kinokritik: The Revenant

Ein Oscar für Leo?
| Robin Thier |

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

©The Revenant | 20th Century Fox

Zehn Oscar-Nominierungen erhielt dieser Film und viele sind sich bereits jetzt einig, dass Leonardo DiCaprio nun endlich seinen verdienten Preis in den Händen halten werde. Die Messlatte liegt also hoch bei „The Revenant“.

Regisseur Alejandro González Iñárritu machte im vergangenen Jahr von sich reden, wie kaum ein anderer Filmemacher. Der scheinbar ohne Schnitt gefilmte Kinofilm „Birdman“ sahnte bei den Oscars ordentlich ab und die Welt war gespannt, was der Fan von schnittlosen Einstellungen als nächstes in Angriff nehmen würde. Herausgekommen ist ein, unter den widrigsten Bedingungen produziertes, Überlebensdrama, das uns um 1800 in die Weiten des amerikanischen Westens versetzt. Die Geschichte basiert auf dem Roman „Der Totgeglaubte“ von Michael Punke.

Die Story

Der Trapper (Fallensteller) Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) ist zusammen mit einigen Felljägern auf einer Expedition durch den rauen Norden Amerikas. Das eisige Klima, sowie die ständigen Konflikte mit Ureinwohnern machen die Reise zu einer Tortur. Als er schließlich schwer verwundet wird, lassen ihn seine Kollegen verletzt zurück, in dem Glauben, er werde nicht überleben. Trotz seiner Wunden schafft er es jedoch und macht sich auf den langen Weg zurück.

Die Gewalt der Natur

Das größte Merkmal des Filmes ist die Natur. In atemberaubenden Landschaften und wunderschönen Bildern spielen sich harte und unbarmherzige Ereignisse ab, die in teilweise sehr langen Szenen ohne einen einzigen Schnitt eingefangen werden. Die Kamera ist stets ganz nah bei den Figuren und dabei entsteht oft das Gefühl, man sei mitten im Geschehen und könne sich in einigen Szenen verlieren. Selten wurden die Schönheit und Tödlichkeit der Natur so brilliant eingefangen, wie hier. Auch die Darsteller bekamen diese Gewalten während des Drehs zu spüren. Kameramann Emmauel Lubezki (Birdman, Gravity, the Tree of Life) bestand darauf, nur mit natürlichem Licht zu drehen, sodass jeden Tag nur wenige Stunden gefilmt werden konnte. Somit zog sich der Dreh in eisiger Kälte über Wochen hin und man merkt an vielen Stellen, dass hier Schauspieler bis an ihre Grenzen gehen. Geschadet hat das dem Film jedoch nicht. Selten sah das Leiden eines Verwundeten so echt aus und selten war das raue Leben im Film realistischer.

Realismus pur

Ich hatte ja schon erwähnt, wie real alles wirkt, und das ist ebenfalls eine der großen Stärken des Filmes. Von der Ausstattung her, bis zu den verdreckten Charakteren, den Witterungsverhältnissen und inklusive eines animierten Bären, der an Realismus kaum zu überbieten ist, merkt man nur sehr selten, dass es sich um Schauspieler und Kulissen handelt. Da gehört es auch dazu, dass die Ureinwohner ihre eigene Sprache sprechen und die französischen Trapper natürlich französisch. Angefangen bei zerstörten Indianerdörfern, bis hin zu einer ganzen Kampfszene: Man hat das Gefühl, als sei die Crew in die Vergangenheit gereist und habe alles vor Ort gefilmt. Realismus pur! Da verschmerzt man es auch mal, wenn die Charaktere an ihren Verletzungen unter normalen Umständen schon dreimal gestorben wären. Von dem klassischen Western hat dieser Film jedoch gar nichts mehr und kann allerhöchstens entfernt noch mit dem Film „True Grit“ verglichen werden, der ebenfalls großen Wert auf Realismus legte.

Eine wahre Geschichte

Ganz besonders beeindruckend ist jedoch, dass die Geschichte auf wahren Ereignissen basiert und am Ende ist man froh aus dem Kino in die Kälte hinauszutreten und mit einer dicken Winterjacke, sowie einer Busfahrkarte ausgestattet zu sein. Ein epischer Film der etwas anderen Art. Dieses Erlebnis sollte man sich gerade im Kino nicht entgehen lassen, da der Streifen auf dem heimischen Fernseher bei weitem nicht so mit seinen Bildern beeindrucken kann. Ob es für einen Oscar für DiCaprio reicht, weiß ich nicht, aber der Film als solcher ist definitiv den einen oder anderen goldenen Herren wert. So stellt man sich das Leben im Wilden Westen zu jener Zeit vor. Hart und grausam, aber in wunderschöner Natur.

Es sei noch angemerkt, dass der Film, freigegeben ab 16 Jahren, nichts für zarte Gemüter ist, da einige Szenen schon sehr brutal und rau sind und besonders der Grad an Realismus hierbei ein bisschen verstörend wirken kann.

 

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Robin Thier

Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.

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