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Kopfüber durch den Wahnsinn – Review „Shadow in the Cloud“

Spektakel nur des Spektakels willen: Dieser abgefahrene Kracher ist ein absolutes WTF-Fest in luftiger Höhe. Jetzt auch mit Gremlin.
| Daniel Rublack |

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Wichtige Bekanntmachung!

Worauf bei der Luftwaffe so alles zu achten ist, erklärt man am besten in einem lustigen Cartoon. Ganz im charmanten Stil der 40er-Jahre erfährt der zunächst faule Pilot:

Unfälle werden von unvorsichtigen Piloten verursacht, nicht von solchen Kreaturen. Denn Gremlins gibt es nur in deinem Kopf. Oder?!

Diese Frau hat ein Päckchen zu tragen

Maude Garrett erreicht die Luftwaffenbasis Auckland in tiefster Dunkelheit. Die Person, welche sie nach der The Fool´s Errand fragt, verschwindet wie aus dem Nichts – im absoluten Nichts. Nur wabernder Nebel bleibt zurück und wie Maude fragen wir uns: Wo ist er hin? Während das erste WTF bereits leise seine Runde dreht, erblickt Maude das gesuchte Flugzeug auf einmal hinter sich.

Jetzt aber schnell an Bord, die Propeller drehen sich schon. Die Crew ist über das plötzliche Auftauchen der jungen Dame extrem verwundert, aber die Befehle sind eindeutig. Transportiert sie von A nach B – und vor allem ihr Paket. Öffnen verboten, fragen auch. Da der einzig freie Platz im Geschützturm ist, nimmt Maude eben dort Platz. Auf geht der wilde Flug.

Das Mädchen und die Jungs

Shadow in the Cloud kennt zwei Charaktere. Die Crew und Maude. Die Crew sieht man nur kurz zu Beginn und hört man dann fast nur über den Bordfunk. Wer hier wer ist tut kaum etwas zur Sache. Es sind Soldaten in einem Flugzeug, jeder hat seine Aufgabe. Punkt.

Der Fokus liegt ganz klar bei Maude. Wir bleiben die ganze Zeit bei ihr – im engen Blechkasten und auch an anderen, luftigeren Orten des Flugzeugs. Als junge Dame mit mysteriösem Auftrag passt Chloë Grace Moretz wirklich gut. Erste anzügliche Aussagen über ihr Heck kontert sie sofort und beweist technisches Geschick. Den Grund hinter ihrem toughen Auftreten erfahren wir relativ zeitnah – und diese Wendung überrascht definitiv!

Wie Shadow in the Cloud den Gremlin einführt ist ziemlich gewitzt. Der Streifen baut ein schön unbehagliches „Da ist doch etwas“-Gefühl auf. Und dann ist er einfach da: Der Gremlin. Er zerlegt das Flugzeug und möchte dabei bitte nicht gestört werden. Blöd, wenn dann jemand gerade im Geschützturm sitzt.

Abgedrehtes WTF-Fest in luftiger Höhe

Offiziell dauert Shadow in the Cloud 83 Minuten. Rechnet man Abspann und Cartoon heraus, bleiben etwa 75 Minuten effektive Spielzeit. Ein schneller Blick auf die Checkliste:

Der Rest gehört ganz dem wahnwitzigen Chaos voller WTF-Momente. Und davon bietet die neuseeländisch-amerikanische Produktion von 2020 jede Menge. Auf ausgelutschte Jump wird schönerweise verzichtet.

Gestatten – der Beat.

Schon zu Beginn begrüßt einen der Film mit einem kräftigen Synthie-Sound. Was kaum zu einem Werk mit Kriegs-Thematik passen sollte, tut es irgendwie doch. Denn Shadow in the Cloud ist eine wilde Mischung verschiedenster Genres. Weder Fisch noch Fleisch – und deswegen herrlich unkonventionell.

Der Soundtrack nimmt diesen Aspekt gut auf. Gefühlt läuft er immer etwas neben der Spur, immer etwas zu schnell und immer ein wenig schief – was wunderbar zur chaotischen Atmosphäre passt. Zum Einschlafen sollte man ihn deswegen aber besser nicht nehmen.

Satte Dunkelheit, saubere Effekte

Obwohl Shadow in the Cloud lange in der Nacht spielt, ist der Streifen nicht zu dunkel geraten. Es gibt einige schöne Spielerein mit Reflektionen und Farben, etwa direkt zu Beginn, wenn sich Lichter in einer Pfütze spiegeln. Einschränkend muss ich dazu sagen, dass ich den Film bei dunklen Lichtverhältnissen und in der Ultra-HD-Version (4K) gesehen habe. Generell ist es ein Werk, dass man eher am Abend schauen sollte – das passt einfach besser zur gesamten Atmosphäre.

Ebenfalls überzeugend ist das CGI. Die Computer-Hintergründe binden sich flüssig in das Bild ein und sorgen für einen stimmigen Look. Aggressiv herausstechende Green Screens bleiben einem hier erspart. Auch der Gremlin ist ansprechend abstoßend animiert. Dieser Eindruck hält sich sogar, wenn Menschen mit ins Bild kommen. Ich wusste bisher gar nicht, dass ich Chloë Grace Moretz gerne im Stil einer MMA-Fighterin gegen einen Gremlin kämpfen sehen wollte. Jetzt weiß ich es.

Mehr abgefahrenes Spektakel? „Operation: Overlord“ ist ein genialer Nazi-Zombie-Kriegs-Splatter.

Wenn der Kracher ab der Hälfte so richtig loslegt, gönnt er sich auch ein paar blutige Gewaltspitzen. Die kommen etwas überraschend und sorgen für noch mehr Wucht. Ach ja: geflucht wird sowieso am laufenden Band. So soll es sein, wenn das Chaos ausbricht.

Der Verstand auf dem Kopf

Besonders eine Sequenz sticht in Shadow in the Cloud besonders heraus. Physik und Logik spielen hier keine Rolle mehr, denn der geeignete WTF-Pegel ist eh schon längst erreicht.

Maude muss das Flugzeug von außen begehen. Kopfüber, in vollem Tempo. Während die Kamera um 180° dreht, kommentiert der Score, dass hier gerade etwas aus dem Gleichgewicht gerät. Und dann setzt donnernder Bass ein, der das Adrenalin aber mal so richtig durch die Adern pumpt. Bevor man sich richtig fragen kann, wie sich Maude eigentlich genau festhält, eröffnen im Hintergrund schon die ersten Kampfjets das Feuer.

Es kracht und ballert von allen Seiten, Flammen und Explosionen füllen die Leinwand und unter allem drückt der Bass, der sogar noch eine Stufe tiefer geht. So muss Spektakel! Ich persönlich schaue solche Szenen auch noch etliche Male, wenn ich den Film beendet habe. Und in diesem Fall sogar noch an den beiden darauffolgenden Tagen. Einfach nur diese Szene, weil sie so viel Spaß macht. Das spricht wohl Bände.

Kommt an Bord

Shadow in the Cloud ist ein abgefahrenes Spektakel, dessen primärer Sinn das Spektakel selbst ist. Die Geschichte rund um Maude – mit Chloë Grace Moretz passend besetzt – und ihr Paket dient dafür als solide Grundlage. Trotzdem bietet sie einige überraschende Wendungen und sogar mehr Tiefe als erwartet.

Das Spektakel selbst ist viel Schall und Rauch – aber vom guten Stoff. Der Look überzeugt mit seinen gekonnten Effekten und der Sound drückt echt heftig. Mit seinen 83 Minuten bleibt der Streifen angenehm kurzweilig und verdient es sich, als Entertainment bezeichnet zu werden.

Wer sich auf ein WTF-Bombast-Gewitter einlassen kann und will, wird mit dem daraus folgenden Dauergrinsen belohnt.

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Daniel Rublack

… schreibt vor allem über Filme. Arbeitet in der „Presse und Kommunikation“ und unterstützt daher mit entsprechendem Know-how.

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