Gesellschaft und Lifestyle / Kultur und Medien
Der Kampf gegen den Schweinehund – Die 60 Tage Sport Challenge
60 Tage, jeden Tag Sport machen. Patrick hat sich dieser Challenge gestellt und berichtet von den Hürden, die er meistern musste - und warum am Ende etwas ganz Anderes wichtig ist!
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
31. März, wir schreiben das Jahr 2018. Entkräftet drücke ich mich ein letztes Mal nach oben. Schweiß rinnt meine Stirn hinab. Ich rücke meine Brille zurecht. Geschafft.
Um kurz den Rahmen zu umreißen für diejenigen, die den Artikel vom Februar nicht gelesen haben: Ich habe mich die vergangenen zwei Monate mit mehr oder weniger großem Erfolg auf eine 60-Tage-Sport-Challenge gestürzt, und bereits Anfang März über die Hürden gesprochen, die sich mir in den Weg gestellt haben. Heute möchte ich ein Fazit aus den 29 von 60 Tages-Herausforderungen ziehen, die ich tatsächlich absolviert habe, und warum es keine 60/60 geworden sind.
Zunächst einmal eine große Hürde, wenn man sich dieser Aufgabe stellen möchte: Disziplin. Sich jeden Tag erneut aufzuraffen Sport zu machen, verlangt jedem, der normalerweise nicht regelmäßig trainiert, eine große Menge an Willenskraft ab. Ich spreche aus der Perspektive von jemandem, der von Natur aus relativ athletisch ist und mit den Aufgaben vergleichsweise wenig Schwierigkeiten hatte. Es war fordernd, aber keine Frage der Körperkraft für mich, da ich auch sonst gerne Sport mache. Einige Übungen haben weniger Spaß gemacht als andere, *hust* Liegestütz *hust*, aber das gehört wohl dazu. Es geht immerhin auch darum, den eigenen Schweinehund zu überwinden.
Eine kleine Randnotiz an all diejenigen, die sagen: “Ich bin zu schwach zum Trainieren, ich kriege nicht einmal eine ganze Liegestütz hin.” Das ist okay. Aber vielleicht wollt ihr es auch einfach nicht genug. Auch das ist okay, aber dann gebt das wenigstens euch gegenüber zu. Ich habe vor ein paar Jahren selbst gerade mal eine ganze Liegestütz am Stück geschafft. Einen Tag habe ich angefangen, 10 ganze Liegestütz über den Tag verteilt zu machen. Einfach nur um mir zu beweisen, dass ich diese Barriere in meinen Kopf durchbrechen kann. Aus 10 über den Tag wurden zweimal fünf und daraus viermal drei, bis ich dann nach zwei Wochen das erste Mal 10 Liegestütz am Stück geschafft habe.
Es klingt so abgedroschen, aber wenn man es wirklich will und vollen Einsatz zeigt, lässt sich weit mehr erreichen, als man sich vielleicht jetzt zutraut… Wenn man es wirklich will.
Die wohl wichtigste Lektion, die ich während dieser zwei Monate gelernt habe, hat eigentlich nicht einmal etwas mit Sport zu tun. Ich habe während der Semesterferien relativ viel gearbeitet und kam oft um 18 Uhr wieder nach Hause. Danach standen mir oder meiner Freundin noch effektiv vier bis fünf Stunden für sonstige Pflichten, Essen und so weiter zur Verfügung. Und da Sport mit anschließendem Duschen gut eine Stunde dieser Zeit in Anspruch nahm, stellte sich mir oft die große entweder/oder-Frage.
Je öfter ich mir diese Frage gestellt habe, desto mehr wurde mir bewusst, dass diese Herausforderung, die Zeit, die sie mich kostete, nicht immer Wert war. Sport ist gesund und gut für den Körper, keine Frage, aber: “Carpe Diem”. Für die BWL-Studierenden unter euch: Mit der Zeit verhält es sich wie mit dem Geld: Sie ist heute immer mehr Wert als Morgen.
Ein Problem, was ich bei unserer Generation sehr oft sehe, ist, dass wir uns für unsterblich halten. Wir schmieden Pläne für die Zukunft, arbeiten uns oft dafür kaputt und sind sowieso immer gestresst. Selten denken wir darüber nach, dass wir jeden Tag mit Krebs diagnostiziert oder von einem Auto überfahren werden könnten. So klein die Wahrscheinlichkeit auch sein mag, es könnte jeder Tag der Letzte sein. Ich möchte gar nicht dazu aufrufen, heute die Arbeit zu kündigen, alles Geld und alle Träume für die Zukunft aus dem Fenster zu werfen. Man sollte nur nicht vergessen, zwischendurch inne zu halten und den Tag zu genießen.
Vor diesem Hintergrund habe ich mir oft folgende Frage gestellt: Ist mir diese Challenge so wichtig, als dass ich die Zeit, die ich am Tag für mich habe, dafür aufwenden möchte, statt beispielsweise die Zeit mit meiner Freundin zu verbringen?
Die Frage nach der Wichtigkeit der Dinge hat die vergangenen zwei Monate für mich maßgeblich geprägt. Das Leben ist wahnsinnig kurz und zu oft vergessen wir, was uns wirklich viel bedeutet. Was ist dir wirklich wichtig?
PS: Ein paar mehr Fragen zum darüber Nachdenken.
- Ist der Streit, den ich gerade mit einem/r Freund/in / meinen Eltern / meinem/r Partner/in habe, so wichtig, als dass ich dafür die Beziehung/Freundschaft aufs Spiel setzen möchte?
- Ist das Problem, das ich gerade habe, den Ärger wirklich wert?
- Bin ich wirklich zufrieden mit meinem Studium/meinem Job?
- Ist die Situation, in der ich mich gerade befinde, wirklich so schlimm?
PPS: Sport lässt sich auch durch Sex ersetzen (;
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Patrick Schuster
Schönen guten Abend meine Damen und Herren, ich bin Patrick und mittlerweile seit ein paar Jahren im seitenwaelzer.de-Team. Ich bin aktives Mitglied unseres Spontan-Spontan-Podcasts und schreibe sonst viel im Bereich Technik und Innovation.
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