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4 Schüler, 16 Tage, 5 Länder, 9 Städte

Tag 11 : Von Paris nach Venedig Bereits am Abend hatte sie begonnen – die Suche nach einem Zug von […]
| Robin Thier |

Geschätzte Lesezeit: 18 Minuten

InterRail BahnhofRobin Thier

Tag 11 : Von Paris nach Venedig

Bereits am Abend hatte sie begonnen – die Suche nach einem Zug von Paris nach Venedig. Schnell hatte sich herausgestellt, dass es eigentlich nur zwei Möglichkeiten gibt, die in Betracht kamen: Der Nachtzug, der mit 100€ jedoch etwas über dem geplanten Budget lag, sowie der TGV nach Milano, und von dort weiter nach Venedig. Dummerweise war letztere Möglichkeit keine Option mehr, als klar wurde, dass der Zug ausgebucht war. Dementsprechend groß wurden die Meinungsverschiedenheiten, bis wir uns schließlich darauf einigen konnten, dass man das Opfer des Nachtzuges wohl bringen muss, wenn man so eine weite Reise macht. Also hatten wir noch einen halben Tag in Paris, an dem wie noch einmal der Avenue des Champs-Élysées einen Besuch abstatteten und auf den Abend warteten. (Tipp: Das Dali-Museum, welches sich nur 500 Meter vom Hotel befand, wäre sicher auch noch einen Besuch wert gewesen, leider fehlte dazu die Zeit.)

Blick auf die Champs-Élysées
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Blick auf die Champs-Élysées

 

Das Zugabteil im Nachtzug ist eine interessante Umsetzung des Prinzips „Die größte Ausnutzung von 2m².“ Das machte eine Konversation mit unseren indischen Mitreisenden unumgänglich und ich weiß bis jetzt nicht, ob man sie als gruselig oder nett einstufen soll. Der indische Herr, der eigentlich in Italien lebt, erzählte uns, wie schön er Deutschland fände und wie gerne er dort leben würde. Allerdings wurden seine Ansichten mit der Zeit merkwürdig, als er erklärte, dass er Hitler möge, davon ausgehe, der Diktator sei noch am Leben und er die deutsche Staatsbürgerschaft durch eine gekaufte Heirat mit einer Deutschen erlangen wolle. Als er uns dann noch auf einen Drink ins Bordbistro einlud und wir schaukelnd durch den halben Zug liefen, fürchteten wir dennoch ein wenig um unser Gepäck. Doch wir wurden nicht ausgeraubt und gingen bald darauf schlafen. Naja, manche taten das, ich für meinen Teil glaube eher, dass man die Matratzen günstig gebraucht aus irgendwelchen Gefängnissen gekauft hatte. So kommt es, dass wir mehr tot als lebendig, manche hatten kaum ein Auge zugetan, in Venedig Mestre ankamen, von wo wir einen Bus nach Lido de Jesolo und einen weiteren Bus zum Ferienort Cavallino nahmen. Leider bog der Bus falsch ab, sodass wir unter der italienischen Sonne und mit all dem Gepäck die restlichen etwa 4 km zur Ferienwohnung, die sich im Familienbesitz eines Mitreisenden befindet und freundlicherweise uns vier Fernreisenden zu Verfügung gestellt wurde, laufen mussten. Bis darauf, dass alle Deutsch zu sprechen scheinen, machte die Kleinstadt Cavallino einen netten und eigentlich recht italienischen Eindruck.

Tipp: Selbstversorgung kann Kosten sparen, macht aber Arbeit. Wer keine Lust hat, und dennoch nicht viel Geld ausgeben möchte, sollte in großen Städten abseits der Hauptstraßen schauen. Dort gibt es häufig kleine Restaurants mit niedrigeren Preisen und Supermärkte, in denen man günstig Getränke kaufen kann. Schokoriegel oder Müsliriegel für zwischendurch mitnehmen, dann muss man nicht ständig nach Essen suchen und hält etwas länger durch.

Tag 12: Cavallino

Entspannung. Nach 10 Tagen Hektik und Herumreisen stellte die letzte Station der Fahrt einen starken Kontrast dar: Sonne, Strand und Meer. Dazwischen kurze Einkäufe im Supermarkt, selbstgekochte Spagetti und Abstecher zum Geldautomaten und zum W-Lan-Spot, mehr gab es eigentlich nicht.

Tag 13: Immer noch Cavallino

Strandwetter ist zwar nicht mehr richtig, dafür ist es zu windig und zu kühl, dennoch bleiben wir vormittags am Strand und machen uns erst gegen Nachmittag auf den Weg zur nächst größeren Stadt Lido de Jesolo. Nervig waren bis dahin nur die deutschen Touristen: Nilpferdgleich räkeln sie ihre wohlgenährten Körper in der Sonne, stopfen sich mit Fastfood voll, halten 150kg für das perfekte Strandgewicht und beschweren sich über Alles und Jeden. So sprang zum Beispiel eine Frau nach einer Sekunde mit hysterischem Kreischen und Schimpfen auf, als wir das Sakrileg begingen, zwei Schuhe auf einem Plastiktisch am Strand abzustellen. Tja, vielleicht störten wir damit ja ihre perfekte Urlaubs-Idylle? Später ging es dann zu Fuß nach Jesolo, wo wir einem (deutschsprachigen) Reisebüro einen Besuch abstatteten, um unsere Rückreise nach Deutschland zu planen. Nach 45 Minuten Diskussionen im Reisebüro hatten wir weder eine sinnvolle Zug- noch eine bezahlbare Flugverbindung angeboten bekommen und wünschten uns im Lande Leonardo da Vincis alternative Fortbewegungsmittel wie Flügel oder Schwimmkörper. Fazit dieses Tages: Wir sind unter der Sonne Italiens sehr weit gelaufen, aber leider für fast nichts – na gut, die Landschaft ist ganz schön.

Cavallino in Italien
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Cavallino in Italien

Tipp: Das Interrail-Ticket gilt nicht für jeden Zug und manchmal muss man Reservierungsaufschläge zahlen. Über diese sollte man sich vorher informieren. Für Italienische Züge sind das ca. 10€ pro Zug, beim TGV zwischen 6€ und 25€, je nach Zeit und Nachfrage.

 

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Robin Thier

Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.

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