Gesellschaft und Lifestyle / Studium

Studiengangswechsel und die Angst des Versagens

Vier Geschichte über erfolgreiche Studiengangswechsel
| Amelie Haupt |

Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten

Robin Thier

 

„Was hat mich dazu bewogen, mein Studium der Biologie abzubrechen?“
Robin über ein frustrierendes Biologiestudium in Münster.

„Ich möchte voranstellen, dass es nicht das Fach an sich oder die Themen waren, die mich zum Abbrechen bewogen haben. Thematisch wusste ich, worauf ich mich einlasse und auch, wenn ich kein großer Fan von Physik bin, so müssen die Grundlagen in den ersten zwei Semestern nun mal gelehrt werden.

Was mich von Anfang an störte, war der Umgang mit uns Studenten.
Anstelle von Dozenten oder Professoren wurden wir in kleinen Lerngruppen von KommilitonInnen aus dem dritten Semester betreut, welche das Tutoren-Modul als Pflichtfach hatten. Weder haben sie sich freiwillig gemeldet, noch wurden sie dafür bezahlt.
Dementsprechend motiviert waren diese StudentInnen und neben inhaltlichen Problemen fand keine Lernatmosphäre statt. Im Gegenteil: Jede Woche gab es Aufgaben, die mittels Büchern allein erarbeitet werden mussten und dann einmal die Woche besprochen wurden – manchmal nur 20 Minuten lang.
„Aber gab es keine Vorlesungen?“, werdet ihr euch nun fragen. Doch, eine Vorlesung gab es. Sie dauerte 45 Minuten und fand einmal in der Woche statt. In dieser Vorlesung ging es dann um die Grundlagen der Statistik und es wurden allgemeine Infos über das wissenschaftliche Arbeiten verbreitet. Dies war die einzige Veranstaltung, in der wir von einem Professor unterrichtet wurden.
Einen richtigen Moment der Einsicht „jetzt reicht es mir“ gab es nicht, eher einen schleichenden Prozess der Demotivation, die immer stärker wurde und noch von einem Gefühl begleitet, dass man eigentlich nichts lernt und man sich das wenige Wissen (welches man sich sowieso selbst anlesen durfte) auch im Selbststudium bekommen könnte. Ich habe bisher keinen anderen Studiengang kennengelernt, in dem sich so wenig um die Studenten gekümmert wurde.

Vielleicht habe ich in diesen Monaten auch bemerkt, dass die Naturwissenschaften mich einfach nicht genug interessieren, um mich durch etliche Semester dieser Art zu quälen; das Ende kam jedoch kurz und schmerzlos. Noch vor den letzten Prüfungen habe ich für mich beschlossen, dass ich die Biologie nicht weiter studieren möchte und meine Interessen nach der Schule, in der ich für das Fach brannte, auch schnell in eine andere Richtung tendierten.
Habe ich diese Entscheidung je bereut? Nicht eine Minute. Ich glaube, es ist wichtig, die Reißleine so früh wie möglich zu ziehen und ich bin mit meiner Entscheidung glücklich. Mit Bio wäre ich nicht warm geworden und so konnte ich einen Einblick in ein naturwissenschaftliches Fach erhaschen und einiges lernen, was mir bis heute in bestimmten Situationen hilft.“

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