Gesellschaft und Lifestyle / Studium

Studiengangswechsel und die Angst des Versagens

Vier Geschichte über erfolgreiche Studiengangswechsel
| Amelie Haupt |

Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten

Robin Thier

 

Denn natürlich lernt man im ersten Studienjahr nicht nur Hörsäle kennen, sondern auch viele neue Menschen
Christopher über die Reflexion von falschen Entscheidungen

 

„Jeder Mensch kennt diese Momente, in denen man seiner Intuition einfach nicht vertraut, es aber im Nachhinein bereut. Die Erkenntnis dessen kann unvermittelt den Boden unter den Füßen wegreißen oder nimmt  aus dem Schatten heraus langsam jederlei Interesse. Natürlich sind das nicht die einzigen Möglichkeiten, aber sie beschreiben meine bisherige Studienerfahrung.

Mein erstes Studium endete nach einem Jahr, in dem ich vermutlich meine persönliche Bestleistung im Erhalten von Krankenattesten für Klausurtage aufstellte. Zusammen mit den kuriosesten Ideen, sich in der Vorlesung zu beschäftigen und dem Ignorieren der ersten Lernphase, wurde mir klar, dass es mir an Motivation mangelte, mein Studium der Wirtschaftswissenschaften fortzuführen. Doch statt diesem Gefühl nachzugehen, habe ich mich einfach mit anderen Bereichen meines Lebens beschäftigt.
Ich hatte nur noch Augen für mein privates Leben. Denn natürlich lernt man im ersten Studienjahr nicht nur Hörsäle kennen, sondern auch viele neue Menschen. Von manchen wurde ich überrascht, von einigen einfach enttäuscht. Erst am Ende des zweiten Semesters wurde mir klar, dass es nichts und niemanden mehr gibt, der mich dort hält. Mich überkamen die Wut und Einsicht etwas zu ändern.
Also ganz schnell eine neue Studienwahl treffen und raus aus dem Osten Deutschlands: Gesagt, gepackt, getan. Etwas abenteuerlich und nicht ganz ohne Verletzungen ging es also in westlichere Gefilde und zu meinem neuen Studium der Wirtschaftsmathematik. Auf dem Weg verlor ich zwar ein Kreuzband, doch die Erfahrung eines Marathon-Umzugs blieb.

Auch die neue Motivation half nicht sonderlich, als bereits Monate später jegliches Interesse an dem Studienfach den Bach hinunter sauste. Rückblickend gesehen war es keine gute Idee, nur die negativsten Themen des letzten Studienfaches zu entfernen und die Grundrichtung beizubehalten, ohne dabei eine aktive Form der Selbstreflexion zu nutzen. Meine Stimmung folgte der Motivation in den Sturzflug, denn Verzweiflung übernahm meinen Alltag.  Erst Monate später, auch dank der Hilfe alter und neuer guter Freunde, kam ich wieder auf Kurs.

Aufgeben und nie wieder studieren ist allerdings keine Alternative für mich. Wofür sind solche Erfahrungen denn gut, wenn man sie nicht auch nutzt?
So sitze ich heute hier als Auszubildender Informatikkaufmann mit einem frisch operierten Bein und neuem Kreuzband, um über eine der chaotischsten Zeiten meines Lebens zu schreiben. Doch ich bin froh, die meisten dieser Entscheidungen getroffen zu haben, denn allein der Studienbeginn vollbringt schließlich noch keine Wunder in der persönlichen Entwicklung. Nur durch diese Erfahrungen kann ich heute von mir behaupten, mein Leben bewusster zu steuern und durfte so manche meiner Lieblingsmenschen kennenlernen.“

 


Quellen:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157345/umfrage/erfolgsquote-von-studenten-nach-faechergruppen/
http://www.dzhw.eu/pdf/pub_fh/fh-201503.pdf
http://www.dzhw.eu/pdf/21/studienabbruch_ursachen.pdf

Unterstützen

Wenn dir der Beitrag gefallen hat, würden wir uns über eine kleine Spende freuen.



Noch mehr Stories? Folge seitenwaelzer:

Amelie Haupt

Ahoi! Auf meinem Weg durch die Welt schreibe ich über das was mir so passiert oder mir in den Sinn kommt. Viel Spaß mit diesen weltbewegenden Erkenntnissen!

Bild zeigt Luca auf der BühneDavid Hinkel

„Wenn ich’s jetzt nicht probiere, dann nie“ – Stand-Up-Comedian Luca Jonjic im Interview

Inga Nelges | seitenwaelzer.de

Vom männlichen und weiblichen Blick – Ein Gang durch die „Nudes“-Ausstellung des LWL-Museums in Münster

Vadim Kaipov | Unsplash

„Entmenschlicht. Warum wir Prostitution abschaffen müssen“ von Huschke Mau – Eine Buchrezension

Das Bild zeigt eine Straße auf der mit Kreide "'Mach mir ein Baby, Süße!' #stopptBelästigung @CatcallsOfBielefeld" geschrieben stehtCatcalls of Bielefeld

„Catcalls of Bielefeld“ setzt ein Zeichen gegen Catcalling – Ein Interview

Tags:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir benutzen Cookies, mit der Nutzung unserer Webseite erklärst du dich damit einverstanden. Hier gibt's weitere Infos.