Gesellschaft und Lifestyle / Studium
Studiengangswechsel und die Angst des Versagens
Vier Geschichte über erfolgreiche Studiengangswechsel
Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten
„Die Gründe für den Wechsel waren vielfältig, aber die wichtigsten waren die fehlende Begeisterung für den Studiengang, die daraus resultierende Langeweile in Veranstaltungen, und das Fehlen eines richtigen Freundeskreises an der Uni.“
Kevin über seinen Wandel vom Informatik- zum Philosophiestudenten
„Der Moment, in dem ich mich entschloss, meinen Studiengang zu wechseln, kam mir damals sehr düster vor. Ich lag mal wieder Nachts wach und hatte viel Zeit zum Nachdenken, und irgendwann kam mir der Gedanke, dass das Informatikstudium doch nicht mein Ding war. Dass ich es nicht unbedingt spannend fand, war mir von Anfang an klar, doch ich dachte, dass sich das nach einer Eingewöhnungsphase ändern würde. Das tat es aber nicht und als langsam die ersten Klausuren anstanden, traf ich den Entschluss, mit dem Philosophiestudium anzufangen, wie ich es eigentlich nach der Schule geplant hatte.
Das Wechseln bzw. Abbrechen des Informatikstudiums fiel mir überraschend leicht, doch ein paar Dinge wurmten mich doch. Als erstes die Tatsache, dass ich damit mindestens ein Semester hinter den anderen Leuten aus meinem Jahrgang hinterherhinken würde, zweitens das Gefühl des Versagens, das sich langsam bei mir einstellte, drittens der Studiengangwechsel selbst, von dem ich keine Ahnung hatte, wie der laufen würde, und als letztes die mögliche Reaktion meiner Eltern. Doch all das erledigte sich langsam wie von selbst. Das Gefühl, zurückzufallen und versagt zu haben, verflog recht schnell, weil auch in meinem Freundeskreis einige Leute mit ihrem Studium nicht so zufrieden waren, so wie sie es sich vorgestellt hatten. Der Studiengangwechsel war auch sehr einfach: ich verbrachte etwa eine Stunde im Büro der Studienberatung und dann war ich bereit, im nächsten Semester als Philosophiestudent zurückzukehren. Entgegen meiner Erwartungen waren auch die Reaktionen meiner Eltern anders als befürchtet: Anstatt mir vorzuwerfen, ein halbes Jahr „verschwendet“ zu haben, waren sie froh für mich, dass ich den Schritt jetzt schon vollzogen habe, und nicht erst in einem Jahr. Alles in allem wurde meine Enttäuschung am Anfang recht schnell von Vorfreude auf das nächste Semester abgelöst.
Die Gründe für den Wechsel waren vielfältig, aber die wichtigsten waren die fehlende Begeisterung für den Studiengang, die daraus resultierende Langeweile in Veranstaltungen, und das Fehlen eines richtigen Freundeskreises an der Uni.
Fangen wir erst mal mit der fehlenden Begeisterung an: Natürlich kann man mir jetzt vorwerfen, dass ich doch schon vorher wissen sollte, ob ich etwas studieren möchte, bevor ich damit anfange. Aber damals dachte ich wirklich, dass ich an einem Informatikstudium Spaß haben und später einmal erfolgreich sein könnte. Der Anfang war auch recht leicht, leider aber auch zu leicht. Irgendwann habe ich Veranstaltungen ausfallen lassen, weil ich annahm, dass nur wieder irgendetwas besprochen wird, das ich doch eh schon kann. Das war leider nicht immer der Fall und irgendwann stellte ich fest, dass ich so einiges verpasst hatte. Doch das war alles kein Problem, weil ich ja mit meinen Freunden doch noch alles nachholen kann, richtig? Tja, leider nicht: Die eine Hälfte meiner Freunde brach das Studium ab, um stattdessen mit einer Ausbildung anzufangen, die andere war wenig von meiner Arbeitseinstellung begeistert, womit wir dann auch schon beim zweiten Grund für den Wechsel wären. Mein „Freundeskreis“ war eher eine Art „Zweckgemeinschaft“; unsere einzigen Gemeinsamkeiten waren das Studium und die Teilnahme an der Orientierungswoche, was nicht so wirklich der Nährboden einer tiefen Freundschaft ist.
Aber lassen wir das alles hinter uns und reden wir lieber darüber, wie ich meinen Studienwechsel im Nachhinein bewerten würde. Das ist ziemlich einfach zu beantworten: Ich würde es genauso wieder machen. Der Gedanke, dass ich mich durch Klausur um Klausur eben so durchmogle und das auch noch in Fächern, die mich nicht interessieren, nur um irgendwann doch noch durchzufallen und dann wirklich ein paar Jahre meines Lebens verschwendet zu haben, lässt mich erschaudern. Stattdessen setze ich mich jetzt mit Themen auseinander, die für mich wirklich interessant sind, habe neue Freunde gefunden und freue mich tatsächlich über mein Studium.“
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