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TED Talks – Mein erster Eindruck
Durch Freunde wurde ich neulich auf einen Internetdienst aufmerksam gemacht, auf dem man sich alle möglichen "Vorträge" umsonst anhören könne. Wie der Titel zu diesem Beitrag schon sagt, habe ich mir daraufhin ein eigenes Bild von den sogenannten „TED Talks“ gemacht. Doch bevor wir zu meiner Einschätzung kommen, stelle ich euch „TED“ kurz einmal vor:
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Durch Freunde wurde ich neulich auf einen Internetdienst aufmerksam gemacht, auf dem man sich alle möglichen „Vorträge“ umsonst anhören könne. Wie der Titel zu diesem Beitrag schon sagt, habe ich mir daraufhin ein eigenes Bild von den sogenannten „TED Talks“ gemacht. Doch bevor wir zu meiner Einschätzung kommen, stelle ich euch „TED“ kurz einmal vor:
1984 rief der amerikanische Architekt und Grafikdesigner Richard Saul Wurman eine Konferenz ins Leben, die es Fachleuten aus den Bereichen Technologie, Unterhaltung und Design („Technology, Entertainment, Design“, kurz „TED“) ermöglichen sollte, sich fachübergreifend auszutauschen, da sich diese Bereiche, seiner Meinung nach, immer mehr überschneiden würden. Diese Konferenz war jedoch in finanzieller Hinsicht ein Reinfall, weswegen die nächste TED-Konferenz erst 1990 abgehalten wurde. Seitdem findet sie jährlich statt und wurde 2002 an den britischen Journalisten Chris Anderson verkauft, unter welchem sich „TED“ dem Motto „Ideas worth spreading“ („Ideen, die es wert sind, verbreitet zu werden) verschrieb.
Diese Ideen werden in Form von maximal 18 Minuten langen Vorträgen, den sogenannten „TED Talks“, von einer exklusiven Gruppe von Fachleuten vorgestellt. Diese stammen aus einem breiten Spektrum: Bei TED treten unter anderem Wissenschaftler, Comedians, Aktivisten, Designer, Unternehmer und Künstler auf.
Ich habe mir einige der Beiträge angeschaut und neben wissenschaftlichen Fachbeiträgen mit Qualität, sind mir auch einige Dinge an der Plattform negativ aufgefallen. Da wäre zum einen die kurze Zeit, in der die Vorträge gehalten werden müssen: indem man Fachexperten auf eine Bühne stellt und ihnen 18 Minuten Zeit zum Reden gibt, drängt man diesen Leuten eine Rolle als Unterhalter auf, denn wie sollte man zu einem komplexen Thema gerechtfertigt Stellung nehmen, wenn man dazu im längsten Falle nicht einmal 20 Minuten Zeit hat?
Dazu kommen noch die Auftritte von Comedians oder Kindern, die Klavier spielen – auf derselben Bühne, auf denen Wissenschaftler ihre Vorträge halten. Mir drängt sich daher der Gedanke auf, dass TED auf seinen Konferenzen das Publikum nur unterhalten möchte und ihnen gleichzeitig lediglich den Eindruck vermittelt, fachliches Wissen zu verbreiten.
Ein weiterer Kritikpunkt meinerseits ist die Tatsache, dass nur von TED ausgewählte Personen Vorträge halten dürfen, sodass zu eher kontroversen Themen nur die von TED befürwortete Position zu Wort kommt, während eine andere Position komplett ignoriert wird. Hierzu muss man aber sagen, dass es natürlich das gute Recht des Veranstalters ist, sich seine „Speaker“ selbst auszusuchen.
Der aber meiner Meinung nach größte Kritikpunkt sind die unglaublich hohen Eintrittskosten zu der TED Konferenz: für den einmaligen Besuch der Konferenz im nächsten Jahr (2016) müsste man ein Jahresabo abschließen, dass mindestens 8,500$ (das sind zurzeit 7.689,66€) kostet; wenn sich TED der Verbreitung von „verbreitenswerten Ideen“ verschrieben hat, warum sorgt dann der Veranstalter künstlich dafür, dass nur ein elitäres Publikum diese Ideen miterleben kann? Natürlich kann man seit 2006 eine Auswahl von TED Talks kostenlos online anschauen, doch wie erklären sich dann die Eintrittskosten? TED wird von großen Unternehmen gesponsert (u.a. Google, AOL und die Coca-Cola Company), welche vertraglich keinerlei Einfluss auf das Programm haben und auch keine Werbung für ihre Produkte machen dürfen, und sie können ihre Videos offenbar ohne Probleme kostenlos online zur Verfügung stellen. Trotzdem ist der Besuch einer Konferenz mit großen Kosten verbunden, was meiner Meinung nach dem Motto der TED-Konferenz komplett widerspricht.
Doch wie gesagt ist das nur mein erster Eindruck: natürlich wird es auch qualitativ hochwertige und definitiv sehenswerte Vorträge geben und vielleicht ist meine Kritik sogar an manchen Stellen unangebracht, doch das werde ich hier nicht weiter behandeln.
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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass TED „echten“ Experten eine Rolle als Unterhalter aufzwingt, seine Rolle als Veranstalter zur Meinungsmache ausnutzen kann und künstlich ein elitäres Publikum schafft und somit seinem eigenen Motto, der Verbreitung von verbreitenswerten Ideen, im Weg steht.
Ein Beitrag von Kevin Ord
Titelbild: verändert nach http://t3n.de/news/wp-content/uploads/2014/11/TED-Talks-Ideas-Worth-Spreading-on-Love.png
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