Bildung und Karriere / Studium
Drei Monate auf der grünen Insel – Mein Auslandspraktikum in Irland
Letztes Jahr arbeitete ich im Rahmen eines Auslandspraktikums drei Monate am Goethe-Institut in Dublin. Wie meine Zeit auf der grünen […]
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Letztes Jahr arbeitete ich im Rahmen eines Auslandspraktikums drei Monate am Goethe-Institut in Dublin. Wie meine Zeit auf der grünen Insel war, was ich erlebt habe und warum ein Auslandsaufenthalt auch für euch eine tolle Erfahrung sein könnte, erfahrt ihr hier.
Ein Auslandspraktikum hat viele Vorteile: Ihr erweitert euren Horizont, verbessert eure Sprachkenntnisse und verschafft euch einen wertvollen Pluspunkt im Lebenslauf. Ich wollte während meines Masters vor allem noch einmal ins englischsprachige Ausland reisen und eine andere Kultur kennenlernen. Als ich meine Entscheidung traf, war es das Jahr 2022 – ich steckte mitten in meinem Studium und hatte wie viele andere das Gefühl, dass ich durch die Corona-Jahre zu viel die Uni von innen und zu wenig die Welt da draußen gesehen hatte. Mir war klar, dass sobald ich einmal Vollzeit arbeiten würde, nicht mal eben für ein paar Monate ins Ausland gehen könnte.
Obwohl in meiner Studienordnung kein Praktikum vorgesehen war, entschied ich mich, eigenständig eins zu organisieren. Ganz oben auf meiner Liste stand Irland, dessen reiche Geschichte und Kultur mich schon lange faszinieren. Mein Interesse an diesem Land wurde besonders durch ein Seminar über den irischen Dichter Seamus Heaney geweckt. Zusätzlich spielte eine Rolle, dass Irland zur EU gehört und dies den bürokratischen Aufwand im Vergleich zu Reisen in Nicht-EU-Länder erheblich erleichtert.
Ich recherchierte verschiedene Verlage, Unternehmen und Institute in Irland und schrieb diese initiativ an. Glücklicherweise suchte das Goethe-Institut in Dublin für meinen gewünschten Zeitraum Praktikant:innen für den Bereich der digitalen Kommunikation. Es hat sich ausgezahlt, hartnäckig zu bleiben und nicht aufzugeben. Nach ein paar Monaten gebannten Wartens erhielt ich endlich die Zusage für die Stelle. Bei mir hat es tatsächlich auch nur bei einer Bewerbung geklappt. Die anderen waren aber auch alle rein initiativ. Nach meiner Zusage bewarb ich mich an meiner Uni dann auch direkt für ein Erasmus-Stipendium, um meinen Aufenthalt zu finanzieren. Die Förderraten hat der DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) auf seiner Website aufgelistet.
Das Goethe-Institut Irland
Das Goethe-Institut ist vor allem für seine Sprach- und Kulturkurse bekannt, bietet jedoch auch zahlreiche andere Möglichkeiten und Tätigkeitsfelder über den Unterricht hinaus. In Dublin umfasst das Institut neben der Sprachabteilung auch eine gut ausgestattete Bibliothek, den Bereich der digitalen Kommunikation sowie eine Programmabteilung, die Veranstaltungen organisiert.
Die Projekte, an denen ich mitarbeiten durfte, drehten sich alle um deutsch-irische Beziehungen und waren unglaublich spannend. Zwei besondere Erlebnisse während meines Praktikums waren die Möglichkeit, das International Literature Festival für Social Media zu begleiten, sowie die Teilnahme an der Buchpremiere und Ausstellungseröffnung von Monica Brandis Buch The Children from Operation Shamrock. In dem Buch geht es um die Erfahrungen deutscher Kinder, die nach dem Zweiten Weltkrieg in irischen Gastfamilien untergebracht wurden. Außerdem konnte ich meine eigene kleine Bookstagram-Reihe auf Instagram starten, in der ich das Buch The Speckled People des deutsch-irischen Autors Hugo Hamilton vorstellte. Übrigens: Das Goethe-Institut Irland sucht jedes Jahr neue Praktikant:innen für seine verschiedenen Abteilungen.
Leben im lebendigen Dublin
Dublin ist eine lebendige Stadt voller Freizeit- und Ausgehmöglichkeiten, bekannt für ihre Straßenmusiker:innen und die urigen Pubs mit täglicher Live-Musik. Ich habe versucht, so viel wie möglich in die drei Monate zu packen – von Wochenendtrips in andere irische Städte über Theaterbesuche bis hin zu Erkundungen von Dublins unzähligen Museen und Parks.
Nach der Arbeit durch die Pubviertel zu ziehen und in den einen oder anderen Pub einzukehren, war jedes Mal ein tolles Erlebnis. Musiker:innen spielen Klassiker wie Dirty Old Town oder Whiskey in the Jar. Die Leute unterhalten sich, singen mit und nippen an ihrem Guinness. Fun Fact: In Dublin gibt es über 700 Pubs! Nicht einmal einen Bruchteil davon habe ich von innen gesehen.
Von Dublin aus kann man auch super Ausflüge in andere Städte Irlands unternehmen. Die mittelalterliche Stadt Kilkenny ist in 90 Minuten mit dem Zug von Dublin zu erreichen. Es ist das Zuhause des Hurlings und imponiert mit seiner mittelalterlichen Stadtfassade. Auch Waterford, die älteste Stadt Irlands, ist einen Besuch wert. Hier kann man nicht nur am Hafen entlang schlendern, sondern auch auf den Spuren der Wikinger wandeln, die eine prägende Rolle in der Geschichte der Stadt gespielt haben. Besonders eindrucksvoll war auch mein Trip nach Belfast in Nordirland, bei dem ich viel über die Troubles – den jahrzehntelangen Konflikt zwischen der Republik Irland und Nordirland – erfahren konnte.
Aber es muss gar nicht so weit sein. Für einen Tagesausflug oder einen entspannten Nachmittag am Meer lohnt es sich, die wunderschöne Küste Dublins zu erkunden. Die DART, eine städtische Bahnlinie, verläuft entlang der Küste und bietet spektakuläre Ausblicke auf Vororte wie Dalkey, Killiney und Dun Laoghaire. Besonders empfehlenswert sind auch die malerischen Orte Howth und Bray, die sich ideal für einen Abstecher ans Meer eignen.
Irland ist Heimat vieler berühmter Schriftsteller:innen und Dichter:innen, davon ist der wohl bekannteste James Joyce. Am 16. Juni nahm ich am Bloomsday teil – einem besonderen Tag für alle Joyce-Fans. In Dublin wird dieser Tag mit Stadtführungen, Lesungen, Aufführungen und Kneipentouren gefeiert. Auch wenn ich selbst kein großer Fan des Autors bin, schloss ich mich einer Führung an, die uns zu den Orten in Dublin führte, die in seinem Roman Ulysses vorkommen. Es war spannend, mehr über Joyces Leben und Werk zu erfahren und die besondere Atmosphäre dieses Tages mitzuerleben. Auf dem Bild seht ihr, wie die Menschen sich an diesem Tag in edwardianischer Mode kleiden, um die Zeit des Autors stilvoll zu feiern.
Dublins Charme hat einen kleinen Haken: ein Blick auf die Kosten
Ein Nachteil, den ich in Dublin bitter feststellen musste, sind die hohen Wohnungspreise. Die Stadt kämpft mit einer Wohnkrise, da es nicht genug Wohnraum für die Bevölkerung gibt. Für ein 20 Quadratmeter großes Zimmer in einem Haus bei einem Ehepaar im Vorort von Dublin habe ich 900 Euro im Monat gezahlt. Als ich damals auf Wohnungssuche ging, war ich schockiert über die hohen Preise. Dank des Erasmus-Stipendiums konnte ich die hohen Lebenshaltungskosten in Dublin gerade so stemmen. Wenn ihr eine Wohnung oder Zimmer in Dublin sucht, könnt ihr Websites wie daft.ie oder Facebookgruppen nutzen. Achtet jedoch darauf, dass es viele Betrüger:innen gibt, die bereits im Voraus hohe Summen verlangen, bevor überhaupt ein Vertrag unterschrieben wurde.
Roadtrip durch Irland
Nach meinem Praktikum ging es auf einen 10-tägigen Roadtrip durch Irland mit meinem Partner. Das absolute Highlight war der Ring of Kerry, eine atemberaubende Rundstraße im Südwesten Irlands, die für ihre spektakulären Landschaften und Panoramastrände bekannt ist. Auch Galway mit seiner malerischen Küste und Straßenmusiker:innen in der lebendigen kleinen Altstadt begeisterte mich. Weitere Stopps waren die Cliffs of Moher, der Rock of Cashel sowie die Städte Cork und Limerick.
Mehr über meine Zeit in Irland erfahren – auf meinem Blog
Mein Praktikum in Irland war eine unvergessliche Erfahrung und ich hoffe, bald wieder zurückkehren zu können. Wenn ihr mehr über meine Erlebnisse auf der grünen Insel erfahren möchtet oder tiefere Einblicke und Tipps sucht, schaut doch auf meinem Blog thoughtbiscuits.com vorbei. Dort teile ich nicht nur meine Erfahrungen aus dem Praktikum, sondern gebe auch Einblicke in mein Studium und berufliche Möglichkeiten für Geisteswissenschaftler:innen
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… liebt die englische Sprache und Kultur, weshalb sie sich auch für das Anglistik (und Germanistik) Studium entschieden hat. Wenn sie nicht gerade liest oder Musik macht, diskutiert sie gerne über Doctor Who oder die neusten Indie-Rock Alben.
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