#Bookstagram – Wie Bücherfans und Autor*innen die sozialen Netzwerke nutzen
Schon seit einiger Zeit fungieren Instagram, TikTok und YouTube, in Form von Bookstagram, BookTok und BookTube, als Austauschplattformen für Leser*innen, […]
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Schon seit einiger Zeit fungieren Instagram, TikTok und YouTube, in Form von Bookstagram, BookTok und BookTube, als Austauschplattformen für Leser*innen, Autor*innen und Verlage. Folglich sind auch Bookstagrammer*innen und Bookfluencer*innen ein fester Bestandteil dieser „neuen“ Buchkultur im Web 2.0. So entstehen beispielsweise große Netzwerke von Leser*innen, welche die gleichen Bookfluencer*innen verfolgen, die gleichen Genres lesen und Instagram primär nutzen, um sich über ihr Hobby, das Lesen, auszutauschen.
Obwohl das Lesen von Büchern eigentlich etwas ist, was man alleine, im eigenen Tempo und in aller Ruhe tut, wird nebenbei verstärkt der Kontakt zu anderen gesucht. Viele Stars haben auch eigene digitale Buchclubs, so wie beispielsweise Reese Witherspoon, und animieren via Instagram, persönlich auserwähle Literatur zu lesen und sich über diese auszutauschen. Die digitalen Buchclubs feiern große Erfolge und das besonders seit Beginn der Pandemie.
Interview mit einer Bookstagrammerin
Um das Phänomen Bookstagram besser verstehen zu können und mehr über die Tätigkeiten einer Bookstagrammerin zu erfahren, habe ich ein Interview mit Vivien Verley geführt. Vivien ist seit 3 Jahren Bookstagrammerin und nicht nur leidenschaftliche Leserin, sondern auch aufstrebende Autorin.
Was sind Bookstagram, BookTok und BookTube überhaupt?
Laut Vivien geht es dabei um eine „große Bubble“, welche aus sehr vielen unterschiedlichen Menschen besteht, die jeweils an verschiedenen Genres interessiert sind. „Es ist ein schöner Ort, an dem man seine Begeisterung für Geschichten und Bücher teilen kann“. Die Plattformen sind dazu da, um als Leser*in und Bookstagrammer*in zu sagen „ich lese dieses Buch, ich liebe dieses Buch – gibt es Leute, die dieses Buch auch lesen und lieben?“. Die daraus resultierenden Interaktionen sind der Grund, warum es diese Community überhaupt gibt und wofür sich Leser*innen einen Bookstagram-Account anlegen. Durch den Austausch innerhalb der Bubble wächst die eigene Leseliste und man erhält viele Updates zu Neuerscheinungen.
Die unterschiedliche Nutzung der Plattformen
Vivien teilt mir mit, dass es zwischen den einzelnen Plattformen, also Instagram, TikTok und YouTube Unterschiede gibt und die Hobbyleser*innen im Netz diese zu unterschiedlichen Zwecken nutzen. Auf YouTube/BookTube teilen Leser*innen ihre eigene Meinung, rezensieren gelesenen Bücher und sprechen Empfehlungen aus. Diese Plattform ist somit weniger zum aktiven Austausch geeignet. Instagram hingegen dient den Lesenden primär als Austauschplattform. Als Bookstagrammer*in teilt man beispielsweise das Buch, welches man grade liest. Jemand, der dir folgt oder deinen Content sieht, schreibt dich daraufhin an und sagt sowas wie „Hey, ich lese das Buch gerade auch“ und so beginnt dann der Austausch. Vivien erklärt mir, dass man so manchmal mit einer komplett fremden Person, mit der man noch nie zuvor ein Wort gewechselt hat, stundenlang über ein bestimmtes Buch schreibt, welches beide gerade lesen. Es kann dabei durchaus vorkommen, dass man nach dieser intensiven Interaktion dann nie wieder miteinander redet.
Was genau machst du als Bookstagrammer*in, wie sind da die Abläufe?
Wie ein Post oder eine Story zustande kommt, ist oftmals sehr unterschiedlich, sodass es auch nicht immer dieselben Abläufe sind. Vivien hat mir allerdings ihren typischen Ablauf als Bookstagrammer*in geschildert. Zuallererst erfährt sie, dass eine Autorin, die sie beispielsweise gerne liest oder womöglich sogar kennt, bald ein neues Buch rausbringt. Daraufhin folgt in ihrer Story meist ein Hinweis auf die kommende Neuerscheinung. Nun wartet sie auf Vorbestellaktionen. Autor*innen sind nämlich sehr darauf angewiesen, dass ihr kommendes Buch reichlich vorbestellt wird. Dementsprechend ist besonders die Werbung vor der eigentlichen Publikation äußerst relevant. Oftmals werden auch Cover-Aktionen von den Autor*innen inszeniert. Dabei wird einer Gruppe an auserwählten Bookfluencer*innen an einem bestimmten Tag das Cover der baldigen Neuerscheinung zugeschickt. Es findet dann zeitnah ein Flashmob statt, bei welchem alle aus der Gruppe, gemeinsam am selben Tag, das Cover oder den Klappentext enthüllen und auf Instagram teilen. Wenn das Buch dann erscheint, wird zusätzlich wiederholt darauf aufmerksam gemacht. Wenn Vivien es zeitlich schafft, die Neuerscheinung direkt zu lesen, folgt anschließend noch ihre Rezension. Hierfür postet sie beispielsweise ein Bild von sich mit dem gelesenen Buch in der Hand. Ihr fällt dabei auf, dass der Algorithmus von Instagram Bookstagrammer*innen „belohnt“, die auch sich selbst, also ihr Gesicht, posten. Vivien findet es schade, dass die Accounts von leidenschaftlichen Leser*innen, die ihr Gesicht nicht zeigen möchten, eher der Gefahr begegnen, nur eine geringere Reichweite zu erzielen. Obwohl es bei Bookstagram ja eigentlich um die Bücher und nicht um Gesichter der Lesenden gehen sollte. Vivien teilt im Übrigen jedes Buch, welches sie gelesen hat und für gut befindet, und nicht nur die der Autor*innen, mit denen sie kooperiert.
Warum ist der Austausch über Bücher jetzt in die sozialen Medien gewandert?
Bookstagram existiert laut Vivien schon seitdem es Instagram als Plattform gibt. Viele Außenstehende mit regulären Instagram-Accounts kennen diese Bubble jedoch erst seit kurzem. Die ersten Berührungspunkte mit dieser Online-Community entstehen meist, wenn eine Person ein Buch gelesen hat, von dem sie begeistert war und daraufhin in den sozialen Medien nach diesem Buch, oder eher nach anderen Leser*innen dieses Buches sucht. Folglich entdeckt man dann erst, was für eine riesige Online-Community an Lesenden existiert. Vivien erzählt mir, wie sie persönlich auf diese Community von Leser*innen gestoßen ist und betont, dass Bookstagram vor allem jüngeren Bücherfans, in deren eigenen Umfeld die Freude am Lesen eher weniger präsent ist, eine schöne Plattform bietet, um mit Gleichgesinnten zu sprechen.
Inwiefern hat die Pandemie das Geschehen auf Bookstagram beeinflusst?
Vivien kann vor allem einen Zuwachs junger Leser*innen zu Beginn der Pandemie feststellen. Grundsätzlich kam es zu mehr Posts und folglich auch einem gestiegenem Austausch während Corona, da man mehr Zeit hatte, Bücher zu lesen und seinen Instagram-Account zu betreiben. Vivien kann allerdings auch zeitgleich eine wachsende Unzufriedenheit innerhalb der Community feststellen. Es herrscht nämlich ein zunehmendes Konkurrenzdenken. Da Bookfluencer*innen, wie auch andere Influencer*innen, Kooperationen mit Verlagen oder Autor*innen anstreben, entsteht ein gewisser Druck und vor allem auch Missgunst. Eine andere spannende Entwicklung ist auch, dass immer mehr Bookstagrammer*innen mehr von sich selbst als Person, inklusive ihrer Meinungen zu kontroversen Themen aus den gelesenen Büchern, teilen. Während einige User*innen dies befürworten und den Austausch über die kontroversen Themen durchaus positiv sehen, fühlen sich andere davon gestört. „Für viele ist Bookstagram ein safe-space“, wo sich alles nur um ihre Leidenschaft, das Bücherlesen drehen soll und sie so ihrem Alltag entkommen können. Durch das Aufmerksammachen auf zum Beispiel gesellschaftspolitische Themen und Probleme geht ihnen dieser „safe-space“ gewissermaßen verloren. Vivien möchte allerdings nicht nur auf die Schattenseiten hinweisen, sondern hebt mehrmals hervor, dass durch Bookstagram auch viele neue Freundschaften entstehen und die Bookstagram-Community als solche eine vergleichsweise sehr nette und liebe Community ist.
Welches Buch empfiehlst du aktuell?
Viviens aktuelle Empfehlungen sind „Vortex“ von Anna Benning, eine Future-Fantasy-Trilogie und „Vergiss mein nicht“ von Kerstin Gier, eine magische und zugleich spannende Liebesgeschichte.
Wenn du noch mehr über Vivien erfahren möchtest oder dich nach neuen Buchempfehlungen sehnst, besuch ihren Bookstagram-Account: @vivienverley_autorin
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Lena Müller
In meiner Freizeit habe ich immer entweder einen Kochlöffel oder ein gutes Buch in der Hand. Dank meiner Vergesslichkeit kann ich mir auf Dauer eigentlich nur Songtexte und die Bedienung meiner Kaffeemaschine merken. Aktuell studiere ich Kommunikationswissenschaft in Münster.
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