Der Anfang einer Reise: Ÿldis – eine Comicrezension
Ein Comicprolog, der zwar eine raue Schale hat, aber einen warmen Kern. Wir haben uns Ÿldis von Fabian Mauruschat und Carolin Buckenhüskes angeschaut.
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Vielleicht hattest du auch schon die Idee, einmal einen eigenen Comic zu erstellen? Genau das hat das kreative Duo hinter Ÿldis gemacht. Fabian Mauruschat (Journalist, Autor, Dozent) und Carolin Buckenhüskes (Freie Illustratorin) haben die Geschichte mit unglaublicher Liebe zum Detail umgesetzt. Ich habe den Prolog des Comics zugeschickt bekommen und mir einen ersten Eindruck verschaffen dürfen.
Darum geht’s
Dies ist die Geschichte von Artha, Qarju, Rungi und Sturle. Sie durchstreifen die Wildnis und begegnen dort, fernab jeder Zivilisation, den „Kalten“, jenen Kreaturen, die alle freien Wesen der Eisgottheit unterwerfen wollen. Doch auch unsere tapfere Truppe ist nicht ganz das, was sie auf den ersten Blick scheint. Ein heißer Kampf in der Kälte beginnt…
Von der Idee zum Comic
Ÿldis entstand als Webcomic-Projekt, dessen erste Teile im Herbst 2021 erschienen. Den Prolog gibt es übrigens auf Englisch im Netz kostenlos zu lesen, obwohl man dem Comic anmerkt, dass er für eine gedruckte Fassung entwickelt wurde und die Panels gerade auf der klassischen (Doppel-)Seite ihre größte Wirkung erzielen. Den Startschuss erlaubte das sogenannte Corona-Stipendium, das Stipendienprogramm des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW. Es ermöglichte dem Autor und der Illustratorin, das Projekt neben ihren Hauptjobs umzusetzen. Herausgekommen ist eine interessante Geschichte in einem spannenden Setting. Leider handelt es sich allerdings nur um den Prolog einer viel größeren Geschichte und endet sozusagen an einem Anfang, was einen als Leser etwas unbefriedigt zurücklässt. Das soll aber nicht heißen, dass diese ersten Seiten nicht schon einiges an Lesespaß zu bieten hätten.
„Ÿldis ist eine Welt der Gegensätze, eine Welt von Frost und Flammen, von Natur und Zivilisation, von Leben und Tod.“
Fabian Mauruschat & Carolin Buckenhüskes
Die Welt, die der Autor Fabian Mauruschat hier ersonnen hat, enthält klare Anleihen an Universen wie „Das Lied von Eis und Feuer“, die er selbst als Inspiration angibt. Auch lassen sich Einflüsse aus der altnordischen Kultur finden. Aber ein Setting macht noch keine Geschichte und hier punktet Ÿldis auf ganzer Linie: Die Charaktere sind durchweg unterschiedlich und wirken in ihrer Dynamik sehr sympathisch. In nur 40 Seiten lernt man ihre Probleme kennen und schnell hat man durchschaut, wer in der Gruppe das Sagen hat. Der Fokus auf Quarju als Protagonistin der Geschichte funktioniert ebenfalls gut und führt uns als Lesende trotz eines sehr abrupten Einstiegs in die Welt ein.
Zwischen verspielt und erwachsen – der Stil
Die Illustrationen in Ÿldis stammen aus der Feder von Carolin Buckenhüskes und tatsächlich sind es diese Zeichnungen, die mich besonders faszinieren. Mit den flächigen Farben und feinen Outlines erinnern sie an Klassiker wie Asterix oder Yakari und auch die Figurenzeichnung wirkt bekannt – und doch originell. Man könnte auf den ersten Blick eine Geschichte für Kinder erwarten. Dabei ist es genau das nicht: Ÿldis wartet mit erwachsenen Themen und vor allem Gewalt auf, die sogar im Kontrast zu den schönen und ruhigen Bildern stehen. Denn schön sind sie: Jedes Bild wartet mit einer Fülle an Details auf und sowohl die Farben als auch die Komposition laden dazu ein, in das Werk einzutauchen.
Mein Fazit
Ein spannender Einstieg, der ein Tor in eine viel größere Welt öffnet – Ÿldis macht auf jeden Fall Spaß. Hier werden Elemente, deren Vorlagen man zweifelsfrei aus Büchern, Serien oder Filmen kennt, geschickt zu einer interessanten Geschichte verwoben. Wir lernen direkt zu Anfang den Hauptkonflikt der Welt kennen, erfahren, dass es eine Art Magie gibt und werden sympathischen Charakteren vorgestellt, die ihr Glück in der kalten und unbarmherzigen Natur suchen.
Die Printversion könnt ihr für 15 € auf der offiziellen Webseite des Projekts kaufen. Die Einnahmen werden laut den beiden Kreativen hinter dem Projekt komplett dafür verwendet, die Geschichte weiterzuerzählen. Das Setting steht, die Figuren sind interessant und ich fand den Comic spannend und erfrischend zu lesen und kann ihn uneingeschränkt empfehlen. Leider ist er bisher noch viel zu kurz und wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet, aber ich freue mich auf die Fortsetzungen und bin gespannt, wohin uns die Ereignisse aus dem Prolog am Ende führen werden.
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Robin Thier
Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.
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