Musik

Dunkle Seitenwaelzer: Zu Besuch bei Powerwolf

Ein Konzertbericht
| Moritz Janowsky |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Frank Schwichtenberg | CC | Wikipedia

Wer in der Szene der Metal-Musik etwas auf sich hält und als gut informiert gelten will, dem sollte der Name Powerwolf ein Begriff sein. Die deutsche Power-Metal-Band aus Saarbrücken werkelt zwar schon seit 2003 an Orgel, Schlagzeug und Gitarre, konnte aber erst 2013 mit ihrem Album Blood of the Saints zum ersten Mal auf dem ersten Platz der deutschen Albumcharts landen. Hinzu kommen diverse Auftritte auf dem Wacken Open Air und anderen namhaften Festivals, welche die Fanbase der häufig lateinisch singenden Band mehr und mehr zu vergrößern scheint. Wir haben für euch kürzlich einen Blick auf das Quintett geworfen und waren im Hyde Park in Osnabrück bei einem Konzert zu Gast.

Um den ersten Satz meiner Einleitung aufzugreifen, muss ich zunächst gestehen, dass ich in Bezug auf die Metal-Szene nichts auf mich halte und schon gar nicht als gut informiert gelten kann. Mein Kontakt mit diesem Musikgenre kann man eher als stetig sporadisch bezeichnen. Ich besitze keine Bandshirts, ich besuche keine Festivals und meine Konzertbesuche lassen sich jährlich an ein bis zwei Fingern abzählen. Ich höre zwar regelmäßig Bands wie Sabaton und Hammerfall, finde mich aber auch häufig im elektronischen Bereich oder bei Bands wie Die Antwoord wieder. Den Namen „Powerwolf“ hatte ich also schon mal gehört, allerdings begann ich mich erst wenige Wochen vor dem Konzertbesuch wirklich mit der dahinter steckenden Musik zu beschäftigen. Von genau diesem Besuch möchte ich nun jedoch mehr berichten.

Wer den Hyde Park kennt, der weiß, dass die örtlichen Bedingungen eigentlich nur gute Voraussetzungen für ein kleines aber feines Metal-Konzert bieten können. Der traditionsreiche Club bietet etwa 1500 Menschen Platz und auch wenn der Status „Ausverkauft“ möglicherweise am Konzertabend nicht offiziell erreicht wurde, sorgte der bevorstehende Mainact doch für einigen Andrang. Die vorherrschende Stimmung ließ jedenfalls auf einen unterhaltsamen Abend hoffen.

Den Anfang machte die aus Osnabrück stammende Death-Metal-Band Dawn of Disease. Wenn ich zuvor anmerkte, dass ich mit dem Metal-Genre immer mal wieder Berührung habe, dann meinte ich damit, dass ich mit Death-Metal überhaupt keine Verträge besitze. Dementsprechend angetan war ich von der Vorstellung, welche die lokale Gruppe um Sänger und Gründungsmitglied Tomasz Wisniewski aufs Parkett zauberte. Wer hier musikalisch anspruchsvolle Hochgenüsse erwartete, war in diesem Fall fehl am Platz und hätte besser das Kleingedruckte auf der Eintrittskarte gelesen. Der Fokus des Auftritts muss, aus meiner Laiensicht betrachtet, primär auf dem Headbanging gelegen haben. Begleitumstand dieser Prioritätensetzung war jedoch, dass vom Gitarristen und Bassisten nicht mehr als zwei bis drei Akkorde bzw. Noten pro Song geboten werden konnten, da man sich andernfalls sicherlich verspielt hätte. Dementsprechend vielseitig fiel leider auch der Gesang aus. Die Ankündigung, dass man nach vier oder fünf gespielten Songs – wer kann das schon so genau sagen – die Darbietung bereits beenden würde, sorgte also allgemein für gute Stimmung.  

Weiter ging es nach kurzer Wartezeit mit der Power-Metal-Band Kissin’ Dynamite, welche mich vom Stil her sehr an die amerikanische Band Steel Panther erinnerte und tatsächlich auch einige Male für diese als Vorband auftrat. Die ebenfalls aus Deutschland stammende, als Schülerband entstandene Gruppierung, legte aus musikalischer Perspektive direkt ganz anders los. Angefangen bei Sänger Johannes Braun, der mit seinem Stil ein wenig an ein TNT aus vergangenen Zeiten erinnerte und einen außergewöhnlichen Stimmumfang an den Tag legte, über die beiden Gitarristen Ande Braun und Jim Müller, welches das Publikum mit dem einem oder anderen Solo verzückten, bis hin zu Bassist Steffen Haile und Drummer Andi Schnitzer, legte die gesamte Band eine sehr solide Performance hin, die Lust auf mehr machte. Alles in allem machten die Jungs aus Baden-Württemberg einen sehr professionellen und erfahrenen Eindruck. Wer sich generell mit Power- bzw. Glam-Metal anfreunden kann, dem empfehlen wir ausdrücklich, mal bei Kissin’ Dynamite reinzuhören.

Last, but not Least stand natürlich noch Powerwolf selbst an und nach den ersten Sekunden des ersten gespielten Songs war klar, warum man gerade dem Headliner des Abends lauscht. Neben dem sehr coolen Auftreten der Band und der Bühnenshow beeindruckte mich vor Allem die abgerufene Qualität aus musikalischer Perspektive. Zu diesem Punkt muss ich anmerken, dass mir bei Liveaufritten immer sehr daran gelegen ist, dass die jeweiligen Bands sich nicht zu weit von der Studioversion der Songs entfernen und ein Stück quasi neu erfinden. Im Fall von Powerwolf war von diesem Umstand nichts zu spüren und alles Songs wurden sehr nah an der Studioversion performt, was nicht zuletzt an dem Können von Sänger Attila Dorn lag. Der Organist Falk Maria Schlegel, die Gitarristen Charles und Matthew Greywolf und der Schlagzeuger Roel van Helden sollen in diesem Zusammenhang natürlich nicht unerwähnt bleiben. Hinzu kam noch, dass die gesamte Band offensichtlich richtig Spaß an ihrem Handwerk und dem Abend hatte, was ebenso für das Publikum galt. Alles in allem legte Powerwolf einen überragenden Liveaufritt hin, der zu den Besten gehörte, die ich bisher gesehen habe. Abschließend kann ich also jedem nur empfehlen, den Jungs vor allem live eine Chance zu geben, wenn möglich sogar in einem kleineren Club. Wer von dieser Band nicht weggeblasen wird, hat was mit den Ohren.

Beitragsbild von Frank Schwichtenberg (CC3-Lizenz)

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Moritz Janowsky

Studiert Film an der FH-Dortmund, wird im Team auch gerne als "Podcastonkel" bezeichnet und knipst ab und zu ein paar bunte Bilder.

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