Kino & Serie / Kultur und Medien
Kinokritik: Die Karte meiner Träume
Nach langer Zeit können wir endlich wieder einen Film der französischen Regielegende Jean-Pierre Jeunet im Kino bewundern. Wem dieser Mann gänzlich unbekannt ist, dem lege ich die Filme „Die fabelhafte Welt der Amelie“, „Micmacs – uns gehört Paris“ und „Die Stadt der verlorenen Kinder“ ans Herz. Was all diese Filme gemeinsam haben? Sie alle sind visuell beeindruckend, haben märchenhafte Storys und können mit unendlich vielen, liebevollen Details begeistern.
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Nach langer Zeit können wir endlich wieder einen Film der französischen Regielegende Jean-Pierre Jeunet im Kino bewundern. Wem dieser Mann gänzlich unbekannt ist, dem lege ich die Filme „Die fabelhafte Welt der Amelie“, „Micmacs – uns gehört Paris“ und „Die Stadt der verlorenen Kinder“ ans Herz. Was all diese Filme gemeinsam haben? Sie alle sind visuell beeindruckend, haben märchenhafte Storys und können mit unendlich vielen, liebevollen Details begeistern.
Der Vergleich von „Die Karte meiner Träume“ mit den oben genannten Filmen ist durchaus berechtigt. Diese Romanverfilmung hat ebenfalls einen kindlich-naiven Protagonisten (dieses Mal handelt es sich tatsächlich um ein Kind, den 10-jährigen T.S. Spivet), wunderbar skurrile Figuren und eine gewisse Überzogenheit. Das beginnt schon bei der Vorstellung der Familie von T.S.: Seine Mutter ist eine völlig auf ihre Arbeit fixierte Insektenforscherin, sein Vater hat die Seele eines Cowboys und sein Zwillingsbruder spielt gerne mit Gewehren. Seine große Schwester träumt davon, berühmt zu werden. Auf der Familienranch in Montana (USA) nimmt niemand T.S. wirklich wahr und dieser flüchtet sich in seine eigene Fantasie. Das ist eine der absoluten Stärken des Films. Die Gedanken von T.S. werden oft als Zwischensequenzen dargestellt, bei denen man erst spät bemerkt, dass man gerade nicht die Handlung betrachtet, sondern T.S. Fantasiewelt. Auch der Einsatz seiner Skizzen und Grafiken, die über den Filmbildern zu schweben scheinen macht das ganze interessanter.
Zur Handlung sollte man nur so viel sagen, dass T.S., der in seiner Freizeit gerne über die Naturwissenschaften nachdenkt und sich als Erfinder betätigt, einen Anruf vom Smithsonian Institute in Washington erhält und erfährt, dass eine seiner Erfindungen für einen renommierten Preis ausgewählt wurde. Da er sich durch seine Familie keine Unterstützung erhofft, macht sich T.S. alleine per Güterzug auf den Weg nach Washington und erlebt auf seiner Reise viele kleine und große Abenteuer.
Was man unbedingt wissen sollte, bevor man den Film sieht – der Trailer betrügt, was das angeht ein wenig – der Film ist zwar skurril und durchaus lustig, hat jedoch auch eine tiefe Melancholie und einige sehr traurige Szenen. Damit greift Jeunet eine Atmosphäre auf, die er auch schon in dem Film „Mathilde“ erfolgreich einsetzte. Eine lockere und leichte Komödie, die der Trailer in Teilen assoziiert, bekommt man nicht vorgesetzt. Tatsächlich hat der Film sogar einige Längen im Mittelteil, die erst schließen lassen, dass man vielleicht nicht genug Story für einen 105-minütigen Film hatte, doch Wikipedia verrät, dass die Romanvorlage noch einen kompletten weiteren Handlungsstrang bot, der im Film komplett vernachlässigt wurde. Schade. Zumindest kam die Extrazeit der Entwicklung der Geschichte sowie dem Porträtieren der wirklich interessanten Figuren, die bis in die Nebendarsteller prominent und überzeugend besetzt sind, zugute.
Ist der Film nun sehenswert, oder nicht? Kurz und knapp gesagt: Das kommt auf den Zuschauer an. Fans von Transformer-alles-explodiert-Filmen werden das Ganze zu langweilig finden, während Freunde von gut erzählten und ruhigeren Filmen hier voll auf ihre Kosten kommen können.
Die Laufzeit beträgt 105 Minuten und der Film ist ab 0 Jahren freigegeben.
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Robin Thier
Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.
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