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Mogelverpackungen und unser Tastsinn
Noch mehr Psychologie im Alltag
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Wie schon im letzten Beitrag zum Thema „Cocktail-Parties“ geht es auch in diesem Artikel wieder um ganz alltägliche Dinge: Chips, Kekse und Hundefutter könnten schließlich alltäglicher nicht sein.
Was haben nun diese Gegenstände des täglichen Lebens mit Psychologie zu tun?
Dazu schauen wir uns mal ein paar Verpackungen an.
Habt Ihr euch auch schon mal gefragt, warum manche Produkte mit seltsam krummen Grammangaben verkauft werden?
Ganz einfach: Wenn der Hersteller seine Gewinnmarge bzw. Gewinnspanne erhöhen möchte, ohne, dass der Kunde es merkt, dann greift er auf die Psychophysik des menschlichen Körpers zurück.
Menschen nehmen nur Reize wahr, die über der sog. absoluten Reizschwelle liegen. Für jedes Sinnesorgan haben wir diese absolute Reizschwelle. Wir hören Geräusche ab einer Frequenz von 20Hz und wir bemerken einen Geruch bei 107 bis 1017 Molekülen pro dm³ in der Luft. Unser Tastsinn beginnt ab einem Gewicht von 2 Milligramm zu funktionieren.
Dies sind die absoluten Reizschwellen, das heißt, dass unsere Sinne ab diesen Reizgrößen erst anfangen zu arbeiten. Um nun Unterschiede zwischen Reizen derselben Art zu erkennen, muss der neue Reiz die Schwelle des eben merklichen Unterschieds überschreiten. Der eben merkliche Unterschied, also der Unterschied zwischen zwei Reizen, den ein Mensch gerade noch wahrnehmen kann, wächst mit der Stärke des Reizes. Wenn ich also 2 Milligramm auf meiner Hand liegen spüre, dann reichen schon zusätzliche 0.333 Milligramm aus, um einen Unterschied zu spüren. Habe ich aber 100 Milligramm auf meiner Hand liegen, so spüre ich erst ab ca. 133,333 Milligramm einen Unterschied. Dieses Phänomen nennt man das Weber’sche Gesetz, benannt nach Ernst Heinrich Weber.
Kommen wir zurück zu unserem Beispiel:
Wenn der Chipshersteller nun seine Gewinnmarge erhöhen möchte, hat er zwei Möglichkeiten. Er kann den Preis anheben, was aber sicherlich vielen Kunden auffallen wird und eventuell dazu führt, dass sie das Produkt nicht mehr oder zumindest seltener kaufen. Der Hersteller belässt also den Preis, aber reduziert die Menge der Chips. Diese Reduktion der Menge sollte er in Abhängigkeit vom Weber‘schen Quotienten machen. Er sollte nur so viel Gewicht reduzieren, dass das neue Gewicht unterhalb der Grenze zum eben wahrnehmbaren Unterschied liegt. Der Kunde bemerkt nicht, dass er nun weniger Produkt für den gleichen Preis erhält und wird weiterhin, wie gewohnt, seine Chips kaufen.
Achtet also ab und an auf die Grammzahlen einiger Produkte und lasst euch nicht hinters Licht führen!
Übrigens gilt das gleiche Spiel auch andersherum: Wenn ein Hersteller sein Produkt besser darstellen möchte, dann kann er den Inhalt vergrößern. Diese Gewichtszunahme sollte natürlich oberhalb der wahrnehmbaren Unterschiedsschwelle liegen, damit der Kunde seinen Gewinn auch mit dem Tastsinn spürt.
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Amelie Haupt
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