Buchtipp für (Hobby-) Historiker #2
Darf es ein bisschen Fantasy sein?
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Um vor dem anstehenden Ernährungs-Special mit weniger schwerwiegenden Themen für Kurzweil zu sorgen, geht es an dieser Stelle mit einer etwas vernachlässigten Serie weiter. Im letzten Teil hatten wir Euch bereits einige historische Romane ans Herz gelegt, heute soll der Fokus hingegen mehr auf dem Fantasy-Genre liegen.
Andrzej Sapkowski und die Geralt-Saga/The Witcher
Seit wann sind wir denn ein Magazin für Videospiele? Gemeint ist in diesem Fall nicht die Videospielreihe “The Witcher” vom polnischen Entwickler CD Projekt, sondern die tatsächliche Romanvorlage von Autor Andrzej Sapkowski. Die sogenannte Geralt-Saga, bestehend aus insgesamt neun Romanen, erzählt die Vorgeschichte zu den bekannten Action-Rollenspielen und sollten aus diesem Grund auf jeden Fall gelesen werden, bevor die Spiele gespielt werden. Beginnen sollten wir jedoch, um auch fachfremde Leser mit ins Boot zu holen, ganz am Anfang. Worum geht es im Universum von “The Witcher” überhaupt?
In der mittelalterlich angehauchten Welt des Hexers Geralt von Rivien gehören Monster zum Tagesgeschäft. Um diesem Umstand Einhalt zu gebieten, streift ein Hexer durchs Land und befreit die geplagte Bevölkerung von allem möglichen Getier, natürlich nicht ohne sich diesen Dienst gut bezahlen zu lassen. Um für diese anspruchsvolle Tätigkeit gerüstet zu sein, wird ein Hexer seit frühster Kindheit ausgebildet, bis es zur sog. Kräuterprobe kommt. Bei dieser Operation wird durch das Verabreichen von Tränken eine Mutation hervorgerufen. Viele Kinder überleben diese Prozedur nicht. Das erfolgreiche Resultat jedoch sind eine gesteigerte Sinneswahrnehmung, übermenschliche Reflexe und Ausdauer. Besagter Eingriff hinterlässt allerdings auch sichtbare Rückstände: Hexer sind vor allen an ihrer katzenhaften Augenform zu erkennen.
Durch die körperlichen Veränderungen und die außergewöhnlichen Fähigkeiten genießt Hexer Geralt bei der Bevölkerung einen eher zweifelhaften Ruf und wird oft zusammen mit Elfen, Zwergen und Halblingen als Anderling bezeichnet. Im Gegensatz zu den genannten Rassen, welche in den großen Menschenstädten oft in eigenen Vierteln bzw. Gettos leben, in denen es immer wieder zu Pogromen kommt, wird Geralt zwar geduldet, aber in den meisten Fällen als notwendiges Übel betrachtet.
Gerade der zuletzt genannte Punkt unterscheidet Sapkowskis Fantasy von üblichen Schwarz-Weiß-Geschichten wie zum Beispiel eines Herrn der Ringe. Geralt begegnet auf seinen Abenteuern immer wieder Konflikten zwischen den unterschiedlichen Rassen, resultierend aus uralten Fehden bzw. genereller Fremdenfeindlichkeit. Was für Geralt und die Elfen eher weniger erfreulich ist, lässt dem Leser die Welt um den Hexer unheimlich real erscheinen. Selbiges gilt für die von Sapkowski gezeichneten Charaktere. Wer auf überzeichnete, heroische Heldengeschichten steht, wird von den Witcher-Büchern eher enttäuscht sein. Wir möchten an dieser Stelle nicht falsch verstanden werden, natürlich ist Geralt in seiner eigenen Saga der Held, aber ein Held mit Ecken und Kanten. Wir stellen also fest, ebenso wie die Spielereihe, welche übrigens durchgehend eine Altersfreigabe ab 18 Jahren erhalten hat, sind auch die Romane nichts für Kinder. Neben diversen blutigen Scharmützeln und Intrigen lernt der Leser auch Geralts zahlreiche Bettgefährtinnen kennen, wie z. B. die Zauberinnen Triss Merigold und Yennifer von Vengerberg.
Solltet Ihr nun auf den Geschmack gekommen sein, solltet Ihr jedoch die Reihenfolge kennen, in welcher die Bücher zu lesen sind. Denn im Gegensatz zu z.B. der Buchreihe Das Lied von Eis und Feuer sind die Romane der Geralt-Saga nicht mit einer Nummerierung versehen, was eventuell für Verwirrung sorgen kann. Folgend findet Ihr eine Auflistung* der genauen Reihenfolge.
Einzelne Romane
Zeit des Sturms
Kurzgeschichtenbände
Das Schwert der Vorsehung: Zweiter Band der Geralt-Saga
Romane der Geralt-Saga
Das Erbe der Elfen (dtv premium)
Die Zeit der Verachtung (dtv premium)
Feuertaufe: Roman (dtv premium)
Der Schwalbenturm: Roman (dtv premium)
Die Dame vom See: Roman (dtv premium)
Um den perfekten Einstieg zu erhalten, sollte man unserer Meinung nach in jedem Fall mit Der letzte Wunsch starten, und sich nicht von der Kurzgeschichtenform abschrecken lassen, denn es werden wichtige Charaktere eingeführt, deren Beziehung zu Geralt erst durch den Umstand ihrer ersten Begegnung deutlich wird. Der einzelne Roman Zeit des Sturms kann für die Reihenfolge bzw. die Handlung der eigentlichen Geralt-Saga und der Kurzgeschichtenbände zunächst vernachlässigt werden und kann bei Bedarf im Anschluss gelesen werden. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.
*Hinweis: Warum führen die Verlinkungen der Titel zu einem Verkaufsangebot? Hierbei handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Solltet Ihr Euch entscheiden diese zu nutzen und den Artikel auf diesem Weg zu erwerben, erhalten wir einen kleinen Teil des Gewinns. Auf diese Weise könnt Ihr uns in unserer Arbeit unterstützen. Um möglichen Irrtümern vorzubeugen, möchten wir diesen Vorgang klar propagieren und für unsere Leser so transparent wie möglich halten.
Unterstützen
Wenn dir der Beitrag gefallen hat, würden wir uns über eine kleine Spende freuen.
Noch mehr Stories? Folge seitenwaelzer:
Moritz Janowsky
Studiert Film an der FH-Dortmund, wird im Team auch gerne als "Podcastonkel" bezeichnet und knipst ab und zu ein paar bunte Bilder.
Tatsächlich gelesen: Naokos Lächeln (Haruki Murakami)
Bookstock-Festival für alle Buchliebhaberinnen und -liebhaber
Tatsächlich gelesen – The Hound of the Baskervilles (Sir Arthur Conan Doyle)
Unter 100 #05 – Filme vorgestellt in höchstens 99 Worten
Tags: BuchBuchrezensionBuchtippFantasyGeralt von RivaGeralt von RivienGeralt-SagaReihenfolgeRomanThe Wichter ReihenfolgeThe WitcherThe Witcher 3
Insgesamt interessante Buchvorstellung. Finde es allerdings sehr gewagt den wohl größten Fantasy-Epos unserer Zeit (HdR) als übliche „Schwarz-Weiß-Geschichte“ abzustempeln, wurde doch eigens für die Romane ein riesiges Universum erfunden.
Vielen Dank für deinen Beitrag. Die Formulierung „Schwarz-Weiß-Geschichte“ bezieht sich weniger auf das Universum, sondern auf die strickte Trennung zwischen Gut und Böse. Dies findet sich in den Witcher-Romanen so nicht unbedingt.