Kino & Serie / Kultur und Medien

Düstere Bausteine, wenig Kinderlachen – Kinoreview „The Lego Movie 2“

Wenn Kinder bei einem Familienfilm nicht lachen und Erwachsene fast verzweifeln, dann läuft etwas schief. Warum das zweite Abenteuer von Emmet & Co. eine kräftige Enttäuschung ist.
| Daniel Rublack |

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Wenn The Lego Movie 2 eins ist, dann wohl vorbei an jeder Zielgruppe. Etliche Anspielungen für Erwachsene überdecken weder die generelle Belanglosigkeit noch das schwache Script und besonders für das jüngere Publikum bietet der Streifen kaum etwas zum Lachen. Für einen Familienfilm eher schlecht!

Zugegeben, dass die Fortsetzung des Überraschungshits von 2014 über bunte Bausteine nicht dessen Frische erreicht, war zu erwarten. Aber sollte ein Kinderfilm eine so düstere Grundthematik haben, wo er doch eigentlich nur ein spaßiger Ausflug für die ganze Familie sein soll? Müssen 6-Jährige bereits pessimistische Ausblicke auf ihre Zukunft erleben? Und vor allem, was sollen die schon stellenweise erschreckenden Sequenzen mit Todesschreien und lauten Hilferufen? So entfuhr dem Vater vor uns, der mit seinen zwei kleinen Söhnen und jeder Menge Popcorn wohl einfach nur familienfreundlichen Spaß erwartet hatte, bei einer an Mad Max: Fury Road angelehnten Szene ein leises „Was soll der Scheiß?!“

Zweifelsohne haben die wenigen Erwachsenen im Saal mehr gelacht als die Kinder, was ich einfach nur bedauerlich fand. Aber wie sollen Kinder auch über Gags lachen, die sie nicht verstehen können? Wie soll ein Grundschüler Bruce Willis in seiner Rolle als John McClane erkennen oder Batmans Aufzählung aller ehemaligen Darsteller verstehen? Situationskomik oder den erhofften Slapstick lässt The Lego Movie 2 stark vermissen! Zudem sind in der deutschen Fassung einige textliche Witze problematisch, denn Kinder können oftmals noch kein Englisch und sind somit bei dieser Form von Humor raus.

Auch die Musik ist eine herbe Enttäuschung. Eine Depri-Variante von Hier ist alles super (OT: Everything Is AWESOME!!!) brauchte ich eigentlich nicht und manch andere Songs sind eher nervig als spaßig und meistens viel zu lang. Wie mein Kollege es treffend formulierte: „Dafür brauch‘ ich Alkohol!“

Besonders der Umgang mit der Hauptfigur Emmet hat mich persönlich sehr gestört. Der eigentlich naive, aber absolut liebe Kerl wird hier in einem wirren Konstrukt aus Zeitreisen teilweise schon fast zum Bösen. So zerstört The Lego Movie 2 sogar etwas von dem tollen Flair des ersten Teils. Generell wird hier weniger gebaut denn vernichtet und so verwandelt sich Emmet tatsächlich vom Meisterbauer zum Meisterzerstörer. Für mich ein No-Go!

Immerhin der Animationsgrad ist auf einem ordentlichen Niveau. Ähnlich wie beim Spielen mit Lego sind alle Bewegungen etwas zackiger und wenig fließend, was ein authentisches Gefühl vermittelt. Die Farben sind oftmals schön bunt, teilweise wirkt es wie erwähnt jedoch relativ düster.

Um noch einmal auf den Humor zurückzukommen: Ja, es gibt etliche Gags. Nein, nur wenige zünden. Bezeichnend ist wohl, dass mir selbst Astronaut Benny mit „Raumschiff“ lediglich ein müdes Grinsen entlocken konnte. Viele Anspielungen auf andere Filme, Musik & Co. sowie etliche Selbstreferenzen – Wo ist meine Hose? – sind durchaus nett, aber eben nur für das ältere Publikum. Einfache, verständlich vorgetragene Witze für die Kleinen sind nur in geringem Maße vorhanden. Während der 108 viel zu langen Minuten habe ich lediglich 1-2 Mal das Lachen eines Kindes gehört, obwohl im Saal etliche Kleine saßen. Das tut schon weh!

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Positiv zu erwähnen sind tatsächlich nur noch passende Synchronstimmen für Cameo-Auftritte wie eben Bruce Willis und die finale halbe Stunde. Diese ist zwar enorm überdreht, bietet aber endlich einige gute Botschaften über Freundschaft, Zusammenhalt und Miteinander. Ob dies aber den Eltern etliche unangenehme Fragen – Verloren unter dem Trockner-Vers – erspart, wage ich zu bezweifeln.

Insgesamt lässt sich The Lego Movie 2 nicht wirklich weiterempfehlen. Es ist kein schlechter Film, aber auch kein wirklich guter. Für Fans wird zu wenig gebaut, Erwachsene finden unzählige bessere Streifen und die Kleinen erhalten nicht den Humor, den sie verdienen. Sollten Familien also einen Kinobesuch planen: Packt lieber die Steine daheim aus und baut mit euren Kindern etwas Schönes. Sie werden es euch danken!

6/10 für große Baumeister, für die Kleinen eher 4-5. Kräftige Enttäuschung!

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Daniel Rublack

… schreibt vor allem über Filme. Arbeitet in der „Presse und Kommunikation“ und unterstützt daher mit entsprechendem Know-how.

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