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Von Luftfahrt zur Energietechnik – über die Vielfalt der Ingenieurwissenschaften Teil 1

Wer, wenn nicht die Dozenten der Hochschulen und Universitäten weiß besser, was man mit dem eigenen Studiengang später einmal machen kann, sowie, was man schon im Studium beachten sollte? Wir haben für euch Prof. Dr. Goebel von der Hochschule Hamm-Lippstadt interviewt, der euch einen kleinen Einblick in die Ausbildung und die Arbeit eines Ingenieurs aus dem Bereich "Regenerative Energien" bietet.
| Patrick Schuster |

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SpaceX | Unsplash

Wer, wenn nicht die Dozenten der Hochschulen und Universitäten weiß besser, was man mit dem eigenen Studiengang später einmal machen kann, sowie, was man schon im Studium beachten sollte? Wir haben für euch Prof. Dr. Goebel von der Hochschule Hamm-Lippstadt interviewt, der euch einen kleinen Einblick in die Ausbildung und die Arbeit eines Ingenieurs aus dem Bereich „Regenerative Energien“ bietet.

Prof. Dr. Goebel ist seit 2012 Professor für „Erneuerbare Energieerzeugung“ an der Hochschule Hamm-Lippstadt (HSHL). Davor war er von 2007 bis 2012 technischer Leiter bei der staatlichen Energieagentur „Masdar“ im Emirat Abu Dhabi, wo er unter anderem für den Bau des bis dahin größten Solarkraftwerkes der Welt „Shams 1“ verantwortlich war. Bevor Dr. Goebel im Jahre 2007 bei Masdar antrat war er Abteilungsleiter Erneuerbare Energien bei Lahmeyer International, einem der führenden deutschen Ingenieurberatungsunternehmen. Von 1999 bis 2001 war er technischer Leiter bei NEVAG einem Projektentwickler für Erneuerbare Energie Projekte. Von 1990 bis 1999 arbeitete er am Institut für Technische Thermodynamik des DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) in Stuttgart. Dort startete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Solarthermische Kraftwerke und wurde im Jahre 2006 zum Gruppenleiter Parabolrinnen-Solarkraftwerke ernannt. Seine Karriere began Dr. Goebel bei der Europäischen Raumfahrtagentur ESA, wo er von 1989 bis 1990 an zwei Satellitenprojekten arbeitete. Er hat an der RWTH Aachen Maschinenbau studiert, während seiner Zeit am DLR hat er nebenberuflich an der TU München im Bereich Thermodynamik seinen Doktortitel erworben.

Detailliertere Informationen findet ihr zusätzlich in seiner Online-Vita.
Um ganz vorne anzufangen: Warum sind Sie eigentlich Ingenieur geworden?

Prof. Dr. Goebel: Ich bin jemand, der sich schon immer dafür interessiert hat, wie Dinge funktionieren, also wenn ich mich so an meine Kindheit erinnre, mein großer Cousin hatte damals einen großen Einfluss auf mich, er war ein großes Vorbild. Er hatte damals Modellflugzeuge mit Verbrennungsmotor und Fernsteuerung und da hab ich mich damals gefragt, wie funktioniert eigentlich so ein Verbrennungsmotor? Und genau solche Fragestellungen haben dann die Neugier in mir geschürt. Wenn man dann am Ende der Schule steht muss man sich überlegen, was man macht und ich hab dann gesagt: Ich mache jetzt Technik, das macht mir Spaß, ich hab da ein Talent für und nahm mir vor, das zu meinem Beruf zu machen. Und somit entschied ich mich „Maschinenbau“ zu studieren.

 

Und was war dann nach dem Studium ihre erste Festanstellung?

Prof. Dr. Goebel: Meine erste Festanstellung war bei der europäischen Raumfahrt-Agentur, der ESA. Ihr Headquarter ist in Paris, aber die Ingenieure sitzen in Noordwijk in Holland, das größte Zentrum der ESA mit 60-70% der Angestellten der ESA. Ich bin damals in das „Young Graduate Program“ eingestiegen, wo sie junge Ingenieure extra ausbilden.

 

Und wie kamen Sie von Luft- und Raumfahrt zur Erneuerbaren Energie?

Prof. Dr. Goebel: Ich hatte mir damals schon gesagt, ich möchte mal was mit Energieeffizienz oder erneuerbaren Energien machen, hatte mich aber während des Studiums für die Fachrichtung „Flugzeugbau“ statt „Energietechnik“ entschieden, weil ich mir damals Modellfliegen zum Hobby gemacht hatte. Auch die Tatsache, dass die ESA eher koordinierende als umsetzende Aufgaben übernimmt, bestärkte mich in meinem Vorhaben, in ein anderes Unternehmen zu wechseln. Und nach etwa einem Jahr bot sich mir die Gelegenheit zum „deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt – DLR“ zu wechseln Das klingt jetzt wieder nach Luft- und Raumfahrt, aber die DLR hat auch einen großen Sektor, der sich mit Solarenergie beschäftigt. Das hängt damit zusammen, dass die erste kommerzielle Anwendung der Solarenergie damals auf Satelliten stattfand, da diesen im Weltall keine andere Möglichkeit zur Energieversorgung zur Verfügung steht.

 

Shams I, London Array, Gemasolar, Meilensteine der Regenerativen Energieversorgung zieren ihren Lebenslauf, wie waren Sie in diese involviert?

Prof. Dr. Goebel: In allen drei Projekten war ich damals für Masdar tätig. Bei Shams 1 war ich von Anfang bis Ende beteiligt, ich habe es initiiert, habe im Parlament von Abu Dhabi durchgefochten, dass wir die Subventionen und die Verträge dafür kriegen, also war ich in fast alles involviert. Hingegen bei London Array und Gemasolar traf ich nur Investitionsentscheidungen oder griff in beratender Funktion ein.

 

Bevor sie zu Masdar und somit zu Shams 1 kamen, waren sie bei Lahmeyer International tätig und sind dort viel in der Welt rumgekommen. Wie erlebt man Auslandsarbeiten als Ingenieur?

Prof. Dr. Goebel: Bei Lahmeyer International war ich damals 6 Jahre und übernahm da eigentlich ausschließlich Auslandsprojekte: Saudi-Arabien, Bahrain, Iran, Nordafrika, Lybien, Ägypten, die kapverdischen Inseln. Ich hatte die Gelegenheit viele Länder zu bereisen, und das erlaubte mir auch viele Einblicke in die sehr unterschiedlichen Mentalitäten, woraus sich unglaublich viel lernen lässt. Man versteht auch das eigene Land viel besser, wenn man viel rumreist. Man hinterfragt plötzlich Sachen, die sonst immer selbstverständlich waren. Sowohl Dinge, die in Deutschland besser laufen als dort, als auch andersrum.

Fortsetzung folgt…

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Patrick Schuster

Schönen guten Abend meine Damen und Herren, ich bin Patrick und mittlerweile seit ein paar Jahren im seitenwaelzer.de-Team. Ich bin aktives Mitglied unseres Spontan-Spontan-Podcasts und schreibe sonst viel im Bereich Technik und Innovation.

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