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„Entmenschlicht. Warum wir Prostitution abschaffen müssen“ von Huschke Mau – Eine Buchrezension

Huschke Mau ermöglicht mit ihrem Buch "Entmenschlicht" einen Einblick in die Realität der Prostitution, der einem sonst verborgen bleibt.
| Inga Nelges |

Geschätzte Lesezeit: 11 Minuten

Vadim Kaipov | Unsplash

Contenthinweis: Sexualisierte Gewalt

„Ich glaube, mit dem Buch habe ich mich mehr ausgezogen als jemals während meiner Zeit als Prostituierte (…). Ich hätte diese Tür in die Vergangenheit einfach schließen können und nie mehr zurückschauen müssen. Aber ich kann nicht.“

Mau, H. (2022). Entmenschlicht. Warum wir Prostitution abschaffen müssen, S. 391

So schildert Huschke Mau ihren Beweggrund für das Schreiben ihres Buchs „Entmenschlicht“. Durch ihr jahrelanges Engagement für ein Sexkaufverbot erlangte sie Bekanntheit und zählt zu den bekanntesten Ex-Prostituierten Deutschlands. Sie ist Geisteswissenschaftlerin, Doktorandin und Aktivistin für das Nordische Modell, einer Form des Verbots von Prostitution. Zudem ist Mau Gründerin des Netzwerks Ella, der unabhängigen Interessenvertretung für Frauen aus der Prostitution, und ist durch zahlreiche Veranstaltungen, Publikationen und Interviews hervorgetreten. Das Buch „Entmenschlicht“, das 2022 erschienen ist, ist ihre erste Monographie zu diesem Thema.

„Entmenschlicht“ ist wie kein Buch, das ich zuvor gelesen habe. Huschke Mau verbindet ihre eigenen Erlebnisse mit empirischen Daten und Statistiken und ermöglichte mir so einen umfangreichen Einblick in ihre Welt. Sie zeigt in dem Buch mit dem Finger auf Begebenheiten, die ihrem Empfinden nach, niemand sehen will. Auf 395 Seiten nimmt sie die Leser*innen mit in die Ereignisse, die sie erleben musste. Die Autorin macht darauf aufmerksam, wie unsere Gesellschaft komplett daran scheitert, Frauen in der Prostitution zu schützen. Sie zeigt auf, wo wir ansetzen müssen und wieso ein Sexkaufverbot nötig ist.

Prostitution im Diskurs

Prostitution ist schon seit langer Zeit ein sehr umstrittenes und viel diskutiertes Thema in der Gesellschaft und der feministischen Bewegung. In den späten 1970er und frühen 1980er Jahren erreichte die Debatte während den sogenannten „feminist sex wars“ ihren Höhepunkt. Das Hauptthema der Diskussion war die Sexualität; Feministinnen sprachen über Pornografie, aber auch sexuelle Beziehungen und BDSM-Praktiken. Die sexuelle Revolution war gerade zu Ende gegangen, das Goldene Zeitalter des Pornos begann in den Vereinigten Staaten, und Feministinnen versuchten, sexuelle Beziehungen in einen theoretischen Rahmen zu stellen. Es bildeten sich zwei Gedankenstränge heraus, die sich dann in zwei Strömungen niederschlagen: Anti-Porn und Pro-Sex. Beides waren zwei radikale ideologische Lager, die von sehr unterschiedlichen Annahmen ausgingen. Die Pro-Sex-Seite vertrat die Meinung „Sexarbeit ist Arbeit“, um das Stigma von Prostitution zu beseitigen und zur gleichen Zeit ging das Anti-Porn-Lager von einer Verteufelung der männlichen Sexualität aus, weil sie glaubten, dass die Sexualität vom Patriarchat begünstigt wird. Nach Andrea Dworkin, einer der berühmtesten Anti-Porn-Aktivistinnen, schadet die Pornografie den Frauen sowohl bei der Produktion als auch beim Konsum, da die Schauspielerinnen, die in den Videos auftreten, erniedrigt und als Objekte behandelt werden und Konsument*innen eine gewalttätige und frauenfeindliche Darstellung verinnerlichen.

Der Feminismus, der die Pornografie befürwortet, definierte sich selbst als Pro-Sex, weil er davon überzeugt ist, dass die sexuelle Freiheit ein grundlegender Schritt im Kampf für die Freiheit der Frauen ist. Diese Seite argumentierte, dass Sexarbeiterinnen nicht nur Opfer sind, sondern wissen, wie sie autonome, persönliche und kontextbezogene Entscheidungen treffen können. Deshalb sehen sie Sexarbeit (egal ob es sich um Prostitution, das Posieren für OnlyFans oder das Drehen von Pornos handelt) wie jede andere Art von Arbeit (Salucci, 2021).

In Bezug auf Prostitution argumentierten die Frauen im Anti-Porn-Lager gegen die Prostitution mit der Behauptung, sie werde Frauen aufgezwungen, die keine Alternativen hätten. Pro-Sex-Feministinnen hingegen argumentierten, dass diese Position die Handlungsfähigkeit von Frauen ignoriere, die sich für Sexarbeit entschieden hätten, und sehen Prostitution nicht als inhärent auf der Ausbeutung von Frauen beruhend (Salucci, 2021).

Auch heute bestehen diese Lager noch und die Debatte ist aktueller denn je. Seit dem Jahr 2000 gilt Prostitution in Deutschland nicht mehr als sittenwidrig und wurde somit als legale Erwerbstätigkeit anerkannt. Über die Jahre wurde das Prostitutionsgesetz mehrmals reformiert und 2017 ein Prostituiertenschutzgesetz eingeführt. Das sogenannte Nordische Modell, welches den Sexkauf verbietet, wurde vom Gesetzgeber nicht verabschiedet, aber seit einiger Zeit von der CDU/CSU-Fraktion gefordert (Deutschlandfunk, 2023). Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Leni Breymeier stellt diese Forderung und im November 2023 zeigt sich selbst Bundeskanzler Olaf Scholz offen für ein Sexkaufverbot in Deutschland (Ripperger, 2023). In einer Fragerunde im Bundestag sagt er, dass Prostitution nicht als Normalität akzeptiert werden dürfe (zdfheute, 2023).

Eine Kindheit voller Gewalt

Im ersten Kapitel nimmt Mau uns mit in ihre Kindheit und Jugend, die von Prügeleien, Erniedrigungen und sexuellem Missbrauch durch ihren Stiefvater geprägt waren. Was sie berichtet, ist leider kein Einzelfall und keine unübliche Vorgeschichte von prostituierten Frauen (Mau, 2022, S. 41). Mau zufolge ist eine „erhebliche Vortraumatisierung“ sexueller Art geradezu eine der Voraussetzungen dafür, Prostituierte zu werden. Mit 17 Jahren flüchtet sie aus ihrem gewalttätigen Elternhaus und rutscht aufgrund fehlender Mittel und Unterstützung in die Prostitution und damit einhergehend in eine Alkohol- und Drogenabhängigkeit. Bis sie sich aus diesem Teufelskreis befreien kann, vergehen 10 Jahre.

Das System der Prostitution

Ihre Erzählweise wirkte auf mich ehrlich und ungeschönt und hat mich als Leserin mit der Realität konfrontiert, die sie erleben musste. Sie erklärt, wie dieses System aufgebaut ist: wie Frauen dort landen, wieso es so schwer ist, wieder auszusteigen, welche Traumata sie dort erleben und was an der Sicht unserer Gesellschaft auf Prostitution problematisch ist. Mau spricht über die Räume, in denen Prostitution stattfindet, wie es in Wohnungsbordellen zugeht und sie arbeitet heraus, wie Prostitution nicht nur Misogynie, sondern auch Rassismus befördert.

„Legalisierung verstärkt und vertieft jede in der Gesellschaft vorhandene Diskriminierung, sei es Sexismus, Klassismus, Antisemitismus oder Rassismus, da all diese Diskriminierungsformen der Prostitution inhärent sind – ohne Machtunterschiede, Stereotypen und Unterdrückung gäbe es Prostitution gar nicht. (…). Vorurteile und Klischees werden fetischisiert und mit sexueller Degradierung verbunden – eine gefährliche Mischung. Und diese Diskriminierungsformen werden durch die sexuelle Unterwerfung, die Prostitution darstellt, nicht nur verstärkt, sondern eben vonseiten der Freier auch ausagiert. Wer gegen Rassismus ist, gegen Sexismus oder Klassismus protestiert, kann nicht für Prostitution sein, da sie darauf basiert und sie verstärkt.“

Mau, H. (2022). Entmenschlicht. Warum wir Prostitution abschaffen müssen, S. 345

(Un)freiwilligkeit

Laut Mau handelt es sich bei Prostitution grundsätzlich um Sex, bei dem alles auf die Bedürfnisse des Mannes ausgerichtet ist und bei dem kein sexueller Konsens besteht, denn die Einwilligung zum Sex erfolgt auf Anbieterinnenseite aufgrund ökonomischen Drucks. Der Autorin zufolge ist es egal, unter welchen Bedingungen Prostitution stattfindet. „Sie ist und bleibt sexueller Missbrauch. Das von der anschaffenden Frau gegebene Ja ist kein Ja zum Sex, es ist ein Ja zu dem Geld, das sie braucht. Es bleibt ein Nein zu dem Sex, dieser ist nicht gewollt. Ungewollter Sex ist sexueller Missbrauch. Ein Geldschein ändert daran nichts. Sexueller Konsens ist nicht käuflich“, so Mau (2022, S. 356). Zudem könne kein Freier davon ausgehen, dass die Frau mit der er gerade Sex hat, dies freiwillig tut. Eine Frau, die von Menschenhandel betroffen ist oder aus anderen Zwängen als Prostituierte arbeitet, wird nicht „Ich bin eine Zwangsprostituierte“ sagen. Sie müssen schauspielern, wie sehr es ihnen gefällt, um den Freier und/oder Zuhälter zufriedenzustellen und Geld zu verdienen. „Freier sind Männer, die mit Frauen Sex haben und danach nicht sagen können, ob sie gerade eine Vergewaltigung begangen haben – und denen das egal ist. Das ist problematisches sexuelles Verhalten.“ (ebd.).

Freiwilligkeit ist ein viel diskutiertes Thema in der Prostitutionsdebatte und die Grenzen der (Un-)Freiwilligkeit in diesem Gewerbe sind oft fließend, wodurch klare Einteilungen in der Praxis meist schwierig sind. Jedoch hat eine Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ergeben, dass sich viele Personen in der Prostitution in einer schwierigen sozialen und psychischen Situation befinden und sich daher die Frage stellt, inwieweit sie sich wirklich frei für oder eben auch gegen diese Tätigkeit entschieden konnten (Mau, 2022, S. 305). Darüber hinaus gibt es auch von Seiten der Polizei einige kritische Stimmen. Beispielsweise schätzen die Polizisten Sporer aus Augsburg den Anteil derer, die sich aufgrund unterschiedlichster Zwänge prostituieren, sogar auf bis zu 90 Prozent (Sporer, 2013).

Anfragen

Mit Gedankenspielen regt die Autorin die Leser*innen zum Nachdenken an und holt sie direkt ins Geschehen. Immer wieder wird man in ihre Situation hineinversetzt. Beispielsweise wird man in dem Kapitel „Die Anfragen“ dazu aufgefordert, eine Telefonanfrage mit einem Freier nachzuspielen. Man soll sich vorstellen, diejenige zu sein, die angerufen wird und die die frauenverachtenden Kommentare über sich ergehen lassen muss. Fragen wie „Also bist du schön eng?“ oder „Kann ich dich vollwichsen?“ soll man dabei laut beantworten und allein durch diese künstliche Situation fühle ich mich so unwohl, dass mir die Worte nur schwer über die Lippen kommen. Ich fühle mich bedrängt, beschämt und objektifiziert und mir wird schlecht bei dem Gedanken, dass tagtäglich so viele dieser Gespräche geführt werden.

Freier-Foren

Besonders die Beiträge aus Freier-Foren, also Internetforen, in denen sich Freier über Prostitution und bestimmte Prostituierte austauschen, haben mich beschäftigt. Freier bewerten dort die betroffenen Frauen, warnen sich vor sogenannten „Abzockfotzen“ und sprechen über Prostituierte als wären sie Ware. Mit nur einer Google-Suche findet man unzählige dieser Foren und damit einhergehend eine geballte Ladung an Frauenverachtung, Rassismus sowie explizite Schilderungen von sexueller Gewalt. Mich hat nachhaltig schockiert, wie menschenverachtend über Frauen geschrieben wird, wie grenzüberschreitendes Verhalten und Vergewaltigungen verherrlicht und von anderen Nutzern gefeiert werden. Man findet Beiträge, in denen explizit nach Frauen gefragt wird, die minderjährig aussehen oder nach „willenlosen Junkies“. Untereinander geben sie sich Tipps, wie man die Frauen dazu bringen kann, Etwas zu tun, was sie gar nicht anbieten. Sie tauschen sich darüber aus, dass sie es anmacht, wenn eine Frau sichtlich Schmerzen hat und weint. Und wie sie trotzdem weiter machen – denn sie haben schließlich bezahlt. Nutzer schreiben darüber, wie sie heimlich das Kondom abstreifen, sich den Abmachungen widersetzen, gehen, ohne zu bezahlen, Prostituierte demütigen und wie sie unerlaubt filmen. Sie suchen nach Frauen „die alles mit sich machen lassen“ und wollen testen, wie viel sie verträgt. Sie wollen bewusst Grenzen überschreiten, denn in der Prostitution gehe es nicht um Sex, es gehe um Macht. Die einzige Sexualität, die ausgelebt wird, sei die der Freier, so Mau.

Ein Beitrag kann zum Beispiel so aussehen:

„Ich war gestern unterwegs und hatte riesen Glück. Ich habe eine 20jährige A. mitgenommen ins IBIS Hotel. Wir einigten uns auf 80Euro für das komplette Programm. Sie war wirklich geil und sie ließ alles über sich ergehen. Anschließend habe ich sie zu McDonalds eingeladen. Und jetzt kommt der Hammer. Sie bot mir an, das sie für 100Euro mit mir die ganze Nacht ins Hotel kommen würde. Ich habe nicht lange überlegt und sie mitgenommen. Ich habe sie die halbe Nacht gefickt in all ihre Löcher, die sie hatte. Sie nahm alles mit dem Mund auf und schluckte den Saft. Am nächsten Morgen nahm ich sie noch einmal hart Anal ran. So eine hatte ich noch nie im Bett.
Aussehen: 2
Sex: 1+
Preis: 1++“
(Mau, 2022, S. 134)

Zudem wird durch Einblicke in ihre Tagebucheinträge eine Nähe zwischen Leser*in und Autorin erzeugt und man wird Teil ihrer Gefühlswelt. Während des Lesens musste ich mehrmals schlucken, mit den Tränen kämpfen oder sogar eine Pause machen, um das Gelesene sacken zu lassen. Der Gedanke, dass genau in diesem Moment, in dem ich von ihren Erfahrungen lese, Millionen von Mädchen und Frauen unter genau diesem System leiden, hat mich sehr mitgenommen. Huschke Mau stellt ihre Position schonungslos dar und das ist teilweise schwer zu ertragen. Trotzdem oder gerade deswegen, ist es umso wichtiger sich damit auseinanderzusetzen. Denn Prostitution geht uns alle etwas an. 

„Dass es hierzulande unter Umständen als okay gilt, wenn ein Mann mit einer Frau schläft, die keinen Bock auf ihn hat, hat natürlich Auswirkungen auf alle Frauen. Denn wenn eine Gesellschaft Prostitution akzeptiert, akzeptiert sie Gewalt gegen Frauen. Das Frauenbild, das durch Prostitution generiert wird, betrifft alle Frauen. Eine Gleichstellung ist dadurch unmöglich.“

Mau, H. (2022). Entmenschlicht. Warum wir Prostitution abschaffen müssen, S. 342

Eine Dienstleistung wie jede andere?

In einem weiteren Abschnitt erläutert sie, dass Freier Frauenkörper nach ihren Wünschen bestellen und Services dazu buchen wie ein Menü. Dadurch kommt die Autorin zu der Meinung, dass Prostitution keine Dienstleistung wie jede andere ist, denn bei einer Dienstleistung ist es gleichgültig, wer sie ausführt. Zudem sind die Folgen von Prostitution verheerend. Im Fall von Huschke Mau haben sie sich in einer posttraumatische Belastungsstörung, Depressionen, einem niedrigen Selbstwertgefühl, Angstzuständen, Hypersensibilität, Essstörungen, Zwangsverhalten und Süchten geäußert. Laut einer Studie des BMFSFJ gaben Frauen in der Prostitution mehr als doppelt so häufig wie die weibliche Durchschnittsbevölkerung an, oft unter Stress, Überlastung, Schwäche, Müdigkeit, Schlafstörungen und Nervosität zu leiden. Sie sind drei- bis viermal häufiger von Symptomen wie Gedächtnisschwäche, Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit, Niedergeschlagenheit, Depressionen, Antriebslosigkeit und Überforderung betroffen (Mau, 2022, S. 305).

Das Nordische Modell

In den letzten beiden Kapiteln geht die Autorin auf die Folgen der Legalisierung von Prostitution in Deutschland ein und führt das Nordische Modell als eine Alternative zur bestehenden Prostitutionspolitik auf. Lange Zeit war es auch als „Schwedisches Modell“ bekannt, da Schweden es erstmals 1999 umsetzte. Der Kern des Modells ist eine „asymmetrische Kriminalisierung“, das heißt, dass die Person, die sexuelle Dienstleistungen anbietet, dafür nicht bestraft wird, der Sexkäufer jedoch schon. Es versucht, Prostitution einzudämmen, indem die Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen reduziert wird und umfangreiche Präventions- und Ausstiegsmaßnahmen angeboten werden. Neben Schweden ist es auch in Norwegen, Island, Irland, Frankreich, Israel und Kanada in verschiedenen Varianten umgesetzt worden. Das Grundgerüst des Nordischen Modells wird von vier Säulen gebildet:

  1. Umfassende Kriminalisierung von Prostitution
  2. Nicht-Bestrafung des Anbietens sexueller Dienstleistungen
  3. Angebote zum Ausstieg aus der Prostitution
  4. Aufklärungs- und Bildungsmaßnahmen in der Bevölkerung gegen Prostitution

Die Einführung eines Nordischen Modells ist sehr umstritten und laut Mau ist es zwar noch nicht die perfekte Lösung, jedoch ein Schritt in die richtige Richtung. „Ich darf mit meinem Körper machen, was ich will – aber dass jemand anderes mit meinem Körper macht, was er will und mir schadet, das gehört verboten“, so die Autorin. Gegner*innen des Nordischen Modells fordern eine Entstigmatisierung von Prostitution und wollen, dass diese unter besseren Bedingungen stattfindet, anstatt sie zu verbieten. Sie fordern, dass Sexarbeit als normaler Job behandelt wird und Sexarbeitende den gleichen Schutz wie alle anderen genießen können.

Das Buch endet mit einem sehr emotionalen und berührenden Nachwort, in welchem Huschke Mau sich bei den Leser*innen bedankt. Als Leserin fühlte ich mich durch diese direkte Ansprache wieder mit der Autorin verbunden und konnte in jeder Hinsicht die Dringlichkeit ihrer Botschaft spüren.

Mein Fazit

Dieses Buch hat Etwas mit mir gemacht. Nachdem ich es beendet habe, spürte ich unglaublich viel Wut in mir. Nach den letzten Kapiteln vor allem aber auch Hoffnung. Hoffnung, dass wir dieses System, das auf Leid und Ausbeutung beruht, ändern können.

Meiner Meinung nach ist „Entmenschlicht“ ein wichtiges Buch, das jeder gelesen haben sollte. Es ist eine schonungslos ehrliche Biographie mit tiefen Einblicken in die Gefühlswelt der Autorin, in der sie verdeutlicht, dass Prostitution ein Thema ist, das uns alle etwas angeht. Ich habe den größten Respekt vor Huschke Mau, ihrer aufklärenden und kräftezehrenden Arbeit und vor allem vor ihrem Mut.

Inga Nelges

Quellen:
Deutschlandfunk (06.11.2023). Union fordert Sexkaufverbot. Abgerufen am 07. Februar 2024 unter Gesellschaft – Union fordert Sexkaufverbot (deutschlandfunk.de)
Mau, H. (2022). Entmenschlicht. Warum wir Prostitution abschaffen müssen. Edel Verlagsgruppe. Hamburg
Ripperger, A. (08.11.2023). SPD-Politikerin: Unionsbeschluss für Sexkaufverbot ist richitg. FAZ. Abgerufen am 07. Februar 2024 unter Debatte über Prostitution: Unionsbeschluss für Sexkaufverbot ist richtig (faz.net)
Salucci, M. (22.01.2021). The History of the Sex Wars. nss magazine. Abgerufen am 08. Februar 2024 unter The History of the Sex Wars (nssgclub.com)
Sporer, H. (2013). Vortrag zum Seminar der European Women`s Lobby „Reality of Prostitution“ am 01.10.2013 in Brüssel. Abgerufen am 08. Februar 2024 unter http://bit.ly/2r0DlVY.
zdfheute (15.11.2023). „Nicht akzeptabel, wenn Männer Frauen kaufen“. Abgerufen am 08. Februar 2024 unter Scholz: „Nicht akzeptabel, wenn Männer Frauen kaufen“ – ZDFheute

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Inga Nelges

…kommt aus dem schönen Baden-Württemberg und studiert seit 2021 Kommunikationswissenschaft in Münster. Sie begeistert sich für alle Bereiche der Popkultur: Sei es Musik, Filme, Serien oder Internet-Trends. Was ihr aber besonders am Herzen liegt, sind feministische Themen und soziale Gerechtigkeit.

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