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Grusel ohne Film?

Michael und Lena haben das Spiel "Escape the Room: Das verfluchte Puppenhaus" getestet.
| Lena Hortian, Michael Cremann |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Ein dreidimensionaler Spielplan eines Escape-Room-Spiels.Lena Hortian

Der Weg ist das Ziel. Oder: Der Karton ist das Spiel.

Think Funs “Escape the Room: Das verfluchte Puppenhaus” im Test

Es ist Februar. Zum wahrscheinlich letzten Mal in diesem Winter sind wir eingeschneit. Menschen laufen über den zugefrorenen Aasee. Kurzum: Es ist die perfekte Zeit, ein neues Spiel zu testen.

Dankenswerterweise hat uns Think Fun ihr neues Produkt “Escape the Room: Das verfluchte Puppenhaus” zur Verfügung gestellt.  Wir waren gespannt, ob das schnell schwindende Tageslicht den Gruselfaktor des Spiels erhöht. 

Das verspricht die Werbung

„Ein dreidimensionales Escape-Room-Erlebnis für daheim“ mit „besonders knifflige(n) Rätseln“, die auch erfahrene Spieler:innen herausfordern. Es soll dem realen Besuch in einem Escape-Room so nahekommen „wie nie“ und dadurch für „Nervenkitzel pur“ sorgen. Insgesamt wird es als „höchst spannendes, kooperatives Spiel für Jugendliche (ab 13 Jahren) und Erwachsene zugleich“ beschrieben mit einem – optionalen – Zeitlimit von zwei Stunden. (So versprechen es die Presse-Infos.)

Weil Werbung auch einfach Werbung ist, sind unsere Erwartungen an das Spiel nicht ganz so hoch, aber wir haben versucht, mit einer erfahrenen Ausbrecherin an Bord, innerhalb des Zeitrahmens zu bleiben und dabei alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu nutzen, um uns noch tiefer ins Spiel ziehen zu lassen. 

Material und Aufbau

Wir sind überrascht, dass das Puppenhaus sich so unkompliziert aus dem Karton bauen ließ. Dank der gut verständlichen Anleitung geht das durchaus schnell, aber manche Kleinteile (zum Beispiel ein Bett…) sind leider ein bisschen fummelig zusammenzustecken. Der Detailreichtum und der dreidimensionale Aufbau der Spielwelt stärken die Immersion ungemein. Dafür bietet sich das Thema des Puppenhauses natürlich perfekt an. 

Ein kleiner Nachteil, der uns erst auffiel, als wir dann spielten, war, dass manche Objekte, die Rätsel enthalten, etwas schwierig zu entnehmen sind, ohne sie zu beschädigen. (Die Klebepunkte waren recht stark.) Hier wären kleine Hinweise auf den Objekten hilfreich, was vollständig entnommen/abgelöst werden muss und was nicht. Das erneute Festkleben nach Ende des Spiels ist nicht immer oder nicht problemlos möglich, was den sonst sehr hohen Wiederspielwert für andere Spieler:innen schmälert.

“Ich fand die Aufmachung echt schön, aber ich hab gedacht, da müsste man mal mit einer Taschenlampe reinleuchten.”

Anonyme Mitspielerin

Die in der Spielanleitung aufgeführte Musik (Spotify) finden wir super, um in die Geschichte einzutauchen. Die Kirsche auf der Sahne wäre allerdings, wenn die Story-Abschnitte aus der Spielanleitung als kleine immersive Hörspielschnipsel in der Playlist zu finden wären. 

Ebenfalls haben wir uns die online verfügbaren Hinweise angesehen und finden sie angenehm kleinschrittig und kaum spoilernd.

Spielen

Die Rätsel finden wir knackig und cool gestaltet. Die Bandbreite reicht von durchschnittlich über originell bis creepy. 

Das Rätseldesign ist durchaus solide, die Rätsel sind schnell gefunden und als solche identifiziert. Man weiß meist sofort, welche Antwort hier gesucht wird und verbringt kaum unnötige Spielzeit mit der Suche nach der Frage… Leider können bei den meisten Rätseln nur zwei Personen gleichzeitig tüfteln. 

Die Lösungen ergeben jeweils Zeichen, die sich gut ins Gesamtbild einfügen, ohne zu unauffällig zu sein. Diese Zeichen werden dann auf dem Lösungsrad eingestellt, das bei richtiger Einstellung das Öffnen des nächsten Raumes erlaubt. Glücklicherweise lässt es auch die Möglichkeit zum Nachbessern, wenn eine Lösung nicht zutrifft – ohne etwas vorwegzunehmen! 

Ein großer Pluspunkt ist die Abgeschlossenheit der einzelnen Räume, die so die Möglichkeit gibt, nach jeweils ca. drei Rätseln das Spiel zu unterbrechen und später an dieser Stelle weiterzumachen. Wer weniger Zeit oder mehr Selbstdisziplin hat als wir, kann das gesamte Spiel sogar einpacken und zu einem anderen Zeitpunkt wieder aufbauen und weiterspielen. 

Diese Geschlossenheit der Räume birgt jedoch den Nachteil, dass man nur von vorne gut in das Puppenhaus hineinschauen kann. Bei mehreren Spieler:innen – wir waren zu viert – führt das dazu, dass das Haus auf dem Tisch hin und her geschoben wird, damit alle in die Winkel der Räume schauen können. Teilweise haben wir sogar mit dem Handy Fotos von den Rätseln gemacht, um gemeinsam knobeln zu können.

Rückbau und Wiederspielwert

Versprechen der Werbung: Wir haben alles was ihr braucht zum erneuten Ausdrucken auf unserer Website. 

Das Versprechen wird auch weitestgehend eingehalten. Einzig ein Objekt, der Duschvorhang, fehlte uns beim Nachdrucken. Selbstverständlich wird das Nachgedruckte nicht die gleiche Textur und Vorprägung haben, aber wer vorsichtig mit den originalen Materialien umgeht, kann auch diese mehrfach verwenden. 

Der Rückbau funktioniert insgesamt gut. Manche Gegenstände lassen sich, wie oben schon erwähnt, nicht so gut wieder ankleben. Zwei- oder dreimaliges Wiederspielen wird also nur aufgrund des Klebers schwierig. 

“Ich glaube wir haben nichts so zerstört, dass man es nicht wiederverwenden kann!”

Michael Cremann

Allgemein ist der Wiederspielwert für uns niedrig – so ist es nun mal wenn man die Rätsel einmal gelöst hat – aber die Weitergabe des Spiels ist nicht nur gut möglich, sondern wird durch das Material erleichtert! Sehr gute Arbeit an dieser Stelle!

Fazit

Ein wirklich cooles Spiel für einen Abend! Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist für die vergleichsweise lange Spieldauer (2 ½ bis 3 Stunden) gut, trotzdem ist das Spiel dabei überraschend kurzweilig. Durch das Material, die Musik und die (in Rollenspiel-Maßstäben ausbaufähige) Story entsteht eine durchaus gruselige Atmosphäre am Spieltisch. So gruselig, dass wir als 13-Jährige doch den einen oder anderen Albtraum davon bekommen hätten. (Mit zart-besaiteten Kindern also besser noch etwas abwarten!)

Dieser Artikel stellt nur die Meinung der AutorInnen dar und spiegelt nicht unbedingt die Ansichten der Redaktion von seitenwaelzer wider.

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Lena Hortian

Ich mag gutes Essen (wer tut das nicht?) und treibe tatsächlich gerne Sport, obwohl mein Schweinehund da auch noch ein Wörtchen mitzureden hat. Zeitgleich studiere ich Literatur und Medien. Meine Wahlheimat Münster ist für das alles und noch viel mehr zum Glück bestens geeignet, auch wenn ich mir als Rheinländerin hier noch ein paar Berge wünsche.

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Ist meist dort zu finden wo die laute Musik für andere klingt wie ein Autounfall. Wirbt Geld für den Guten Zweck ein oder gibt Führungen durch Münsters Ruine Nummer eins. Dazu wird noch getanzt und wenn dann noch Zeit ist, Geschichte und Archäologie studiert.

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