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„Mit TaTa TüTü und alles!“ – Interview mit einer klassischen Sängerin

| Michael Cremann |

Geschätzte Lesezeit: 25 Minuten

Portrait von Rebecca Blanz vor einem FensterTheresa Pewal

Rebecca Blanz hat klassischen Gesang studiert, heute singt sie Oper. Wir haben sie gefragt, wie das Studium ist, was sie während Corona macht und wie man sich den Beruf der Opernsängerin vorstellen muss. Hier bekommt ihr einen interessanten Einblick hinter die Kulissen, nicht nur mit Glanz und Glamour, sondern auch mit harter Realität.

seitenwaelzer: Hallo und herzlich willkommen Rebecca! Du bist Opernsängerin. Was macht man in diesem Beruf?

Rebecca: Opernsängerin, sagt eigentlich schon alles: man singt Opern – im Idealfall, wenn gerade nicht Corona ist. Eigentlich bin ich ausgebildete klassische Sängerin. Ich kann aber auch in Kirchenkonzerten größere Oratorien, also geistliche Werke mit Orchester, solistisch singen. Das dritte Genre heißt einfach Lied: kleinere Stücke, die man solistisch mit Klavierbegleitung singt. Oper, Oratorien und Lied sind also die drei Eckpfeiler.

seitenwaelzer: Den ganzen Tag? Also man tingelt rum, man singt und zwischendurch übt man?

Rebecca: Also, wenn ich in der Opernproduktion bin, dann hat man Proben von 10:00 bis 13:00 Uhr und von 16:00 bis 19:00 Uhr, das variiert je nach Ort. Dazwischen versucht man zu üben aber schafft’s nicht immer, weil’s einfach körperlich anstrengend ist. Man isst was, ruht sich aus und so weiter. Aber man singt einfach viel.

seitenwaelzer: Und wie findest du Arbeit? Sagen wir mal, es wird jemand für eine Opernproduktion gesucht, wie läuft das, dass du dich da auf die Bühne stellen darfst?

Rebecca: Normalerweise gibt es das Vorsingen. Das bedeutet, dass man einzelnen Leuten – Regisseuren oder Operndirektoren – vorsingt, indem man persönlich dort erscheint und auf der Bühne gewisse Stücke präsentiert, die man ständig und immer wieder singt.

Dort eingeladen werden, ist schon der erste Schritt, denn es gibt wirklich viele von uns, die das machen wollen. Bei mir waren das oft zufällige Begegnungen. Zum Beispiel war mein Professor in Wien zufällig auch der Intendant für ein Opernhaus. Also derjenige, der Menschen einstellt – was er auch getan hat für eine Produktion, die ich gemacht habe.

Ab einem gewissen Level kommst du an die Vorsingen nicht mehr ohne – und das klingt jetzt echt nach Sherlock Homes – einen Agenten. Es ist auch in meinem Fall so, dass ich jetzt seit einem Jahr mit einer Agentin zusammenarbeite und da sehr froh drüber bin. Sie ist diejenige, die sagt: „Hey, ich habe hier jemanden.“ Aber hinfahren, muss ich natürlich immer noch selbst.

seitenwaelzer: Können wir uns das so ein bisschen vorstellen, wie man das in Filmen sieht, dass da fünf, sechs Leute im Publikum sitzen und sich anhören, was zehn Vorsprechende da singen?

Rebecca: Genau.

seitenwaelzer: Krass. Jedes Mal?

Rebecca: Jedes Mal. Manchmal sind’s auch mehr als fünf.

Aber bisher bin ich nicht unhöflich behandelt worden bei Vorsingen. Es ist nicht so, dass sie einfach dann brüllen: „Aufhören!“ oder so.

seitenwalzer: Wie sind die Aussichten so einen Job zu bekommen? Sind Opernsängerinnen gefragt, oder kommen die zehn besten an die Opern und der Rest singt irgendwie auf der Straße?

Rebecca: Ich glaube es ist eine Mischung. Es gibt definitiv sehr viele, die diesen Beruf ausüben wollen. Es müssten über zwanzig Unis mit dem Studiengang sein. Und man kann sich vorstellen, dass auch der Konsum im Opernbereich zurückgeht. Ich glaube nicht, dass in meinem Umfeld viele Leute in die Oper gehen. Das bedeutet, dass nicht mehr so viele Gelder fließen, dass Opernhäuser schließen müssen und dementsprechend gibt es auch weniger Jobs. Ich habe ein Vorsingen erlebt, da waren es zweiundzwanzig Soprane, nacheinander, auf eine Stelle. Das fordert sehr viel Durchhaltevermögen nervlicherseits.

seitenwaelzer: Auch ein gesundes Selbstbewusstsein, oder?

Rebecca: Ich glaube, es fordert vor allem, dass man sich selbst realistisch einschätzen kann, ob man da gerade eine Chance hat oder nicht. Und dass man dann mutig ist und sich dahin stellt. Aber klar, es kommt nicht jeder an die Metropolitan Opera in New York, also das größte Opernhaus der Welt.

seitenwaelzer: Und dann? Sagen wir mal, ich gehe auf die Bühne und komm nicht so gut in diese Vorsingen rein oder werde da immer abgelehnt. Was kann ich denn dann noch machen?

Rebecca: Also ein großes Feld natürlich ist der Chor: Es gibt Opernchöre, die auf der Bühne mit dabei sind, Rundfunkchöre und Kammerchöre – also Berufschöre. Und diese Chorvorsingen, ich habe davon auch eins gemacht, das ist echt nicht ohne. Es gibt natürlich viele, die sagen: „Hey, ich möchte unbedingt Solistin sein.“ Das ist auch so ein Ego-Ding. Im Chor bist du eine von vielen. Wobei ich eine Lanze für den Chor brechen muss: Chor heißt nicht, dass du als Persönlichkeit untergehst . Das sind einfach mehrere und jeder schmeißt seine Qualitäten in einen Pott und dann kommt da was richtig Gutes raus. Das ist Teamwork.

Dann kann man natürlich Gesang unterrichten. Es gibt auch einen Studiengang der speziell gesangspädagogisch ausgerichtet ist. Es unterrichten aber auch viele, die einfach von Erfahrung profitieren und das an andere weitergeben. Und dann gibt’s auch noch welche, die vom Gesang sozusagen die Seite wechseln, also entweder Operndirektoren werden, auf die Regieseite gehen und dann inszenieren oder die auch tatsächlich Agenten werden.

seitenwaelzer: Hast du als Solistin ein festes Einkommen oder ist das total unterschiedlich?

Rebecca: Sowohl als auch. Ich bin in einem der Rundfunkchöre in Deutschland, als sogenannte freie Mitarbeiterin dabei. Das heißt die fragen mich an und ich singe einzelne Projekte. Das ist während der Corona-Zeit einfach Gold wert, denn die haben zum einen eine Spendenaktion für freie Mitarbeiter ins Leben gerufen, weil wir eben kein festes Gehalt haben, zum anderen stand noch eine Gage von vor Corona aus, die dann während Corona ausbezahlt wurde. Das sind so kleine Rettungsschirmchen. Ansonsten ist es echt gemischt. Ein festes Einkommen? Nein.

Ich bin momentan freischaffend, also selbstständig. Das bringt eine gewisse Unsicherheit mit sich, mit der man umgehen lernen muss.

seitenwaelzer: Also musst du nicht nur singen können, sondern auch noch deine eigene Firma führen?

Rebecca: Ich finde schon. Es gibt Leute, die das anders sehen, aber ich glaube, dass das wichtig ist.

seitenwaelzer: Gerade für Auftritte, die vielleicht nicht in einem Opernhaus stattfinden, brauchst du ja auch so krasse Kleider? Und musst du sie selbst kaufen?

Rebecca: Ja.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Es gab eine Phase, da habe ich 15 Kleider besessen. Es gibt auch viele Leute, die sich ein Kleid mieten. Es gibt Leute, die sich ausstatten lassen. Am angenehmsten ist es, wenn man seine eigenen Kleider hat. Ich habe jetzt fünf, sechs verschiedene.

seitenwaelzer: Das ist dann Berufskleidung, oder? Andere Leute müssen sich den Blaumann kaufen.

Rebecca: Genau. Da gibt’s eine ganz lustige Geschichte: Es ist steuerlich schwierig das abzusetzen. Die Begründung ist, dass man diese Kleider ja auch theoretisch im Alltag tragen könnte.

Lasse ich mal so stehen.

Es gab eine Kollegin, die sich echt so ein Kleid angezogen hat. – Das sind ja nun mal bodenlange Kleider, zum Teil mit TaTa TüTü und alles, ne? – Die ist damit ins Finanzamt gegangen und hat nur gesagt: „So Freunde. Und das trage ich jetzt jeden Tag oder was? Geht’s noch?“
Das ist seitdem der Präzedenzfall für uns Sänger. Und das ist wahnsinnig viel Geld. Es sind nun mal richtig gute Kleider. Also, was will man machen. An sich ist es Arbeitskleidung, ja, aber es gibt da so ein paar Differenzen.

seitenwaelzer: Du musst dich in dem Kleid auch bewegen können, atmen können und so weiter. Du kannst ja nicht einfach was von der Stange nehmen und sagen: „Passt schon.“

Rebecca:  Genau. Ich mache das jetzt nicht so, dass ich mich in einem Laden hinstelle und da erstmal anfange zu singen. Aber was ich mache, sind halt schon so ein paar Atemübungen. Damit man checkt, ob Muskeln, die ich benutzen muss, arbeiten können in dem Kleid oder ob es eher ein „Ich krieg keine Luft mehr“ ist.

seitenwaelzer: Dann geht’s nochmal zurück zu deinem beruflichen Umfeld. Magst du da vielleicht noch ein bisschen mehr zu erzählen, was du alles noch nebenbei machst?

Rebecca: Ich war immer schon jemand, der gerne auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig getanzt hat. Wobei ich irgendwann entschieden habe, dass Gesang meine Haupt-Hochzeit ist. Aber ich habe zum Beispiel das Glück gehabt, dass meine künstlerische Masterarbeit, die ich im Studium schreiben musste, von einem Verlag publiziert worden ist. Daraufhin habe ich mich entschieden, die an einer anderen Uni einzureichen. Und jetzt studiere ich noch einen Master in Musikwissenschaften. Das ist jetzt natürlich auch nicht der Beruf, wo man sagt, damit wirst du steinreich, aber es ist für mich persönlich einfach noch eine total interessante Ergänzung.  Ein in Anführungsstrichen „normales Studium“, mit Vorlesungen, Seminaren, Kolloquien, Tutorien, das gibt’s bei uns einfach nicht so. Das ist für mich jetzt, gerade während Corona – denn es läuft während Corona online – super spannend und total neu. Das wollte ich unbedingt noch machen und werde diesen Master auch wirklich versuchen, fertig zu studieren. Das ist für mich so ein bisschen Weiterbildung und hilft mir das Ganze aus einer anderen Perspektive zu beleuchten.

Ich habe einen Blog veröffentlicht, wo es um meine mentale Entwicklung geht. Denn das ist wirklich ein Beruf – das habe ich ja schon angedeutet und werden die meisten wohl auch schon vermutet haben – der psychisch extrem herausfordernd ist. Das ist auch in meiner Vergangenheit schon ein, zweimal wirklich in die Binsen gegangen. Also wirklich böse geendet.

Ich bin froh, dass ich da wieder rausgekommen bin, deswegen erzähle ich das hier jetzt auch so offen. Ich glaube, dass es viele Menschen und grade Künstler gibt, die mit mentalen Problemen zu tun haben und die denken, dass sie damit alleine sind, weil man natürlich gerade in Zeiten von Social Media immer eher die Sachen zu Gesicht bekommt, die mit Erfolg zu tun haben. Erfolg und Leistung und gute Laune. Das ist es nicht nur, daraus versuche ich gerade ein bisschen Mehr zu machen und das wirklich zu kommunizieren.
Das war’s eigentlich auch schon.

seitenwaelzer: So ein Blog ist nochmal ein ganz anderes Feld, oder? Du hast ja das wissenschaftliche Feld, du hast das Gesangsfeld, du hast dann dieses…

Rebecca: Creative Writing?

seitenwaelzer: Ja. Würdest du sagen, dass ist nicht nur interessant für Leute, die in den Bereich Musik gehen wollen, sondern es geht an alle Leute, die sagen, „ich nehme mir schnell mal was zu Herzen“ oder „ich habe das Gefühl irgendwie mache ich was anders als andere“.

Rebecca: Auf jeden Fall. Natürlich sind die Beispiele, die ich bringe, aus der Musik. Das ist klar. Aber natürlich, wenn jemand eine naturwissenschaftliche Tendenz hat und da die ganze Zeit voll aneckt, ist das eigentlich das gleiche in grün. So empfinde ich es zumindest.

Bei mir war es so, dass wirklich das komplette psychische Bild einmal richtig gekippt ist und es in Panikattacken und einer Depression gemündet ist, mit Anfang zwanzig, was sehr früh ist.

Ich hoffe, dass ich die Leute, die da irgendwie mit zu tun haben, aufgable und sage: Guck mal, vielleicht ist was für dich dabei, was dir gerade irgendwie hilft.

seitenwaelzer: Den Blog werden wir auf jeden Fall verlinken.
Jetzt ist es natürlich schwierig, wieder in die Berufsecke zurückzukommen. Ich nehme einfach den harten Hammer und frage: Wie kreativ ist dein Beruf?

Rebecca: Tja. Also es ist nicht so kreativ, dass man selbst Sachen schreibt. Das ist, denke ich, jedem klar. Es ist insofern extrem kreativ, als dass man für sich, wenn man Rollen erarbeitet oder auch Stücke, die man auf einer Bühne solistisch, ohne Kostüm singt, viel interpretieren kann, dass man sich viel mit Textanalyse auseinandersetzt, dass man verschiedene Sprachen behandelt und das immer verlinkt mit einer Emotion, die einem kommt oder auch nicht kommt. Manchmal holt man auch psychologische Kontexte, sogar politische Kontexte dazu. Man erarbeitet für sich sein eigenes Bild dieses Stückes. Das finde ich schon sau kreativ, ehrlich gesagt. -Bam. Hammer zurück!

seitenwaelzer: Du sprichst von politischem Kontext?

Rebecca: Genau. Es gibt ein paar Stücke, die versteckte politische Botschaften haben. Ich rede da von Stücken aus dem neunzehnten Jahrhundert. Ganz prominent zum Beispiel die Forelle von Franz Schubert. Man sollte den politischen Kontext kennen, wenn man dieses Lied öffentlich singt.

seitenwaelzer: Gibt’s dann auch noch Opern oder Stücke aus der Vergangenheit, die heute aktuelle Bezüge bringen? Die man heute so inszenieren kann, oder so singen kann, dass Aspekte der heutigen Zeit widerspiegeln oder zumindest beackern?

Rebecca: Ja, die gibt es sehr häufig. Diese Frage wurde mir vorher geschickt und ich muss zugeben: Ich habe da super viel drüber nachgedacht, weil natürlich jede Oper heutzutage den Anspruch hat, dass man sie mit einem realistischen Bezug versieht. Es gibt zum Beispiel die drei großen Da Ponte Opern von Mozart, das sind Così fan Tutte, Don Giovanni und Le nozze di Figaro. Das sind so die drei Brocken. Die Geschichte von Così fan Tutte ist relativ simpel erzählt: Es gibt zwei Ehepaare, zwei Schwestern und deren Männer, die vermeintlich in den Krieg ziehen. Die haben aber eine Wette abgeschlossen, dass sie sich gegenseitig die Frauen ausspannen können. Und dann gibt’s noch zwei Leute, die das provozieren. Das ist einmal das Dienstmädchen und dann noch ein weiterer Charakter. Die ganze Oper handelt davon, wie diese beiden Männer dann – verkleidet natürlich – zurückkommen und dann die jeweils andere Frau verführen wollen. Dann sind das diese ganzen psychologischen Kontexte von: ‚ich will, aber irgendwie geht das nicht‘. Dann am Ende vom ersten Akt bekommt einer von denen vermeintlich einen Herzanfall. Dann wird das Dienstmädchen als Arzt verkleidet und spielt die ganze Nummer mit, damit das noch glaubwürdiger wird. Am Ende ist es dann so, dass es tatsächlich beide hinbekommen haben. Das mündet darin, dass die beiden sich dann kreuzweise nochmal heiraten sollen und dann fliegt die ganze Nummer auf.

Ich bin da unglücklich über die Rolle der Frau, muss ich gestehen. Aber an sich dieses Wetten abschließen, von wegen: ‚hey, ich schmeiß mich jetzt an wen anders ran‘ und so weiter, das gibt’s heute noch und das wird auch in diversen Inszenierungen, richtig heftig getriggert. Ja, und am Ende ist es dann aber so, dass sie zu ihren eigentlichen Partnern zurückkehren.

Psychologische Vorgänge findet man also auf jeden Fall.

Das ist aber immer stark von der Inszenierung abhängig. Wenn ich mir von Wagner, zum Beispiel, ganz berühmt, den Ring des Niebelungen angucke, der in einem Abflussrohr spielt, dann weiß ich jetzt nicht, ob das so realitätsbezogen ist, aber ich würde es auch wirklich von der Regie abhängig machen nochmal zusätzlich.

seitenwaelzer: Das ist wahrscheinlich auch ein tierisch schwieriges Feld, ob man da selbst durch diese Inszenierung durchsteigt und mitgeht oder ob man sagt: ‘Oh Gott, was hast du denn da jetzt gemacht?‘

Rebecca: Ja, das ist ein ewiges Thema. Sänger sollen natürlich versuchen, dem Konzept des Regisseurs zu entsprechen und sich auf eine Inszenierung einzulassen. Das klappt manchmal gut, manchmal nicht so gut, das ist glaube ich klar. Meine Persönliche Einstellung ist aber, das auf jeden Fall immer zu versuchen. Und sei es, dass man am Ende sagt: ‚okay, ganz ehrlich, ich schaff es nicht, mich kopfüber abseilen zu lassen und dann meine Arie zu singen. Ich hab’s versucht, ich kann’s nicht. Sorry.‘
Man sollte es – finde ich – einfach trotzdem versuchen. Dieses Verhältnis zwischen Regisseur und Sänger ist ein großes Thema in der Oper. Immer wieder.

seitenwaelzer: Das kann ich mir gut vorstellen. Wie ist das denn in der Opernbranche? Wie ist das mit Diversität, Inklusion, diesen wichtigen Stichworten. Die in den alten Opern ja nicht so richtig auf die Bühne kommen, wie modern ist da die Branche? Gibt es diverse Sängerinnen, Sänger, Singende? Wie sind da Chancen für Leute, die sich nicht in diesem zweiseitigen Spektrum einordnen?

Rebecca: Also ich sage immer ganz gerne: Wenn ich homophob und ausländerfeindlich wäre, hätte ich in diesem Job keine Minute überlebt. Das geht überhaupt nicht. Viele meiner engsten Kollegen sind homosexuell, ganz viele sind aus asiatischen Ländern, genauso wie Russland. Was habe ich noch im Umfeld? Türkei, Bulgarien, Italiener natürlich, auch Amerikaner – es ist eigentlich alles dabei.

Ich habe auch schon fast jedes Land mal irgendwie mitbekommen und das ist einfach super cool. Also ich meine das ist ein riesen Geschenk! Es gibt einige prominente Sänger und Sängerinnen – es gibt sogar einen Artikel, ich habe das vorher mal rausgesucht, der heißt „Opera singers who are out and proud“. Das gibt’s auf jeden Fall. In der Operliteratur selbst bin ich mir grad nicht so sicher. Was es auf jeden Fall gibt, ist die sogenannte Hosenrollenthematik, dass Frauen Männer spielen. Und dass man dann dementsprechend auf der Bühne auch eine Frau küssen muss. Das musste ich – was heißt musste – durfte ich auch schon machen. Dann gab es vor ein paar Jahren ganz prominent den, ja die erste Transgender-Darsteller, Darstellerin. Luccia Lucas, eine Barrytonsängerin. Die eine ganz tiefe Stimme hat und Don Giovanni gesungen hat. Das ist total interessant! Also man versucht da innovativ zu sein – es ist in allen anderen Berufen halt längst angekommen – aber man versucht es auch mehr auf die Bühne zu bringen und noch offener zu kommunizieren.

Ich glaube, dass es sehr, sehr präsent ist. Aber es wird nicht so offen darüber geredet. Das ist im Musical zum Beispiel völlig anders. Da wird vollkommen anders mit umgegangen. Da gibt’s zum Beispiel Kinky Boots, das ist ein Musical, wo es darum geht, dass man High Heels für Männer herstellt. Da ist man dann halt sofort in einer ganz anderen Thematik.

seitenwaelzer: Ist das in der Oper schwieriger, weil die Oper konservativer ist, auch in dem was die Leute sehen wollen?

Rebecca: Ja, das kann gut sein. Es sind natürlich Stücke, die zum Teil dreihundert Jahre alt sind. Da sind natürlich diese Themen in damaligen sozialen Kontexten schlichtweg illegal gewesen. Dementsprechend ist das dann nochmal was anderes sie heute auf die Bühne zu bringen. Aber: Es gibt viele Darsteller, die zumindest mit ihrer Sexualität extrem offen umgehen und wie gesagt, die Diversität in den in den Nationalen Hintergründen ist riesig groß.

seitenwaelzer: Da vielleicht nochmal eine Frage, die mir gerade spontan einfällt, wenn die Diversität da so riesig ist. Ich kann mir nicht unbedingt vorstellen, dass alle die Sprachen sprechen können, wie sie da versingen. Wie macht ihr das?

Rebecca: Also, da geht’s los. Ich, zum Beispiel, lerne gerade eine ganze Rolle auf Tschechisch. Das heißt, ich spreche Menschen an, die entweder Tschechisch können oder aus Tschechien kommen. Und wenn die cool sind – und das sind sie meistens – dann sage ich: „Hey, kannst du mir mal bitte den Text von der Arie als Sprachnachricht sprechen.“ Oder es gibt natürlich Lautschrift, das ist klar. Ich habe im Studium viele Fremdsprachenkurse gehabt. Italienisch ist ein Pflichtfach, das hat man zwei bis vier Jahre und man muss eine Prüfung machen. Also man muss auf jeden Fall in gewisser Weise italienisch sprechen können. Ergänzend dazu gibt es Kurse in Französisch. Englisch ist sowieso eine Voraussetzung, aber kommt in der Oper nicht so oft vor wie italienisch. Dann hatte ich einen Kurs für slavische Aussprache, also Russisch, Tschechisch, Polnisch. Man kann sich das selbst mit Lautschrift und so weiter erarbeiten, aber ich bin jemand, der auf jeden Fall zumindest einen Muttersprachler drüber hören lässt. Es ist natürlich selbstverständlich, dass man das übersetzt, damit man weiß, was man da überhaupt singt.

seitenwaelzer: Das ist wahrscheinlich auch nicht immer der Fall, oder? Wahrscheinlich gibt’s da einige Fettnäpfchen in die schon Leute getreten sind, oder?

Rebecca: Auch da wieder eine kleine Anekdote: Es gibt ja die Oper die Zauberflöte, das ist wohl die bekannteste Oper, die es so gibt, von Mozart. Da gibt’s einen super Bekannten Dialog zwischen der Königin der Nacht und ihrer Tochter Pamina vor dieser berühmten Arie: „Siehst du diesen Stahl? Er ist für Zarastro geschliffen …“ und dann weiter: „Du musst ihn töten.“ Da gab es eine Kollegin – Dialoge sind nochmal was anderes als singen, ne? – die konnte so wenig Deutsch, das hat einfach hinten und vorne nicht funktioniert. Der Dialog ist immer mehr zusammengekürzt worden, bis am Ende schlichtweg rauskommen ist: „Da, Dolch.“ Aus zwei Seiten Dialog!

seitenwaelzer: Was lernt man noch im Studium? Als was kommst du ins Studium rein? Wie viel kannst du schon vor dem Studium und was lernst du dann?

Rebecca: Ich komme rein als ein Mensch, der eine Aufnahmeprüfung machen muss, es geht also nicht um einen Numerus Clausus. Das heißt, man muss natürlich singen. Damals, bei mir, waren es zwei oder drei Runden vor einer Kommission, die dann sagt: „Die kann singen, die nicht.“ Dann musst du bis zu einem gewissen Grad Klavier spielen können. Die Prüfung, die „Aufnahmeprüfung Nebenfach“, so heißt das, ist jetzt nicht so wahnsinnig hochtrabend, aber man muss auf jeden Fall ein bisschen bewandert sein, im Klavierspielen.

Ab da variiert es von Hochschule zu Hochschule. In meinem Fall gab es noch Gehörbildung und Musiktheorie. Du musst also Stücke analysieren. Du musst zeigen, dass du Akkorde hören kannst und einfach, dass du weißt, das ist jetzt der und der Tonsprung. Man muss auch rhythmisch klopfen können. Auf deinem Zettel steht ein Rhythmus und da musst du Fehler finden, weil der der Mensch, der das klopft, anders klopft als das, was auf deinem Zettel steht. Da gibt’s ganz viele Aufgaben. Das muss man bestehen. Dann gibt’s noch manchmal ein Interview, in dem man seine Motivation darlegt und geschaut wird, ob es von der Einstellung her passt.

An der Uni, an der ich meinen Master studiert habe, in Wien, da gibt es eine Sportprüfung! Das ist schon echt krass. Es ist total fundamental, weil es in diesem Studium ganz viele körperliche Fächer gibt. Man hat auch Schauspielunterricht. Man muss tanzen – nicht viel – aber man muss ein paar Gesellschaftstänze können. Man muss einfach körperlich fit sein. Man muss auf der Bühne zum Teil rumrennen, wie eine Bescheuerte. Wenn man sich da nicht bewegen kann und wenn man nicht fit ist, dann funktioniert das halt nicht. Deswegen gibt’s manchmal die Sportprüfung.

Das ist das, was man machen muss, wenn man reinkommt. Dann hat man im Studium eben genau diese Fächer auch weiter: Gesang, Klavier, Theorie, Gehörbildung. Dazu gibt’s Fächer wie Musik-Geschichte, die zum Teil noch dazu kommen, Italienisch habe ich schon erwähnt. Dann diese schauspielerischen Sachen, Sprecherziehungen, Sprechtraining und darin hatte ich auch Prüfungen.

Dazu muss man noch Opernchor machen. Fächer in den verschiedenen Genres, die ich ganz am Anfang erwähnt habe. Ja, es ist schon echt viel.

seitenwaelzer: Kann ich mir denn das künstlerische Studium auch so vorstellen? Dass du in dich in Seminare setzt, mit zwanzig Leuten oder dir eine Vorlesung reinziehst oder ist das fast nur Einzelunterricht?

Rebecca: Ich hatte eine Vorlesung: Musikgeschichte. Das ist jetzt natürlich nicht so wie im Hörsaal in der Uni, da haben die Musikhochschulen nicht die Räumlichkeiten für. In dem Fall war es ganz süß, weil’s in einem kleinen Theater stattgefunden hat und der Dozent auf der Bühne stand und man saß dann im Zuschauerraum und wusste überhaupt nicht, wo man seinen Block hinlegen soll.

Es gibt Seminare. Theorieunterrichte sind eigentlich immer Gruppenunterricht, das sind dann zwar Kleingruppen, aber eben nicht eins zu eins.
Das gibt es aber eher in der Anfangsphase des Studiums. Später ist es klar, wenn man als Sänger ausgebildet wird, soll man auch singen. Aber man sollte wie in einer Literatur, wie eine Architektur und der Kunst die Epochen in der Musik auseinanderhalten können. Darum geht’s eigentlich dann, bei diesen Vorlesungen und Seminaren.

seitenwaelzer: Gibt es irgendwelche Gebote oder Verbote für Sänger:innen und vielleicht auch Sprecher:innen? Dürfen, Studierende der Musik zum Beispiel rauchen?

Rebecca: Ja, da kann ich mal kurz aus dem Nähkästchen plaudern. Meine Tradition im Studium war immer, wenn das Studienjahr rum ist, in dem Moment, wo man weiß: drei Monate Ferien. Erstmal eine Zigarette geraucht, habe ich jahrelang gemacht.

Ich bin der Meinung, dass das ganz viel mit Psychologie zu tun hat. Ganz berühmt ist der Ausspruch: „Du darfst kein Wasser mit Kohlensäure trinken. Du darfst keinen Kaffee trinken, du darfst nur Tee trinken.“ Es gibt aber genauso berühmte Opernsänger, die sich vor einer Vorstellung erstmal eine halbe Liter Flasche Cola Light reinziehen. Ich bin der Meinung, wenn man sich selbst nicht einredet: „Oh Gott, das ist so schädlich für meinen Kehlkopf.“ Dann ist es so. Das hat mit persönlichen Befindlichkeiten zu tun.

Ach so, bei Alkohol da habe ich meine persönliche Strategie entwickelt. Ich habe für mich rausgefunden, welche Alkoholsorten gut gehen und welche nicht so gut gehen. Man sollte es natürlich nicht übertreiben und man sollte das natürlich auch nicht zu oft machen. Aber man sollte sich auch nicht verbieten.

seitenwaelzer: Zum Thema der Musik, die du da machst. Hörst du privat, ich sage mal, beim Joggen oder wenn du mit der U-Bahn fährst, hörst du dann dir eine Oper an?

Rebecca: Nein, das bin aber auch ich. Ich habe aber verschiedene Playlists, unter anderem eine für Oper, Oratorium und Lied. Also eben meine persönliche, „Sopran Rebecca Blanz“-Playlist. Das höre ich dann immer wenn’s relevant wird. Aber an sich höre ich echt alles. Nur für ganze Opern habe ich die Ruhe einfach nicht.

seitenwaelzer: Also du würdest sagen, da muss man die Ruhe für haben.

Rebecca: Ja, es ist jetzt auch nicht so, dass das in einer halben Stunde gegessen ist, ne? Es gibt momentan, während Corona einige Opernhäuser, die kostenlose Streams zur Verfügung stellen. Das ist dann wieder was anderes, denn da hast du das Bild auch dabei.

seitenwaelzer: Hättest du denn Empfehlungen für jemanden, der noch keinen einen Zugang dazu hat, was du da machst?

Rebecca: Alles, was Publikumsnah ist, funktioniert ganz gut. Die Zauberflöte steht bei mir auf jeder Liste. Ähnlich, nur mit deutlich dramatischerer Geschichte geht es mit Carmen von Georges Bizet.

Mein persönlicher Zugang zur Oper war moderne amerikanische Oper. Eine Operette, die ich immer gerne nenne: die Fledermaus von Johann Strauß. Es geht nicht um Batman! Das ist total interessant, weil es, einmal das Wiener Kulturleben darstellt und der ganze zweite Teil vorne bis hinten sowohl eine Party als auch eine Orgie ist. Es ist einfach nur witzig!

Das sind die zwei Türen, die man sich suchen kann: Entweder man kennt die Melodien oder man kennt die Geschichte.

seitenwaelzer: Hört man sich in Oper rein oder muss man die Musik von vornherein mögen?

Rebecca: Ich glaube, wenn du’s überhaupt gar nicht magst, dann machst du’s auch nicht am Ende. Ich bin niemand, der missionieren möchte. Da sind Geschmäcker einfach verschieden

seitenwaelzer: Welche Rolle würdest du gerne mal verkörpern oder inszenieren?

Rebecca: Es gibt ein paar Rollen, wo ich sage, wenn ich das mal angeboten bekomme, bin ich am Start. Das ist Tosca, weil das so unfassbar emotional ist. Dann vieles bei Wagner, das eine ist Isolde in Tristan und Isolde, dann haben wir noch Elsa aus Lohengrin. Dann Siglinde im Ring des Niebelungen. Und mit amerikanischer Oper kriegst du mich eigentlich immer.

seitenwaelzer: Und wo würdest du gerne mal spielen?

Rebecca: Ich glaube, jeder Sänger, der nicht sagt, er möchte gerne mal an der Met singen, der hat gelogen. Wenn man Wagner singen möchte, kommt man nicht um die Bayreuther Festspiele herum. Ich war da jetzt zweimal und habe mir Dinge angeguckt und es ist einfach unglaublich. Und ich muss zugeben, ich hatte vorher auch meine Probleme mit Wagner, also ich habe da nicht so den Zugang gefunden. Und dann habe ich da drin gesessen in diesem Haus und habe die ersten Akkorde vom fliegenden Holländer gehört und ab dem Moment war’s um mich geschehen. Das ist einfach eine unfassbare Atmosphäre da.

Absolut einzigartig.

Gut die Scala in Mailand hatte ich jetzt schon, aber da eine Produktion auf der Bühne zu machen und nicht in Anführungsstrichen „nur“ eine Tournee von der Scala nach China das wäre auch schön.

Und ich glaube, das vierte und letzte wäre für mich, mal die „Last Night of the Proms“ zu singen, das ist nämlich einfach richtig lustig. Also der Saal ist die Royal Albert Hall, ein riesen Ding. Die Proms sind diese Straßenkonzerte in ganz Großbritannien über mehrere Wochen. Und diese Last Night hat immer einen relativ seriösen Teil, wo man so seine Arien singt und sich präsentiert als Sängerin. Und der zweite Teil ist immer der, der auch öffentlich im Fernsehen übertragen wird. Da singt man zum Beispiel „Rule Britannia“ und die Leute sind alle verkleidet und alle machen irgendwelche komischen Sachen.

Und die Wiener Staatsoper ganz wichtig! Da würde ich auch gerne mal hin. Bevor ich das vergesse und Ärger von den Wienern kriege.

seitenwaelzer: Oper wird ja oft als versnoppt gesehen. Es gibt viele Leute, die sich für die Oper extra hunderttausendprozentig schick machen. Wäre dir das scheißegal, wenn da alle in Jogginganzug sitzen?

Rebecca: Ich fänd das eigentlich witzig, ehrlich gesagt. Viele sehen es als Zeichen des Respekts, wenn man sich ein bisschen schick macht dafür. Und ganz ehrlich, wenn man ins Musical geht, heutzutage, dann macht man sich auch schick. Ich fühle mich besser, wenn ich zumindest eine Bluse anhab, wenn ich ins Theater gehe. Das liegt aber natürlich auch daran, wie man angeguckt wird, wenn man das nicht hat. Gerade in gewissen Städten da ist es schon so, dass es halt so „zum guten Ton“ in Anführungsstrichen gehört, dass man sich ein bisschen schicker anzieht. Das ist in anderen Städten aber auch anders. Es ist echt ortsabhängig.

seitenwaelzer: Noch eine Frage aus der Redaktion: Gibt’s eine Oper, also ein Stück, nicht ein Gebäude, wurde extra spezifiziert, in der du gerne leben würdest?

Rebecca: Da bin ich wieder bei der Fledermaus.

seitenwaelzer: Im zweiten Akt mittig bitte?

Rebecca: Genau! Alle reich, alle betrunken, alle am Party machen, alle gute Laune. Super! Es gibt noch ein paar andere Storys, aber dass alle bombastisch witzige Laune haben, ist super. Und ganz wichtig für mich ist da – ich bin eigentlich nicht so der Gender Mensch – aber die Frau, die Hauptperson, die weibliche, die verarscht ihren Mann, nach Strich und Faden und am Ende verführt sie ihn in Gestalt einer Fürstin und das ist ziemlich lustig. Das gefällt mir.

Generell, wo man immer das Gefühl hat, wirklich drin zu wohnen, ist „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauß. Es kommt ein Stück im Stück vor. Es geht um einen Komponisten, der eine Oper schreibt. Plötzlich steht in diesem Prolog, aber noch ein zweiter Komponist auf dem Tableau, der auch ein Stück geschrieben hat und plötzlich sollen beide Stücke gleichzeitig gespielt werden. Man spielt die Künstler und die Rollen im Stück im Stück. Alle am Eskalieren.

seitenwaelzer: Jetzt ändern wir die Richtung, denn wir haben einige Musical Fans in der Redaktion und ich glaube mit dem Musical kennen sich viele unserer Leserinnen und Leser, besser aus. Kannst du Musical singen oder geht das gar nicht?

Rebecca: Kann ich. Das kann nicht jeder, weil es nicht jeder will.

Das Musical Studium ist ein komplett anderer Studiengang: Das ist eine andere Aufnahmeprüfung, zum Teil andere Hochschulen und eine andere Strömung. Die tanzen viel mehr, die sind körperlich wesentlich fitter als wir, die machen viel mehr Richtung Schauspiel und die sind einfach aktiver. Das sind drei gleichwertige Säulen: Singen, Tanzen, Schauspiel, während es bei uns natürlich einen viel größeren Fokus auf Singen gibt.

Es sind ein paar andere Muskelgruppen, die man benutzt, und es ist eine andere Vokalfarbenbildung. Während man bei der Klassik sehr aktiv versucht ohne Mikro, eben alle Resonanzen aus dem Körper zu ziehen, ist das bei Musical anders. Im Musical singt man nicht so laut. Das liegt natürlich auch daran, dass man parallel auch noch tanzen können muss.

Es gibt viele Opernhäuser, die immer mehr sagen: Wir machen jetzt mehr Musical. Da kommen die Leute eher. Und wenn du eine Chance haben willst, irgendwie einen Job zu bekommen und auch Spaß daran zu haben, dann solltest du in der Lage sein, Musical zu singen.

Offen zu bleiben, das ist wichtig. Und das ist an den Hochschulen noch nicht wirklich angekommen.

seitenwaelzer: Würdest du sagen, man hält als Mensch der Oper macht, die Nase höher als im Musical?

Rebecca: Sagen wir es mal so, wir tragen die Nase hoch, aber die auch.

seitenwaelzer: Zum Abschluss hin der Hoffnungsschimmer: Was meinst du, kann jeder singen lernen?

Rebecca: Unter der Prämisse, dass nicht jeder diesen Beruf ausüben kann, bin ich der Überzeugung, dass jeder irgendwie singen kann.

seitenwaelzer: Also du würdest sagen, es geht, aber man muss im Zweifel sehr viel üben. Also wahrscheinlich musst selbst du einfach viel üben, oder?

Rebecca: Üben, ja, aber wirklich viel Singen, würde ich jetzt nicht sagen. Man muss viel hören.

Du hörst einen Ton und schaffst es von den Muskeln her, den gleichen Ton nachzusingen. Das ist eine Hörerfahrung und das kann man trainieren, dafür musst du nicht sechs Stunden am Tag singen.

seitenwaelzer: Hast du noch was, was du unseren Leserinnen und Lesern sagen möchtest?

Rebecca:  Eigentlich das, was ich selbst falsch gemacht habe, das, weshalb ich jetzt auch diesen Blog schreibe: Immer auf den eigenen Bauch hören!

Wenn irgendjemand sagt: mach das, oder mach das nicht und du selbst spürst, ich würde es aber gerne oder ich würde es aber gerne nicht, dann tu das, was du glaubst und nicht das, was man dir einreden will, denn es kann ganz schnell dazu führen, dass man sich total verliert. Das sage ich jedem, der diesen Beruf machen möchte.

Wenn man wirklich eine Aufnahmeprüfung machen möchte, wenn man das wirklich angehen möchte, dann sollte man diszipliniert sein, sollte man dranbleiben. Man kann diese Aufnahmeprüfung nicht schaffen, wenn man sagt, hey ich sing jetzt ein halbes Jahr und Klavier ist nicht. Also, da muss ich dann ganz strickt auch sagen, also Disziplin ist ganz wichtig und vor allem natürlich die Freude.

Und als Abschluss vielleicht noch, es kann passieren, dass wenn man diesen Beruf anfängt, dass es zu einer Routine wird und dass man vielleicht ein bisschen die Freude verliert. Aber was für mich ganz wichtig ist, ist, dass man sich immer wieder sagt: Ich mache das aus diesen Gründen, es erfüllt mich, es macht mir Spaß und das wird mir immer Spaß machen. Und wenn man das verliert, dann sollte man darüber nachdenken, entweder was zu verändern oder eben noch was anderes zu machen.

seitenwaelzer: Vielen, vielen Dank für das Interview!

Wo findet man dich, wenn man dich mal singen hören will?

Rebecca: Momentan also während Corona jetzt nicht. Man findet mich im Internet auf meiner Website https://rebecca-blanz.de/

Da findet man auch einen Link zu meiner YouTube-Seite zum Beispiel oder zu meiner Facebookseite. Wenn man mich live hören möchte, sollte man meine Agenda einfach verfolgen, weil sich das immer ändert. Aber viel hört man mich in Berlin momentan.

seitenwaelzer: Vielen, vielen Dank.

Rebecca: Danke dir und euch.


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