Need for Seat – Mit dem Bus zur Vorlesung
Dicke Luft in stickigen Bussen. Wie man die winterliche Busfahrt ohne Probleme und Ärger übersteht, erklärt euch Daniel in diesem Artikel.
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Das Hauptfortbewegungsmittel in meiner Studienstadt Münster ist der Drahtesel. Schneller als jedes Auto im verstopften Verkehr und umweltfreundlicher als jeder Elektrobus bringt es einen von A nach B – frische Luft und etliche Beinahe-Unfälle gibt es gratis dazu. Doch es kommt eine Zeit, geprägt von Glatteis und Minusgraden, in denen ein Großteil der Menschen auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigt. In Münster bedeutet dies: der Bus.
Dieser Artikel soll noch einmal die grundlegenden Regeln im allgemeinen Busbetrieb erklären, denn obwohl diese sehr einfach sind und geradezu simpel erscheinen, scheint nicht jeder Mitfahrer sie verinnerlicht zu haben.
Positiv zu beginnen sei hier mit der Kooperationsbereitschaft vieler Menschen. So ist es – zumindest meinen Erfahrungen nach – kein Problem, beeinträchtigten Personen seinen Sitzplatz anzubieten. Handelt es sich um die ältere Dame mit schlechtem Stand oder den Sportstudenten mit gebrochenem Fuß und Krücken, zügig erhält jene Person einen naheliegenden, sicheren Sitzplatz. Dankt also eurer Gesundheit und Fähigkeit zu Stehen und bietet euren Platz, sofern möglich und nötig natürlich, jemandem an, der ihn wirklich braucht.
Ein gängiges Unding ist es, dass manche Menschen gerne zwei Plätze blockieren: Einen für sich, ein ignorantes und abweisendes Gesicht aufgesetzt, und einen für die eigene Tasche. Erbittet sich nun ein Fremder jenen freien Platz, wird mit einem theatralischen Seufzen und größter Güte der Platz freigeräumt. Sei kein Arsch, mach in vollen Bussen und Bahnen einfach direkt Raum für den Nächsten frei!
Beim Transport von Kinderwagen, Rollstuhl & Co. braucht man sich dahingegen wenig Sorgen zu machen. Schon bevor der Busfahrer überhaupt in der Nähe der eingebauten Rampen ist, packt ein Mitbürger an und hilft. Macht ja auch Sinn, denn so geht es einfach schneller und der Fahrer muss sich nicht durch den halben Bus wühlen. Ein kurzes Nicken als Zeichen der Dankbarkeit muss einem genügen, denn diese Hilfeleistung sollte tatsächlich eine Selbstverständlichkeit sein.
Auch sein Gepäck sollte man mit Aufmerksamkeit transportieren. Meine Wenigkeit besitzt für den Unibetrieb eine kleine Tasche, für die Fernreise jedoch eine große Sporttasche. Macht der Gewohnheit manövriere ich diese mit Geschick durch schmale Gänge, verstaue sie auch in engsten Räumen platzsparend und bin stets versucht, keinen Fremden von den Beinen zu holen. Andere Mitbürger schaffen es allerdings auch mit kleinsten Handtaschen oder Rucksäcken, offenbar gefüllt mit Tonnen an Steinen, jedwedes Hindernis zu touchieren. So trifft einen wortwörtlich der Schlag, wenn man hinterrücks – im schlechtesten Fall am Kopf – die schwungvoll geführte Vollmantelgeschosstasche abbekommt. Muss nicht sein!
PEin weiteres Problem ist die Planlosigkeit einiger Mitfahrer. Wer in ein öffentliches Verkehrsmittel einsteigt, sollte eigentlich ein Fahrtziel im Sinn haben. Leider gibt es immer wieder Personen, die Fahrplan und Anschlüsse ins Wanken bringen, da sie ihren pünktlichen Ausstieg verpassen. So wird bei bereits geschlossener Tür, meist im unfreundlichen Ton, noch einmal die Öffnung verlangt. Bei meiner Fernreise bedeutet dies oftmals den Verlust wertvoller Sekunden und mein Hass ist euch gewiss, wenn durch eure Trödelei mein Bus vor mir verschwindet und ich bei -4° eine halbe Stunde am Aasee warten muss. Also lieber zeitig für den Ausstieg vorbereiten!Gerade ältere Menschen oder Leute mit Gehhilfen/ Krücken und Co oder solche, die sich einfach schlecht auf den Beinen halten, können sich oftmals nicht super früh aufraffen und zur Tür gehen, da der Bus eben noch fährt und für sie das Verletzungsrisiko einfach höher ist. Sie fallen leichter um. Außerdem ist es für solche Personengruppen um einiges schwerer sich durch einen vollen Bus bis zur Türe zu bewegen. Geschweige denn im fahrenden, vollen Bus. Also macht ihnen unbedingt Platz.
Viele kleine Hinweisschilder in Bus & Bahn befinden sich dort auch nicht ohne Grund. Folgender Mythos entspricht deswegen tatsächlich der Realität. Ja, die hinterste Tür schließt wirklich nicht, wenn einige Personen die Lichtschranke blockieren. Auf den Hinweis des Fahrers wird dann gütigerweise Platz geschaffen, doch schon an der nächsten Haltestelle scheint das Erlernte wieder vergessen worden zu sein und das Spiel beginnt von vorne. Um Verwechslungen mit dem IQ einer Eintagsfliege zu vermeiden, lieber schlau agieren!
Gezeichnet finden sich auch Bilder mit Pommes, Getränken & Co. Dies bedeutet nicht, dass es hier ein Buffet gibt, sondern dass entweder gar nicht konsumiert werden soll – oder richtig. Gegen den Schluck Wasser gibt es keine Einwände und selbst das Brötchen kann, sofern möglichst krümelfrei, problemlos verzehrt werden. Zeuge von Schweinereien, mein Erlebnis in der RE19 lässt mich des Nachts kaum schlafen, möchte aber kaum ein Mitfahrer werden. Der sabbernde Konsum eines Döners, dessen Inhalt zu 30% auf dem Boden landet und dem Konsumenten einen freien Radius von fünf Metern ermöglicht, ist nicht erwünscht. Hierzu eine kleine Anekdote:
Einst im Schulbus ein Mann mit Döner stieg ein,
verhielt sich direkt wie ein Schwein.
Der Busfahrer sah den Ärger voraus,
fordert: „Der Typ mit dem Döner soll raus!“
Grinsend blieb er stehen, der Lurch.
Der Busfahrer sagte: „Ich komme da durch!“
Flink stand er auf und rannte ans Heck,
doch da war der Typ mit dem Döner längst weg.
Zuletzt sei noch zu sagen, dass der Bus keine Sportstätte ist. Vor allem des Nachts verwandeln Betrunkene die Haltestangen zu Fitnessgeräten, vergessen dabei allerdings die Physik hinter der Fortbewegung. Klatscht mal wieder einer der Säufer bei seinen Klimmzügen auf den Boden oder bricht ein Surfer bei einer Bremswelle ein, schüttelt der Rest der Fahrgäste nur noch den Kopf. Wer seine peinliche Eskapade also nicht auf YouTube und diversen Fail-Kanälen sehen möchte, sollte sie einfach lassen.
Gegenseitige Rücksichtnahme und ein Beherzigen dieser Regeln sollten für einen relativ reibungslosen Busbetrieb sorgen. Dann kann nur noch einer den Fahrplan stören, der Winter oder wie die Bahn es sagt: Komisch, da liegt was Weißes auf den Schienen.
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Daniel Rublack
… schreibt vor allem über Filme. Arbeitet in der „Presse und Kommunikation“ und unterstützt daher mit entsprechendem Know-how.
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