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Podcast Empfehlung: The Strange Case of Starship Iris

The Strange Case of Starship Iris ist ein spannungsvoller, herzlicher und witziger Science Fiction Podcast, über einen Zukunftsentwurf im Weltraum […]
| Alex Schmiedel |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

ein graublauer Planet mit Ringen, Saturn sehr ähnlich, schwebt in einem dunkelblauen Weltraum. Davor steht der Titel: The Strange Case of Starship Iris in hellblau und pink mit einem Distortion Effekt, der an Shows aus den 80ern erinnert.The Strange Case of Starship Iris, Jessica Best

Quelle: The Strange Case of Starship Iris, Jessica Best

The Strange Case of Starship Iris ist ein spannungsvoller, herzlicher und witziger Science Fiction Podcast, über einen Zukunftsentwurf im Weltraum im Jahr 2189. Geschrieben und produziert wird er auf englischer Sprache von Jessica Best. Der Podcast zeichnet sich besonders dadurch aus, dass er mit Erwartungen spielt – auf die beste Art und Weise. Gerade in der ersten Staffel werden die Erwartungen der Hörenden – und auch Lesenden, denn es gibt Transskripte und Content Notes für alle Folgen – mit jeder neuen Folge über den Haufen geworfen. Wer steht auf welcher Seite? Und wer steckt hinter den Geheimnissen, Verbrechen und rätselhaften Ereignissen an Bord der Starship Iris? Die Hörenden und Lesenden können sich nie wirklich sicher sein, und das macht den Reiz der Show aus. Hinzu kommt, dass die Serie sehr effektiv Emotionen evozieren kann und in vielen Momenten zum Lachen einlädt. Die Verknüpfung der Ereignisse ist so gekonnt, dass die Immersion in die Geschichte hoch ist. Es gibt diverse Charaktere mit hohem Identifikationspotenzial, die noch mehr zum Mitfiebern einladen.

Gefundene Familien im Weltraumabenteuer

Besonders sticht The Strange Case of Starship Iris dadurch hervor, dass die Charakterbeziehungen mit dem Motiv der „Found Family“, der gefundenen Familie, spielen. Das Konzept Found Family ist insbesondere in queeren Medien und Literatur verankert. Es bedeutet, dass eine Idee von Familie zwischen verschiedenen Personen entstehen kann, mit Liebe, Vertrauen und Rückhalt, ohne, dass man zwangsweise leiblich verwandt sein muss. Dieses Found Family Motiv kommt nicht von ungefähr: Die Show zentralisiert neben einer ulk- und aktionreichen Handlung auch die Repräsentation von facettenreichen Lebensrealitäten der LGBTQIA+. Denn nicht nur Teile der Besatzung des Raumschiffs gehören zur Regenbogencommunity. Auch die spezifischen gesellschaftlichen Herausforderungen, wie soziale Stigmatisierung, ungleiche Rechte, persönliche Entwicklung und Veränderung und Konfrontation mit Hass oder Gewalt, werden natürlich und passend zum Genre eingearbeitet. Die verschiedenen Bewohner*innen unterschiedlicher Planeten reagieren unterschiedlich auf nicht-binäre, lesbische oder trans Personen und so bedient sich der Podcast ganz nebenbei und homogen in die Handlung verwoben effektiv verschiedener Lebenswelten. Ebenso werden andere Marginalisierungsfaktoren wie Behinderung, Hautfarben, Ethnien, Bildungsprivilegien, Armut oder Geschlecht in die Erlebniswelten der Charaktere eingebaut, übertragen auf eine gefährliche und überraschungsreiche Welt voller Aliens, unerforschter Planeten und Raumschiffe. Hierbei gilt: Nicht nur die Figuren sind divers geschrieben, sondern auch der Cast ist entsprechend gewählt.

Ohren auf: technische Qualität

The Strange Case of Starship Iris zeichnet sich darüber hinaus auch durch eine hohe Audio-Qualität und gelungene Sound-Scapes aus, die die mysteriösen und gefährlichen Weltraumlandschaften zum Leben erwecken. Hinzu kommt der Einsatz von Musik: Einige Gesangsszenen vermitteln die teils herzliche Atmosphäre an Bord. An anderen Stellen werden musikalische Zitate genutzt, um mit angsteinflößenden Szenen zu kontrastieren und so den Horrorfaktor teilweise noch zu steigern. Eine großartige Ergänzung für alle, die sich unter anderem einen Ohrwurm von Whiskey in the Jar holen wollen. Mit einer Episodenlänge von ungefähr 40 Minuten und zwei kurzen Staffeln lässt sich die Geschichte gut mit wenig Zeitaufwand durchhören. Noch immer werden Folgen kontinuierlich produziert und gerade jetzt, da die Serie kurz vor dem Auftakt der dritten Staffelt steht, lohnt es sich, reinzuhören.

Ein paar kleine Spoiler

Es ist schwierig auf die Geschichte und die großartige narrative Qualität des Podcasts einzugehen, ohne Handlungselemente vorwegzunehmen. Möchtest Du also eine ungetrübte Erfahrung, höre gerne an dieser Stelle auf, diesen Artikel zu lesen und höre stattdessen einfach in den Podcast rein. Ansonsten: Sei gewarnt, jetzt folgen Spoiler. (Tatsächlich sollen Spoiler allerdings die Freude an Geschichten unintuitiverweise nicht verringern, sondern sogar verstärken, laut der Forschung von Nicholas Christenfeld. Darum: Lasst euch spoilern.) The Strange Case of Starship Iris ist tatsächlich ein sehr passender Titel. Das Motiv des Seltsamen, der Strange-heit, ist zentral für den Podcast. Stetig werden die Seiten, auf denen Charaktere stehen, verdreht. Entführer*innen werden zu Retter*innen, illegale Schmuggelaktivitäten werden zur Rebellion gegen eine auf Ungerechtigkeit und Verbrechen basierende Weltraummacht. Feindliche Schwärme robotischer und künstlicher Intelligenz werden zu Freund*innen. Zudem zeigt die Show mehrere Seiten einer Geschichte: Während die Besatzung der Starship Iris auf eigene Faust einen rätselhaften Mordfall mit Verschwörung auf Regierungsebene zu lösen sucht, beschattet eben jene Regierung die Starship Iris und versucht, sie zu lokalisieren und zu fangen. Vielmehr noch nimmt die Geschichte fast shakespearianische Tendenzen an, denn sie spielt genauso fließend mit Verwechslungen und Verwirrungen wie der Barde selbst. So gibt es beispielsweise nicht nur eine Violet Liu, sondern gleich zwei, deren Pfade sich immer wieder auf glückliche und unglückliche Arten kreuzen. Viel Spaß mit dem Podcast und dem absoluten Ohrwurm Fear for the Storm, der die Titelmelodie von The Strange Case of Starship Iris darstellt.

Und falls Podcasts auf Englisch nicht so euer Ding sind, ihr aber gerne einen deutschen Sci-Fi Fictional Podcast im Weltraum hören wollt, dann hat der Systemtest gleich zwei unterschiedliche Abenteuer in den Sternen für euch parat. Zum einen ein actiongeladenes One-Shot Tribut zu Weltraumabenteuer der 80er: Eiskaltes Erwachen. In diesem Systemtest werden all eure kühnsten Kryoträume mit dem Pen-und-Paper-Spielesystem Traveller wahr (oder so). Zum anderen wartet mit „Soyrex Dinonuggets“ ein Comedy geladener Playtest des Spielesystems Aces in Space auf euch.

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Alex Schmiedel

Seit 2019 unterstütze ich das Team mit Illustrationen, Gestaltung, Artikeln und einer stets schwingenden intersektionaler Feminismus-Keule. Ursprünglich bin ich jedoch als Fan des Heldenpicknicks auf Seitenwaelzer gestoßen. Meinen Bachelor habe ich in Mediendesign in Münster absolviert und nun studiere ich Medienwissenschaft im Master in Bochum und arbeite im Bereich Mediendesign. Für Interactive Fiction, Podcasts, Animation und Musik schlägt mein Herz, ebenso wie für Aufklärung über diverse politische Themen, insbesondere Geschlechterdiversität und medizinische sowie antiableistische Gleichberechtigung.

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