Kino & Serie / Kultur und Medien

Unter 100 #06 – Filme vorgestellt in höchstens 99 Worten

5 Filme in 5 Minuten, vorgestellt mit höchstens 99 Worten: The Order, King´s Land, The Devil´s Deal, The Silent Hour und The Convert.
| Daniel Rublack |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Cover Unter 100Daniel Rublack | seitenwaelzer.de

Menschliche Abgründe, dreckige Looks und viel Gewalt – dieses Mal wird es düster. Im Fokus stehen vor allem harte Männer und ihre dunklen Geschichten. Wenn diese Ausgabe eine Farbe wäre, wäre sie ein schmuddeliges Grau.

The Order

Das dunkle Amerika: 2024, Thriller, 116 Minuten

Exzellent eingefangene, wunderschöne Landschaftsaufnahmen sorgen immer wieder für verträumtes Staunen. The Order nimmt sich die Zeit, starke Bilder und damit sowohl den rauen 80er-Jahre-Flair als auch seine Charaktere einfach mal wirken zu lassen.

Die wahre Geschichte einer kriminellen, „weißen“ Bruderschaft samt dazugehöriger Ermittlung hat dafür genau das richtige Tempo. Knackige Überfälle und Schießereien sorgen zwischendurch für ausreichend Spannung. Jude Law glänzt als gealterter, hitzköpfiger Ermittler. Nicholas Hoult spielt antitypisch den fanatischen, aber charismatischen und cleveren Anführer. Dessen Gefolgsleute sind dabei nicht bloß dumme Rassisten, sondern menschliche – eher bedauernswerte – Verlierer im Spiel des Lebens.

Kings Land

Alles für die Kartoffel: 2023, Drama/Historie, 128 Minuten

Im 18. Jahrhundert gilt die jütländische Heide als unbezwingbar – dort kann nichts wachsen. Mads Mikkelsen sieht als Hauptmann niederer Herkunft seine Chance, mit deren Urbarmachung einen Adelstitel zu erlangen. Dieses Projekt wird den harten Mann verändern: Gesetzlose, ein widerwärtiger Gutsherr und mehrere Frauen kreuzen dabei seinen Weg.

Kings Land ist ein fesselndes Erlebnis: Dem – herausragend gespielten – steten Wechsel von Dreck zu Prunk, von Leid zu Liebe ist auch das Publikum machtlos ausgeliefert. Ungerechtigkeiten müssen ertragen, schöne Momente genossen werden. Die starken Bilder, Settings und Kostüme vermitteln, dass im einfachen Bauernhaus oft mehr menschliche Wärme steckt als im feinen Gutsschloss.

The Devil’s Deal

Überall nur Betrüger: 2023, Thriller, 116 Minuten

Zwei Kandidaten streben 1992 im südkoreanischen Busan nach politischer Macht. Beide werden von rivalisierenden Gangstern unterstützt. Schließlich möchte jeder von den im Hintergrund laufenden, korrupten Bauprojekten bestmöglich profitieren.

Für einen Gangster-Streifen ist The Devil’s Deal 30 Minuten lang ungewohnt, aber angenehm humorvoll. Danach ist die Wahl abgehalten und offene Schulden sowie Versprechen werden eingefordert. Was folgt, ist ein irrwitziges und packendes Spiel aus Gier, Verrat und doppelten Böden. Ständig werden die Seiten gewechselt. Der Cast zieht geschickt in seinen Bann, obwohl eigentlich alle Charaktere schlechte Menschen sind. Welcher vermeintliche Gewinner doch noch im Wald verbuddelt wird, ist hier absolut unvorhersehbar.

The Silent Hour

Gehörlos gefangen: 2024, Action-Thriller, 99 Minuten

Verwechslungsgefahr! Silent Night (2023) von John Woo mit stummem Joel Kinnaman – öde Gurke. The Silent Hour mit dem dänischen Schauspieler als Ermittler, der aufgrund eines Unfalls langsam sein Gehör verliert – starker B-Movie.

Die Geschichte ist vorhersehbar, dank hohem Tempo aber dennoch spannend: ehrlicher Cop muss Zeugin aus abgeriegeltem Hochhaus retten, im Weg stehen dabei korrupte Polizisten. Das bekannte Konzept funktioniert aufgrund von Kinnamans Charisma und insbesondere seiner Chemie mit der – tatsächlich tauben – Sandra Mae Frank. Der Fokus auf den Hörsinn – oder eben dessen Fehlen – wird clever aufgegriffen, etwa von Kamera und Ton. Auch die Action überzeugt.

The Convert

Blutige Predigt: 2024, Action/Historie, 119 Minuten

Ein Laienprediger kommt in eine kleine Kolonie im Südpazifik, während dort die britische Kolonialmacht wächst. Das harte Leben der 1830er-Jahre wird von den blutigen Auseinandersetzungen zweier verfeindeter Maori-Stämme erschwert. Der Mann Gottes möchte vermitteln – und gerät zwischen die Fronten.

Das schöne und zugleich raue Setting ist immer wieder Schauplatz von brutalen Kämpfen. Neben seinen gekonnt inszenierten Gewaltakten fasziniert The Convert vor allem mit seinem Blick auf die menschliche Natur. Gemeinsam mit einem gewohnt stark aufspielendem Guy Pearce wird dabei eine unbekannte Kultur entdeckt. Unterbewusst schwingt stets die Frage mit: Wer sind hier die wahren Feinde?

Über diese Auswahl

Dieses Mal ergab sich die Auswahl quasi von selbst: Die monatliche Aktion eines großen Anbieters (Filme leihen für je 99 Cent) förderte vier empfehlenswerte Streifen hervor.

Während ich The Silent Hour bereits länger auf dem Schirm hatte, war The Devil’s Deal eine spontane Entscheidung (vor allem aus Liebe zum südkoreanischen Kino). Kings Land war aufgrund von Mads Mikkelsen gesetzt, von The Convert wiederum hatte ich erst wenige Tage vorher erfahren. The Order tauchte dann – wie manche Filme, die ich gerne im Kino gesehen hätte – ohne große Ankündigung im Streaming auf und versüßte damit einen Freitag.

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Daniel Rublack

… schreibt vor allem über Filme. Arbeitet in der „Presse und Kommunikation“ und unterstützt daher mit entsprechendem Know-how.

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