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Warum dein Umgang mit dem Coronavirus einen Unterschied macht

Ob in der persönlichen Filterblase oder auf offener Straße: Das Coronavirus, COVID-19, ist in aller Munde. Bisher zum Glück nur […]
| Alex Schmiedel |

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Isabel Schmiedel (@Zeichenelster)

Für die einen nur etwas Husten, für andere lebensbedrohlich: Risikogruppen und warum es wichtig ist, gemeinsam geschlossen gegen das Coronavirus zu handeln

Ob in der persönlichen Filterblase oder auf offener Straße: Das Coronavirus, COVID-19, ist in aller Munde. Bisher zum Glück nur im übertragenen Sinne – langfristig geht das Robert-Koch-Institut (stand 14.03.2020) allerdings davon aus, dass sich in den kommenden ein bis zwei Jahren ungefähr 60 bis 70 % der Bevölkerung Deutschlands mit dem Virus anstecken werden.

Viele junge und gesunde Menschen gehen die Sache gelassen an: In den meisten Fällen verläuft die Krankheit doch mit kaum oder wenigen Symptomen, beispielsweise Husten oder Fieber. Sie ist sogar weniger schlimm als eine Grippe, heißt es, warum sollte man sich also sorgen?

Vorab: Niemandem ist durch übertriebene Panik geholfen. Doch auch das Gegenteil, eine übermütige Gelassenheit in Anbetracht des Corona-Virus, ist gefährlich.

Wir alle haben Menschen, die uns wichtig sind, ja, die wir sogar lieben – Ob Partner*innen, Eltern, Großeltern oder in unserem Freundeskreis. Gerade jetzt ist es wichtig, nicht nur auf uns selbst Acht zu geben, sondern auch auf eben jene, für die das Virus gefährlich werden kann: Risikogruppen.

Zu Risikogruppen gehören beispielsweise alte Menschen, Säuglinge und chronisch kranke Menschen, besonders jene, deren Immunsystem geschwächt ist oder bei denen Lungen- oder Herzvorerkrankungen vorliegen.

Über #FlattenTheCurve

Denn es gilt jetzt, die Ansteckungskurve des Virus möglichst gering zu halten, um eben jene zu schützen, für die die Krankheit nicht einfach nur etwas Husten, Fieber und hier und da Lungenschmerzen bedeutet.

Anders als für eine Grippe, mit der das Corona-Virus gerne im Hinblick auf Sterblichkeitsraten beschwichtigend verglichen wird, gibt es nämlich für diesen neuen Virus noch keinen Impfstoff. Momentan spricht das Robert-Koch-Institut davon, dass über 30 Impfstoff-Kandidaten beforscht werden. Dieser Prozess braucht aber Zeit – die uns davonläuft, wenn die Wachstumskurve des Virus nicht verlangsamt wird. Eine langsame Ausbreitungskurve ist zudem essentiell, damit unser Gesundheitssystem nicht überlastet wird und Intensivfälle in Krankenhäusern versorgt werden können.

Gesundfühlen reicht nicht

Um Menschenleben zu retten, müssen wir also solidarisch zusammenhalten und Kontakte reduzieren und größere Events vermeiden, damit Ansteckungsketten gebrochen werden können. Denn es reicht nicht zu denken: „Ich hab ja keine Symptome, ich habe schon nichts.“ Man ist auch während der Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen (im Durchschnitt sieben bis zehn) bereits ansteckend. Das ist das Tückische: Bevor man weiß, ob man überhaupt krank ist, könnte man bereits Viren verbreitet und andere Menschen angesteckt haben.

Aber was kann man tun, außer Hände zu waschen? Umsicht und Empathie sind der Schlüssel. 

Es gilt  wirklich vorsichtig zu sein: Für deine Liebsten. Für deine Mitmenschen. Für all jene, die uns jetzt brauchen.

Eine Hand wäscht die andere

Ein Beispiel: Einer meiner Angehörigen ist an den chronischen Krankheiten Pulmonale Arterielle Hypertonie und Morbus Osler erkrankt. Bei einer Infektion mit COVID-19 liegt die Mortalitätsrate bei über 90% für genau jene Gruppe. Versetz dich in die Lage der Person: Du hättest Angst. Und Du wärst enttäuscht und wütend und traurig auf Menschen, die mit Leichtsinn handeln. Natürlich darf man sich nicht allem versagen, allerdings ist es wirklich an der Zeit, dass wir Integrität beweisen. Die Forderung unserer Generation gegenüber den Älteren ist oft klimabedingter Verzicht, um den nächsten Generationen eine sichere Nachwelt zu ermöglichen. Genauso sollten wir von uns selbst verlangen können, uns an unsere eigenen Ansprüche zu halten: Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass wir Risikogruppen schützen.

Was können wir also tun?

Helfen statt Hamstern

Bei all den Ideen, wie ihr das Risiko für euch und eure Mitmenschen minimieren könnt, gilt natürlich: Übersprungshandlungen wie Hamsterkäufe sind zu vermeiden. Der Impuls und der Wunsch sich durch Horten schützen zu wollen, ist verständlich, aber egoistisch. Man sorgt damit für Stress und Knappheiten, die nicht notwendig sind und im Ernstfall niemandem helfen. Besonders verhaltet ihr euch dadurch rücksichtslos gegenüber ärmeren Menschen.

Apropos Supermarkt: Sucht stattdessen Kontakt zu Risikogruppenangehörigen in eurem Umfeld oder betroffenen Nachbar*innen, die in dieser Situation auf Hilfe angewiesen sind und bietet ihnen an, Einkäufe oder Gänge zur Post zu erledigen, falls es für euch möglich ist. Kontakt beschränkt sich diesbezüglich nach Möglichkeit auf Telefon und Schrift, weniger auf Um-den-Hals-fallen und Anlecken, nur so als Gedanke.

Do it. Now!

Und zu guter Letzt: Gönnt euch eine gute Serie und etwas Popcorn, sofern das noch nicht gehamstert wurde. Denn Panik hilft niemandem. Ihr wollt ein Buch schreiben oder eure Hör- oder Leseliste abarbeiten? Endlich den Papierkram oder die noch aufgeschobene Hausarbeit fertig machen? Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt dafür. Viel Erfolg!

Lasst uns zusammen den Ball und die Kurve flach halten.

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Alex Schmiedel

Seit 2019 unterstütze ich das Team mit Illustrationen, Gestaltung, Artikeln und einer stets schwingenden intersektionaler Feminismus-Keule. Ursprünglich bin ich jedoch als Fan des Heldenpicknicks auf Seitenwaelzer gestoßen. Meinen Bachelor habe ich in Mediendesign in Münster absolviert und nun studiere ich Medienwissenschaft im Master in Bochum und arbeite im Bereich Mediendesign. Für Interactive Fiction, Podcasts, Animation und Musik schlägt mein Herz, ebenso wie für Aufklärung über diverse politische Themen, insbesondere Geschlechterdiversität und medizinische sowie antiableistische Gleichberechtigung.

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