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Der Name sagt alles – Serienreview The Terror

Was würdest Du tun, wenn Du jahrelang im Eis feststecken würdest? Würdest Du durchdrehen, wenn Dir die Dunkelheit den Kopf verdüstert? Würdest Du deine Freunde essen, wenn der Hunger Dich zu zerreißen droht? Und was machst Du, wenn der dämonische Eisbär wieder angreift?
| Daniel Rublack |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Sag Ihnen, wir sind verloren. Tot. Und verloren.

Inmitten des Eises liegen zwei Schiffe. Eigentlich auf der Suche nach der Nordwestpassage, müssen sich Crew und Offiziere der HMS Erebus & HMS Terror bald diesen Fragen stellen. Festgefroren in einer Landschaft, die eigentlich kein Leben ermöglicht. Hilfe ist nicht in Sicht, aber überall lauern Gefahren! Skorbut, Meuterei und ein unheimliches Tier treiben ihr Unwesen. 1846 beginnt The Terror – und der Name ist wirklich Programm!

In Deutschland gibt es The Terror aktuell auf Amazon Prime zu sehen, ursprünglich stammt die Serie von AMC. Ins Auge springen wird vermutlich auch der Name von Ridley Scott, der sich hier als Executive Producer beiteiligt. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Dan Simmons, allerdings ergänzt um einige phantasische Elemente, erzählt The Terror eine zugleich faszinierende wie abstoßende Geschichte. Keinem Genre wirklich zuzuordnen, ist die Serie eine Mischung aus Drama, Abenteuer und Horror. Sie nimmt sich viel Zeit und zieht den Zuschauer langsam in einen Strudel aus Elend und Verderben. Zeitsprünge gehören zwangsläufig dazu, denn eine mehrjährige Geschichte in allen Details zu erzählen, ist schlicht unmöglich. Neben dem körperlichen Verfall der Männer steht vor allem der seelische Bruch im Vordergrund. Menschen werden selten aus Spaß zu Kannibalen!

Da es sich um eine Serie handelt, lernen wir sowohl die Kapitäne und Offiziere als auch die Untergebenen kennen. Vom Arzt über den Soldaten bis zum einfachen Zimmermann ist jede Gattung vertreten, die eben auf einem Forschungsschiff zu finden sein muss. Jede exemplarische Figur erhält genügend Tiefe, um ihre Motivation und ihr Handeln zu verstehen. So ist der sture Kapitän mit seiner Arroganz vielleicht ein Idiot, aber sein Wunsch nach Ruhm durchaus nachvollziehbar. Ebenso lässt sich begreifen, warum der simple Schiffsjunge nicht für Glanz und Gloria seines Kapitäns das eigene Leben aufs Spiel setzten möchte. Durch diese Kontraste enstehen natürlich interessante Konflikte und damit am Ende gegensätzliche Fronten. Neben der eh schon schlechten Situation – gefangen im Eis – gibt es also auch noch Heimlichkeiten und Meuterei.

Die Kulisse weiß insgesamt gut zu überzeugen. Klar, an der ein oder anderen Stelle erahnt man schon den Computer, aber generell zieht die Serie einen stark in den Bann der frostigen Umgebung. Schon das Intro in seiner mystischen und dabei bedrohlichen Art sorgt für die passend dunkle Grundstimmung. Große Wechsel des Szenebildes sucht man bei The Terror natürlich vergebens, schon in der ersten Folge dominiert Eis das Geschehen. Danach geht es zwischen den Schiffen, einigen kargen Landschaften und eben jeder Menge Eis hin und her. Atmosphärisch top!

Inszeniert ist die Serie fast schon künstlerisch. Viele langsame Kameraschwenks und lange Aufnahmen dominieren das Bild, Hektik kommt nur selten auf. Zoomt die Kamera von beiden Schiffen in die Luft, um sie später als winzige Punkte inmitten des Eises zu zeigen, ist dies extrem beeindruckend und beklemmend. Auch beim Sterben schaut sie nicht weg, sondern zeigt den Tod in all seiner Unbarmherzigkeit. Musik wird nur sehr selten verwendet und wenn sind es relativ leise Töne, welche erklingen. Einzige wirkliche Lärmquelle in dieser Einöde ist der Eisbär, der unvermittelt auftaucht – am Anfang aber nur schemenhaft oder garnicht gezeigt wird – und sich seine Menschenopfer holt. Ob es dieses phantastischen Elementes unbedingt bedurft hat, sei dahingestellt. Mir gefiel dieser Dämon ziemlich gut, stören tut er definitiv nicht.

Zu empfehlen ist, während der Serie besser nicht zu essen. Oftmals liegt die Interpretation von grauenhaften Momenten beim Zuschauer und generell der Fokus klar auf der düsteren Stimmung, manche Gewaltszenen sind aber dennoch ziemlich explizit. The Terror deutet etliche Dinge an, um sie dann letztendlich doch nicht zu zeigen und nur eine seiner langen Schwarzblenden zu verwenden. Zwischendurch gibt es dann unerwartet richtig heftige Kost zu verdauen. Neben erwartbaren Bildern von Krankheiten und stellenweise Autopsien schreckt die Serie vor hartem, handgemachtem Gore – abgerissene Gliedmaßen, zermatschte Schädel oder zerfleischte Körper – nicht zurück! Das FSK 12 der ersten drei Folgen, insbesondere von Folge 3, ist schwer verständlich. Alle anderen Folgen sind ab 16 Jahren freigegeben, was deutlich besser passt.

Was sagt man abschließend zu einer Serie, die ihren Inhalt schon im Namen trägt? The Terror ist harter Tobak, sowas Ungewöhnliches sieht man selten bei all den 0815-Serien heutzutage. Dementsprechend feiert man diese gänzlich andere Art entweder oder man fragt sich, warum so ein Scheiß eigentlich produziert wurde. Mit ihren 10 Folgen à circa 45 Minuten ist die erste Staffel insgesamt genau richtig ausgefallen. Weniger Zeit würde die Geschichte unrund werden lassen, für mehr reicht der Stoff allerdings auch nicht wirklich. Perfekte Wahl!

Wer sich für ungewöhnliche, harte und langsam erzählte Serien interessiert, sollte einen Blick bei The Terror riskieren. Für mich gehört die Serie zu den interessantesten Dingen, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Punkte mag ich hier ausnahmsweise keine verteilen, da beschäftigt mich die Serie selbst noch auf zu vielen Ebenen. Die Empfehlung muss daher reichen.

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Daniel Rublack

… schreibt vor allem über Filme. Arbeitet in der „Presse und Kommunikation“ und unterstützt daher mit entsprechendem Know-how.

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