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„Du chillst doch eh nur!“ Gedanken einer KuSA- und Soziologiestudentin

Zwischen Partys und Überforderung
| Jasmin Larisch |

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Jasmin Larisch

Im vorherigen Artikel habt ihr hoffentlich einen kurzen Überblick über meine Fächer bekommen und könnt euch, mit den gegebenen Hintergrundinformationen, die folgenden Beschreibungen meines ersten Semesters besser vorstellen.

1. Die ersten Wochen im Studium: zwischen Partys und Überforderung

Meine erste Zeit in Münster begann, wie für alle Erstsemester, mit der Orientierungswoche, kurz “O-Woche“, genannt. Neben Stadtrallyes, Kennenlernspielen, Partys und Co, folgten auch die Erstellung des Stundenplans und ausführliche Einführungen der Fachschaften. Was mich beruhigte war zu wissen, dass man Ansprechpartner des Faches zu Verfügung hat und sich mit Fragen und Probleme an sie wenden kann. Ich lernte in dieser Zeit schon unglaublich offene und liebe Menschen kennen, von denen ich schon jetzt sagen kann, dass sie mir ans Herz gewachsen sind. Und das, obwohl ich höchste Panik schob, vielleicht niemanden auf Anhieb kennenzulernen und mich total orientierungslos zu fühlen. Alle Panik umsonst. Denkt immer daran, dass sich wirklich alle so fühlen!

Nachdem die O-Woche um war, ging es also los: 4 Mal die Woche in der Uni sein, meist für ca. 4 Stunden pro Tag, spätestens um 19:00 Uhr war ich zu Hause, und frühestens um 8:00 Uhr musste ich los. So pendelte ich morgens mit dem Zug aus meiner Heimatstadt nach Münster, ca. eine halbe Stunde lang. Am Bahnhof wartete in der Radstation mein Fahrrad auf mich, mit dem ich mich in die Scharnhorststraße begab, in der beide Institute (das für Soziologie und das für Volkskunde), praktischerweise gegenüberlagen.

Ich war nun also Studentin. Ich bereitete in den ersten Wochen Vorlesungen vor und nach, las sehr viele Texte, tauschte mich mit meinen KommilitonInnen aus, und war, um ehrlich zu sein, damit ziemlich überfordert. Ich fiel abends total erschöpft ins Bett, regte mich schon in der ersten Woche über das Pendeln auf und trauerte der Schule nach (ja, ihr lest richtig). Nicht, dass mir das Studium nicht gefiel, die Fächer waren sehr interessant, die Leute super nett und Münster ist als Studentenstadt ein Himmel – doch es war einfach der komplett neue Rhythmus, der mir erst einmal zur Last gefallen ist. Und da ich zu der Sorte Mensch gehöre, die sich gerne Worst-Case-Szenarien ausmalt, machte ich mir noch gleich doppelt so viel Stress wie nötig.

Alles war so anders, als in der Schule: das Verhältnis zwischen Lehrenden und „SchülerInnen“ anonymer, das Lernen und der Alltag unübersichtlicher und weniger strukturiert. Da muss man sich erst einmal neu orientieren. Ein Ausdruck trifft es genau: „Eigenregie ist gefragt!“ Na klar, es ist ein super Vorteil, sich die Veranstaltungen zum Großteil selbst legen und planen zu können, so wie das Lernen und Aufbereiten des Stoffes. Aber es kann auf der anderen Seite natürlich auch ein Nachteil sein, besonders wenn man diese Eigenregie und Strukturierung noch nie führen musste!

Ein Glück, dass es da ca. 83278787 andere KommilitonInnen gab, denen es zumeist genauso ging. Der Austausch, die Abwechslungen im Alltag durch „Ersti“- Veranstaltungen in Münster, die Teilnahme an dem bunten Kultur- und Studentenprogramm, und schließlich meine neu gewonnen Freundinnen, glichen diese ersten Verwirrungen aber mehr als aus. Ob ein Besuch auf dem Münsteraner Weihnachtsmarkt, Partys in den zahlreichen Clubs, oder lustige Abende im Studentenwohnheim – man kam immer irgendwie zusammen und lernte sich somit sehr schnell näher kennen.

Der Dom zu Münster - und davor meine Leeze (Fahrrad). (Foto: Jasmin Larisch)
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Der Dom zu Münster – und davor meine Leeze (Fahrrad). (Foto: Jasmin Larisch)

2. Die ersten Klausuren: Zwischen Flüchen und Erkenntnis
Passend an das Thema „Eigenregie führen“, knüpft das Thema „Klausuren“ an: Während man in der Schule Klausuren zum gegebenen Zeitpunkt schreiben musste, ist das in den meisten Universitätsfächern (ausgenommen z.B Medizin, Jura) ein anderer Fall: Du kannst die meisten Klausuren insgesamt drei Mal schreiben, oder einfach im nächsten Modul wiederholen – sprich zum Beispiel im 2. Semester. Voraussetzung dabei ist natürlich, dass Du nicht schon drei mal durchgefallen bist.

Das nahm ich mir allerdings nicht zum Ziel und bereitete mich schon während des Semesters auf die Klausuren vor, und probierte dabei, den Stoff immer wöchentlich zu wiederholen.
Ich wollte nicht einfach auswendig lernen, sondern mir Dinge längerfristig aneignen – das bringt mir mehr für meine Zukunft, dachte ich mir. Außerdem nahm es mir den Druck, da ich mir sagte, dass ich die Inhalte verstehen will und versuchte, mich für sie zu interessieren, anstatt sie mir nur reinzuquälen. Quasi nach dem Motto: „Ich will, weil ich kann, was ich muss“.
Angesichts meiner oben beschriebenen, zumeist unüberbrückbaren Dauerstress- und Überforderungszustände, welche sich in dem schrecklich Leben einer Studentin täglich ereignen, (nein, ich mach nur Spaß, so schlimm war es nicht!), war dies aber nicht immer so möglich, wie ich es mir erhoffte. Es war ungewohnt und auch stressig, sich mal wieder auf seine eigenen vier Buchstaben setzen zu müssen und sich zu motivieren – denn wie gesagt: in der Uni gibt’s keine Lehrenden, die einen ermahnen, für eine Klausur zu lernen. Natürlich ist die Klausur das Ziel einer Vorlesung, aber auch das Abschließen eines Moduls. Unterstützt durch Wiederholungen und einigen Tipps der DozentInnen an, liegt jedoch der Rest eben in eigener Hand. Glücklicherweise liefen die zwei Klausuren besser, als erhofft und eines nehme ich mir für das nächste Semester vor: meine Lernstrategien der Uni anzupassen und zu überarbeiten.

Doch mit diesen zwei Klausuren (welche übrigens zu den soziologischen Fächern „Methoden der empirischen Sozialforschung“ und „Statistik“ gehörten), war es nicht getan: eine Hausarbeit in KuSA und die Abgabe von Protokollen in Soziologie standen noch an. Jede Menge Aufgaben, die ich in meinen Semesterferien erledigen musste- ach pardon, in der vorlesungsfreien Zeit. Jetzt weiß ich auch, warum das so heißt: Man muss zwar nicht zu Uni (außer man belegte sogenannte „Blockseminare“, die meist in dieser Zeit liegen und z.B SPSS-Kurse in einer Woche anbieten), aber man hat meistens doch etwas zu tun und sollte diese Zeit auch nutzen, um Fächer oder auch private Angelegenheiten vor- und nachzubereiten.

Wenn man gut plant und fleißig ist, kann man aber in diesen meist 6-8 Wochen nicht nur viel für das Studium und den zukünftigen Lebensweg planen, sondern sich auch so richtig entspannen: Urlaub machen und herumreisen, Freunde treffen, oder freiwillige Praktika absolvieren. Ich habe mich in der ersten „vorlesungsfreien Zeit“ neben meinem Unikram viel mit Freunden getroffen und viel unternommen. Weggefahren bin ich zwar noch nicht, das folgt dann aber nach dem Sommersemester.

3. Fazit und Tipps: Weiter studieren? Ja! Weiter so studieren? Nein! Verbesserungen müssen sein
So schnell kann es gehen: ein ganzes halbes Jahr ist nun um. Und wenn ich so darüber nachdenke, ist es ziemlich unglaublich, wie schnell das ging. In ein paar Wochen geht’s wieder los: auf ins 2. Semester, und darauf freue ich mich schon sehr. Aber nicht nur darauf, weiter Soziologie und KuSA zu studieren, sondern auch darauf, meine Freundinnen aus Münster, die fast alle nicht aus dem Umkreis kommen, wiederzusehen, auf das Studentenleben, und auch darauf, viele neue versteckte Facetten und Felder meiner Fächer kennenzulernen. Ich freue mich sogar ein wenig auf das Mensaessen: besonders der Milchreis hat mir gefehlt.

Was ich aber auch gelernt habe und allen Erstis auf den Weg geben möchte: Zeitmanagement und Selbstdisziplin sind das A und O im Studium. Darum kommt man sowieso nicht herum – man ist eben auf sich allein gestellt, was zwar Freiheiten und Vorteile hat, aber auch Verantwortung. Man kann durch gute Planung und konsequentes Arbeiten das Leben neben dem Studium viel besser und stressfreier genießen – man muss einfach anfangen. Egal ob es sich um Hausarbeiten, das Planen von Auslandssemestern oder Praktika handelt. Studenten sind quasi Saisonarbeiter – entweder Vollzeitjob oder Minijob-Aushilfe, was heißt, dass es arbeitsintensive Zeiten und lockere Zeiten gibt.
Wie man es nimmt: im nächsten Semester werde ich an meiner Planung und Disziplin feilen, um damit das Studentenleben noch mehr genießen zu können.

 

Wenn ihr noch mehr über meine Fächter KuSa und Soziologie erfahren möchtet, schaut doch mal in diesen Beitrag.

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Jasmin Larisch

Hej! Ich bin Jasmin, von meinen Freunden meist 'Mini' genannt, bin 21 Jahre alt und studiere seit Herbst 2015, Soziologie und Kultur-und Sozialanthropologie (=KuSA) an der WWU. Münster hat es mir sehr angetan- Unileben, Kultur, Kunst, junge interessante Leute überall! Das Leben als Studierender ist aufregend, bunt, vielseitig und manchmal echt tricky- so hoffe ich, zusammen mit meinem Team, euch ein paar Tipps und Anstöße geben zu können. Seit 2015 bin ich deshalb als freie Autorin bei seitenwaelzer.de und habe nach wie vor viel Freude daran. Viel Spaß beim Lesen!

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