Kino & Serie / Kultur und Medien

Over-the-Top-Action mit sympathischen Muskelbergen – Kinoreview „Hobbs & Shaw“

Das Spin-Off von Fast & Furious bedarf weder Logik noch einer guten Story um sein Publikum ordentlich zu unterhalten. Hirn aus, Action ab!
| Daniel Rublack |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Macht ihr das, was ich vermute?

Fast & Furious präsentiert ein Spin-Off, dessen Werbekampagne ein absolutes Spektakel verspricht. Ein Haufen Trailer, Plakatwerbung und TV-Spots preisen ein Feuerwerk an, welches man gesehen haben muss. Hobbs & Shaw bietet schönerweise genau DAS und sogar noch etwas mehr.

Schon zu Beginn hält sich der Streifen nicht mit Feinheiten wie einer innovativen Geschichte auf. Das Bedrohungsszenario – die Vernichtung der Welt – wird ebenso nach fünf Minuten präsentiert wie der Bösewicht, der sich tatsächlich als „Der Böse“ vorstellt. Logik sucht man hier vergebens! Seien es Zeitsprünge, Tarnungen oder die Struktur von Gebäuden – wer hier nachdenkt, verliert. Dieser Tatsache ist sich der Film jedoch vollkommen bewusst und nimmt sich herrlich selbst auf die Schippe. Wie hier eine Fortsetzung in Aussicht gestellt wird, einfach köstlich.

Jene vorhersehbare 0815-Story macht demnach nicht den Reiz von Hobbs & Shaw aus. Dieser liegt vor allem in der genialen Chemie seiner Protagonisten. Wenn sich Dwayne Johnson und Jason Statham in einer der vielen Beleidigungs-Tiraden auf kreativste Art und Weise gegenseitig aufziehen, lacht man als Zuschauer fast schon Tränen. Vorausgesetzt, man steht eben auf diese Form von Humor. Ist dies der Fall, garantiere ich absurdeste Sprüche, die einem im Kopf bleiben. Neben der spaßigen Note machen die beiden Muskelprotze aber natürlich auch in den Action-Sequenzen eine starke Figur und bügeln die schwache Geschichte gekonnt durch genügend Charisma aus. Ihnen zur Seite steht Vanessa Kirby, die als Schwester von Shaw neben großer Attraktivität – im Gegensatz zu ihrem Bruder, wie Hobbs anmerkt – auch ordentlich Biss beisteuert. „Der Böse“ ist mit Idris Elba passend besetzt, der seiner lediglich als Bedrohung geschriebenen Figur wirklich das Maximum entlockt. Besonders freuen kann man sich auf einige extrem überraschende Gastauftritte, die vollkommen unerwartet und dafür umso heftiger einschlagen. Aber keine Spoiler.

Zweites Standbein von Hobbs & Shaw abseits der Darsteller ist die Action. Diese ist wie zu erwarten total überzogen und in Hülle und Fülle vorhanden. Dabei kann man sagen, dass David Leitch als Regisseur eine gute Wahl für dieses Genre ist, was Werke wie John Wick, Atomic Blonde oder zuletzt Deadpool 2 beweisen. Lediglich Nahkämpfe mit mehreren Beteiligten sind zu stark unterschnitten, ansonsten behält die Kamera trotz des Chaos auf der Leinwand stets den Überblick. Schönerweise erschafft der Streifen auch einige neue, so noch nicht gesehene Bilder. Wenn in Slow-Motion jemanden der Schlag trifft und mit umherfliegenden Wassertropfen die Konturen des Gesichts durchgeschüttelt werden, sieht das schon verdammt cool aus. Highlight der Action-Sequenzen ist für mich ohne Frage die grandiose Verfolgungsjagd, bei der sowohl das Auto als auch das Motorrad unter einem LKW durchrutschen und dies natürlich in Slow-Motion.

Insbesondere bei der Action ist der Streifen absolut gekonnt inszeniert, aber auch ansonsten gibt es wenig zu bemängeln. Der Humor wird des Öfteren mittels der Kamera erzielt, die Settings sehen klasse aus und der Soundtrack ist cool, treibend und passt einfach. Einziges, heftiges Manko sind teilweise die Effekte: Während der Motorradstunt ziemlich echt aussieht und manche Momente einen akzeptablen Einsatz von Computertechnik beinhalten, sticht das CGI in anderen Situationen sehr unangenehm hervor. So verringert es enorm die Spannung, wenn der Kampf auf dem Transporter vor einem schmerzhaft auffälligen Green Screen stattfindet. Von dem Helikopter möchte ich gar nicht erst sprechen. Ärgerlich, denn manche Szenen funktionieren top und andere sind einfach nur Rotz.

Lust auf mehr unterhaltsamen Unfug? „Aquaman“ ist ein bildgewaltiges Spektakel mit ganz besonderem Charme.

Die Laufzeit von 136 Minuten ist insgesamt etwas zu lang geraten. Wo sich die erste Stunde wie im Nu wegschaut, schleichen sich später einige Längen ein. Größtes Problem ist hier, dass der komplette dritte Akt auf Samoa irgendwie unnötig erscheint und nicht ganz mit dem Rest des Films verbunden wirkt. Auch sinkt die Rate der Gags nach und nach und die beste Action-Sequenz findet bereits innerhalb der ersten 60 Minuten statt. So gibt es ab der Hälfte leider keine Steigerungskurve mehr.

Abschließend kann ich sagen, dass Hobbs & Shaw genau DAS ist, was er verspricht. Der Streifen ist sogar noch lustiger als gedacht, bietet wirklich gute Action und kommt mit sattem Ton daher. Die Chemie von Dwayne Johnson und Jason Statham trägt den Film und lässt einen die gekünstelte Story und mangelnde Logik verschmerzen. Lediglich die stellenweise schlechten Effekte bleiben ein Dorn im Auge. Dafür wird man mit Highlights wie den Gastauftritten und den genialen Beleidigungen entschädigt. Wer Lust auf absolutes Popcorn-Spektakel und eine Menge Spaß hat, ist hier ideal aufgehoben.

7,5/10 futuristischen Motorrädern, die ich auch gerne mal fahren würde.

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Daniel Rublack

… schreibt vor allem über Filme. Arbeitet in der „Presse und Kommunikation“ und unterstützt daher mit entsprechendem Know-how.

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