Kino & Serie / Kultur und Medien / Meinung

Star Trek: Discovery

Eine Kritik – oder zwei
| Lena Hortian, Michael Cremann |

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Der Star Trek KommunikatorStefan Cosma | Unsplash

Star Trek: Discovery ist die mittlerweile sechste (siebte) Serie des Star-Trek-Universums. Nach der eher schlecht aufgenommenen und daher nur in vier Staffeln ausgestrahlten Serie Star Trek: Enterprise legen viele Fans – und auch der Sender CBS, der damit in den USA sein Streaming-Programm wettbewerbsfähig machen will – große Hoffnungen in Discovery. Unsere Autoren Lena und Michael haben sich die ersten beiden Folgen angeschaut und bewerten das Gesehene nun aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln. Michael ist seit frühester Kindheit Trekkie, hat jede einzelne Folge jeder einzelnen Serie mindestens fünfmal gesehen und kann die meisten sogar anhand kurzer Dialogfetzen identifizieren. Lena hingegen hat vor Discovery nur drei Folgen und einen (von den neuen … [Anm. v. Michael]) Film aus dem Star-Trek-Universum gesehen. Wir haben den beiden nach dem Genuss der neuen Serie einfach mal die gleichen Fragen gestellt.

Zum 50-jährigen Jubiläum des Phänomens Star Trek veröffentlichten wir bereits einen Artikel. Wenn ihr euch einen Überblick verschaffen wollt, lest ihr hier.

Mit welchen Erwartungen bist du an die Serie herangegangen?

Michael: Mit gemischten Gefühlen. Einerseits habe ich mich als alter Fan unglaublich gefreut, endlich eine neue Serie zu sehen zu bekommen, neue Lebensformen und neue Zivilisationen zu sehen, sozusagen. Andererseits bin ich durch Star Trek: Enterprise und die neuen Kinofilme doch eher abgeschreckt, weil mir gerade J.J. Abrams Lens-Flare-Geballer besonders in den ersten beiden Filmen zu einfallslos und zu ernsthaft war. Außerdem fehlte mir schon in Enterprise der friedliche forschende Geist der ersten Serien.

Lena: Erwartungen ist ein großes Wort… Ich wusste lediglich, dass mich etwas Neuartiges, wahrscheinlich ziemlich Abgedreht-spaciges erwartet, das aber in einer für andere bekannten Welt spielt. Ich hatte gehofft, dass ich nicht total aufgeschmissen sein werde, weil ich mich in dem Universum überhaupt nicht auskenne.

Worum geht es bisher?

Michael: Zehn Jahre vor Captain Kirk, dem aus der alten Zeitlinie, nicht dem aus den neuen Filmen, der Kelvin Zwischenfall hat nämlich nicht stattgefunden, wird erklärt, warum sich die Sternenflotte im Krieg mit den Klingonen befindet. Hauptperson ist mit Cmdr. Michael Burnham, eine Frau, die auf Vulkan aufgewachsen ist, und deren innere Konflikte genauso wichtig sein werden wie ihr Hass auf die unter einem religiösen Führer vereinten Klingonen. Sonst dürfte es auch wieder in Richtung des altbekannten Star-Trek-Erforschens gehen.

Lena: Bisher ist die Handlung relativ übersichtlich. Überraschend ist, dass die befehlshabenden Positionen beide von Frauen besetzt sind. Nun ja, die beiden fliegen also mit Ihrer Crew und dem fancigen Raumschiff herum und treffen plötzlich auf Klingonen, die dank einer sehr aufwendigen Maskenbildnerarbeit unschwer als solche zu erkennen sind. Diese sind dummerweise feindlich gestimmt und zeigen sich wenig kooperativ. Trotz kleiner, vorhersehbarer Reibereien in der Discovery-Mannschaft, bleibt der zentrale Konflikt jedoch der mit den Klingonen. Zum Glück wurden die ersten beiden Folgen direkt hintereinander veröffentlicht, denn die erste Folge endet mit einem ziemlich üblen Cliffhanger. Nach dem Ende der zweiten Folge lässt sich das Warten jedoch schon etwas besser aushalten.

Kann das doch etwas erhabenere Universum mit aktuellen Sci-Fi-Serien mithalten?

Michael: Ich würde sagen ja, konnte es schon immer. Star Trek ist eine der utopischsten Zukunftsphantasien, die je erdacht wurden, und fällt damit sowieso aus der klassischen Science-Fiction raus. Erzählt man die Utopie von Star Trek modern, wie es bei Discovery versucht wird, erhält man wie in (fast) jedem Jahrzehnt eine großartige Serie, die in die Zeit passt und gleichzeitig zeitlos ist.

Lena: Aufgrund meines doch begrenzten Erfahrungshorizontes auf diesem Gebiet kann ich dazu nicht so viel beitragen, allerdings finde ich, dass sich zumindest der Anfang der Serie ohne Vorkenntnisse schauen lässt. Netterweise ist alles sehr modern gemacht und die bunten Holzklötzchen, die in den alten Serien als Datenträger verwendet wurden, sind modernen Überarbeitungen gewichen… fast schon schade.

Was sagst Du zum Design der Serie?

Michael: Das meiste gefällt mir gut. Die Brücke behält zwar den alten Star Trek-Charakter, nimmt aber neue, zur modernen Technik passende Elemente auf. Die Uniformen sehen aus, wie eine Mischung aus den alten blauen Anzügen aus Enterprise und den roten aus dem zweiten bis siebten Kinofilm, also auch passend. Die Außenansichten sind spektakulär, das CGI auf dem Stand der Zeit und nicht zu viel. Soweit so gut.
Kommen wir zu ein paar Problemen, namentlich den Klingonen: Ihre Schiffe sind golden und haben ziemlich komische und ziemlich verschiedene Designs. Nichts zu sehen von den schönen alten D5 oder D7 Kreuzern oder den schnittigen Birds of Prey. Das Einzige, was bleibt, sind die Hälse der Schiffe und vielleicht die Abfangjäger, mit denen scheinbar hauptsächlich gekämpft wird; die sehen aus wie romulanische Shuttles (Hinweis oder Inkompetenz?). Und die Gesichter der Klingonen: Schrecklich! Keine Haare, dafür mehr Plastik, damit sie böser aussehen. Also da sollen sie mir mal eine gute Erklärung liefern, wieso die noch in Enterprise dank augment-DNA glatt gezogenen Stirnen jetzt faltiger denn je und haarlos sind! Außerdem lispelt der Klingonenboss. Hallo?!

Lena: Das Schiff der Discovery-Crew ist sehr modern gestaltet und dankenswerterweise wurde auf den Einsatz von Lens-Flares verzichtet. Auch die Raumanzüge wirken auf mein Auge fast schon übertrieben modern, was aber im starken Kontrast zu den Klingonen steht. Deren Vehikel mutet etwas traditionell an und scheint in rituelles Verhalten eingebunden zu sein. Die Klingonen selbst tragen eine Art Rüstung, die aber ebenfalls eher Zeugnis eines alten Brauchtums als effektive Schutzpanzer darstellen. Die Sprache ist…eben klingonisch, aber trotzdem hat jeder Sprecher seinen individuellen “Akzent”, was das Ganze wesentlich netter und weniger extraterrestrischer macht. Ungeachtet dessen sind die Klingonen hier aber ein eher ungemütliches Völkchen mit seltsamen Zähnen, doppelten Nasenflügeln und einer Abneigung gegen Weiße ihrer Art. Ansonsten bleibt noch zu sagen, dass der Vorspann fast episch anmutet, aber sehr schön gemacht ist.  

Konnten die ersten beiden Folgen deine Erwartungen erfüllen?

Michael: Teilweise. Die Serie ist weitestgehend schön anzusehen und lässt mein Trekkie-Herz durchaus an den richtigen Ecken höher schlagen, aber ich bin sehr gespannt auf einige Erklärungen. Das größte Manko bisher ist, dass weder Forschergeist noch gesellschaftliche Utopien eine Rolle spielten, aber das mag in der Pilotfolge auch noch zu viel verlangt sein.

Lena: Da der Handlungsverlauf bisher übersichtlich und nicht besonders unvorhersehbar war und alle zentralen Personen schön vorgestellt wurden, konnte sogar ich als Normalsterbliche durchaus folgen. Ich glaube zwar daran, dass sich das noch ändern wird, aber bislang ist es verständlich und übersichtlich.

Aber genug der langen Worte, schaut es euch selbst an! :)

 

Dieser Artikel stellt nur die Meinung der AutorInnen dar und spiegelt nicht unbedingt die Ansichten der Redaktion von seitenwaelzer wider.

Unterstützen

Wenn dir der Beitrag gefallen hat, würden wir uns über eine kleine Spende freuen.



Noch mehr Stories? Folge seitenwaelzer:

Lena Hortian

Ich mag gutes Essen (wer tut das nicht?) und treibe tatsächlich gerne Sport, obwohl mein Schweinehund da auch noch ein Wörtchen mitzureden hat. Zeitgleich studiere ich Literatur und Medien. Meine Wahlheimat Münster ist für das alles und noch viel mehr zum Glück bestens geeignet, auch wenn ich mir als Rheinländerin hier noch ein paar Berge wünsche.

Michael Cremann

Ist meist dort zu finden wo die laute Musik für andere klingt wie ein Autounfall. Wirbt Geld für den Guten Zweck ein oder gibt Führungen durch Münsters Ruine Nummer eins. Dazu wird noch getanzt und wenn dann noch Zeit ist, Geschichte und Archäologie studiert.

Bücher a Touch of Darkness - Scarlett St. Clair, Obsidian - Schattendunkel - Jennifer L. Armentrout, A Court of Thorns and Roses - Sarah J. Maas, Emma - Jane AustenAna Soraya da Silva Lopes | seitenwaelzer.de

Im Wandel (Teil 2): Wie die Literatur Frauenbilder widerspiegelt

Drei Frauen halten Schilder hoch. Auf den Schildern steht auf Englisch: Mein Körper, meine Regeln. Kein Sexismus. Ich bin mehr als ein Körper.Olia Danilevich | Pexels via Canva

Im Wandel (Teil 1): Frauenbilder der westlichen Welt

Michael Austin / Unsplash

Tatsächlich gelesen: Fünf Freunde oder das Phänomen der Nostalgie (Enid Blyton)

Fabrizio Chiagano | Unsplash

Tatsächlich gelesen: Naokos Lächeln (Haruki Murakami)

Tags:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir benutzen Cookies, mit der Nutzung unserer Webseite erklärst du dich damit einverstanden. Hier gibt's weitere Infos.