Ernährung / Kultur und Medien

Der vegane Juni – Teil 2

Vom "Warum" zum "Wie"
| Patrick Schuster |

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Engin_Akyurt | Pixabay

Jetzt stehe ich da, am 01. Juni und esse auf einmal kein Fleisch und keine tierischen Produkte mehr. Dabei ist doch Grillsaison! Womit wir beim ersten Thema wären, über das ich reden möchte: Fleisch-Ersatz-Produkte. Es gibt Menschen da draußen, die nicht verstehen, warum manche Veganer gerne Produkte essen, die wie Fleisch schmecken. Ich bin der festen Überzeugung, dass das genau die gleichen Menschen sind, die nicht verstehen, warum es auch Lesben gibt, die gerne Dildos benutzen. Für diese Menschen folgender Fakt: Die meisten Veganer verzichten nicht auf Fleisch, weil es ihnen nicht schmeckt, sondern aus ethischen, gesundheitlichen Gründen oder Gründen der Nachhaltigkeit. Das gleiche gilt für manche homosexulle Frauen und das männliche Geschlechtsorgan. Nur weil man Frauen Männern vorzieht, muss man nicht sofort auf Penisse verzichten.

Der Geschmack

Was den Geschmack angeht, verhält es sich wie mit vielen anderen Dingen auch: Mal so, mal so. Ich habe im Juni guten und schlechten Tofu sowie guten und schlechten Seitan gegessen. Beim zuhause selbst Kochen sollte man sich vorher ein paar Tipps einholen, wie beispielsweise den Tofu vor dem Marinieren einzufrieren, damit er mehr Wasser verliert und mehr Marinade aufnehmen kann. Sonst kann es passieren, dass man mit einem Quader weißen Press-Sojas auf dem Teller endet, der nach nichts schmeckt. Im Restaurant ist das etwas anders. Viele auf vegane Kunden spezialisierten Restaurants bieten sehr gut gewürzten Tofu oder Seitan an. Besonders in Restaurants, in denen es nur 3-4 vegane Alternativen gibt, kann ich nach eigener Erfahrung hiervon abraten. Womit wir direkt beim nächsten Thema wären.

Lies auch: Welche Tipps und Tricks benutzen Veganer beim Kochen?

Restaurants

Gott, was wird es einem teilweise schwer gemacht. Selbst wenn man bei den meisten Italienern eine Pizza mit Belag ohne Käse bestellen würde, wäre diese in der Regel nicht vegan. Denn obwohl das traditionelle Pizza-Teig-Rezept gar keine Milch vorsieht, ist sie in vielen Restaurants trotzdem enthalten, danke dafür. Währenddessen bezahlt man in gutbürgerlichen Restaurants Unsummen für Salate, bei denen niemand ernsthaft denken kann, dass man davon satt wird. Aber es gibt auch einen Silberstreifen am Horizont: Pommes. Wenn nichts mehr geht, gehen Pommes. Das einzige vegane Gericht, dass man auf jeder Karte findet. Und was habe ich diesen Monat viele Pommes gegessen. So viel dazu.

Und wie kocht man dann zuhause?

Vegane Ersatzprodukte sind doch total teuer, oder? Ja, sind sie. Aber so richtig. Da zahlt man gut und gerne für guten Streukäse mal 2,70 €, für zwei vegane Schnitzel 3,40 €, für 250g Räuchertofu 3,80 € und für 1 L Mandelmilch 2,40 €. Aber neben der Tatsache, dass es hier auch “günstige” Marken gibt, ist der Rest der Einkaufsliste halt günstig: Reis, Nudeln, Kartoffeln und anderes Gemüse haben den großen Vorteil, kleines Geld zu kosten. Da wir meiner unmaßgeblichen Meinung nach (*hust* gestützt durch die im vorherigen Artikel angeführten Zahlen *hust*) sowieso weniger Fleisch essen sollten, braucht man auch nicht direkt die gleichen Mengen an Ersatzprodukten kaufen.

Aber ist das nicht ungesund?

Die Achillesfersen jeder Veganismus-Konversation: Unwissenheit und Halbwissen. “Veganer müssen doch voll viele Vitamine nehmen, dass ist doch total ungesund!” Veganer können durch die Nahrung genau 1 Vitamin nicht aufnehmen, welches man zum Leben braucht. Vitamin B12. Denn das gibt es nur in Fleisch, oder? Genau genommen stellen Tiere Vitamin B12 gar nicht selbst her, das können nur Bakterien. Diese findet man beispielsweise im Darm oder in der Erde. Und da Kühe Gras fressen und weil Gras in der Erde steckt und so weiter. Aber ohne geht eben nicht. Daher ist es möglich, den eigenen Vitamin B12 Haushalt mithilfe von Tabletten oder Spritzen zu regulieren. Und das war es dann auch schon.

Mein Fazit

Macht Veganismus Spaß? – Nein. Aber wann macht Verzicht schon Spaß?

Ist Veganismus gut für den Planeten? – Ja. Wahrscheinlich kann man von Veganismus auch besser schlafen, wenn ich wieder an die Bilder aus der Massentierhaltung aus dem ersten Teil erinnern darf.

Was habe ich am meisten vermisst? – Käse, verdammt. Definitiv Käse.

Was hat mich am meisten gestört? – Diskussionen. “Aber der Mensch hat doch schon immer Fleisch gegessen.” Das ist vielleicht richtig, aber nie so viel. Wir machen uns das “Jagen” von Tieren dank dem industrialisierten Prozess deutlich einfacher als unsere Vorfahren. Fakt ist, wir leben im 21. Jahrhundert und es ist möglich, jeden Tag satt zu werden, ohne dass dafür Tiere leiden oder sterben müssen oder das man unter Mangelerscheinungen leiden muss. Denn jeder der behauptet, dass das, was Tieren in dem Maß an Schmerz und Leid zugefügt wird, wie es heutzutage praktiziert wird, zurecht passiert, dem möchte ich an Herz legen, sich Filme wie “Earthlings” oder “Cowspiracy” anzugucken. Beide sind auf Youtube oder Netflix zu finden. [Anmerkung der Redaktion: weitere Empfehlungen sind „What the Health“ und „Food Inc“]

Was nehme ich aus diesem Monat für mich mit?

Ich werde in Zukunft definitiv viel weniger Fleisch und tierische Produkte essen. Und damit meine ich nicht “nur jeden zweiten Tag”, sondern “alle 1-2 Wochen ein Mal”.

Jede Mahlzeit ist ein Wahlschein für oder gegen Tierleid, Gesundheit und Nachhaltigkeit. Es gibt einige Fakten, vor denen man einfach nicht mehr die Augen verschließen kann, sondern die einen dazu bewegen, die eigene Lebensweise zu überdenken. Ich fühle mich nicht schlecht dafür, wie ich mich bisher ernährt habe. Aber wie sagt man im Englischen “What has been seen, cannot be unseen.”

Am Anfang dieses Fazits habe ich gefragt, ob Veganismus Spaß macht. Ich denke, dass jeder, der den Artikel bis hierhin gelesen hat, sieht, dass es viele gute Gründe gibt, trotz des Mangels an “Spaß” mehr über das eigene Konsumverhalten zu reflektieren.

Zuletzt möchte ich noch anmerken, dass dieser Artikel längst nicht alles abzudecken vermag. Veganismus ist ein wahnsinnig großes Thema, das sich innerhalb eines Monats nicht ansatzweise in seiner ganzen Tiefe entdecken lässt. Fordert euch doch einfach einmal selbst dazu heraus!

Du möchtest mehr über Veganismus lesen? Jasmin hat eine Woche vegan gelebt und genau Buch geführt.

Quellen:
http://virtuelles-wasser.de/

https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/beitrag-der-landwirtschaft-zu-den-treibhausgas
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/360581/umfrage/marktanteil-von-biolebensmitteln-in-deutschland/
https://www.bmu.de/themen/wirtschaft-produkte-ressourcen-tourismus/produkte-und-konsum/produktbereiche/konsum-und-ernaehrung/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/445155/umfrage/umfrage-in-deutschland-zur-anzahl-der-veganer/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/173636/umfrage/lebenseinstellung—anzahl-vegetarier/

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Patrick Schuster

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