Kino & Serie / Kultur und Medien

Man ist, was man sah – wie uns Fernsehserien schon als Kinder beeinflusst haben

Es gibt nicht nur Serien mit Mord- und Totschlag, die sich an ein erwachsenes Publikum richten, sondern auch der Serienmarkt, der sich speziell an Kinder und Jugendliche richtet ist riesig und erfreut sich bereits einer Jahrzehnte langen Tradition. Wir alle kennen sie noch, die Serien unserer Kindheit.
| Robin Thier |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Steven Libralon | Unsplash

Es gibt nicht nur Serien mit Mord- und Totschlag, die sich an ein erwachsenes Publikum richten, sondern auch der Serienmarkt, der sich speziell an Kinder und Jugendliche richtet, ist riesig und erfreut sich bereits einer Jahrzehnte langen Tradition. Wir alle kennen sie noch, die Serien unserer Kindheit.

Kinder sind fasziniert vom Fernsehen und von den Geschichten, die ihnen präsentiert werden und das auch noch auf eine deutlich leichter verdaubare Art, als beim Lesen. Eltern hingegen sind froh, wenn sie ihren Nachwuchs vor die Flimmerkiste setzen können und eine Weile ihre Ruhe haben. Diese beiden Aspekte waren sicherlich Gründe dafür, dass viele Serien speziell für diese Zielgruppe geschaffen wurden. Die bekanntesten und ältesten sind dabei sicherlich die wohlbekannten Zeichentrickserien, zum Beispiel „Wickie und die Starken Männer“, „Nils Holgersson“, oder „die Biene Maya“ auch beliebt sind und waren die Marionettengeschichten der Augsburger Puppenkiste, allen voran „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, „Das Urmel“, oder auch „Schlupp vom grünen Stern“. Noch bis zum Beginn des aktuellen Jahrtausends waren diese Serien die erste Adresse und wurden unter anderem vom Kindersender „KiKa“ regelmäßig ausgestrahlt. Doch schon Anfang der 90er Jahre wurde eine weitere Form der Kinderserie primär: Der Cartoon.

Tom & Jerry machten bereits 1940 den Anfang und „Disneys Große Pause“ (1997) trat die Lawine los Anfang und heute ist die Serienlandschaft voll damit. „Spongebob Schwammkopf“ (seit 1999), „Cosmo & Wanda – Wenn Elfen helfen“ (seit 2000), „Phineas und Ferb“ (2007), und unzählige weitere Formate, denen sich seit einigen Jahren auch die Animations-Serien anschlossen, laufen von morgens bis Abends auf Super RTL, Nick, Disney Channel und weiteren Sendern.

Mit anderen Worten: Es läuft viel, so viel, dass viele Menschen der Ansicht sind, Kinder würden heutzutage nur noch fernsehen und keine sozialen Kontakte mehr pflegen. Sie würden gar nicht mehr „nach draußen“ zum Spielen gehen, sondern lediglich die zweidimensionalen Figuren ihres Fernsehers besuchen.

Ein Filmtipp für dich: „Alles steht Kopf“ – nicht nur ein Kinderfilm

Aber ist das so schlimm? Ich denke alle, die diesen Artikel lesen, haben selbst als Kinder ferngesehen und sind auch nicht komplett verblödet (hoffe ich…). Also, können die Kinder nicht doch vielleicht einen Nutzen daraus ziehen? Viele Kinderserien lehren ihre jungen Zuschauer durchaus wichtige Dinge. Bei „Wickie und die starken Männer“, um mit einer älteren Serie zu beginnen, kann sich der Protagonist durch die Analyse der Situation und raffinierte Pläne aus kniffligen Situationen befreien. Bei einer der wohl bekanntesten aktuelleren Cartoon-Serien, “Spongebob Schwammkopf“, werden alltägliche Probleme behandelt und mit einer Moral belegt. Zum Beispiel, dass man mit dem zufrieden sein sollte, was man hat. Oder, dass man den Ratschlägen und Verboten seiner Vorgesetzen/Eltern/Lehrer folgen sollte, sowie, dass man seine Fantasie benutzen.
Also, diese Serien zu verteufeln bringt niemanden weiter, doch was wir uns vielleicht fragen sollten: Wieso müssen Serien diese Inhalte vermitteln, das müsste doch eigentlich Aufgabe der Eltern sein. Und transportieren einige dieser Serien vielleicht auch Inhalte, die man lieber nicht in einer Kinderserie sehen möchte? Das verwirrend ist dabei nämlich, dass Serien, die für Kinder gemacht sind, Elemente enthalten, sowie Anspielungen, die Kinder überhaupt nicht verstehen können und die eindeutig für Erwachsene sind.

Die Entwicklung, die uns sehr wohl interessieren sollte ist diejenige, dass Sendungen, in denen Wissen vermittelt wird, kaum noch Erfolg gegen die Massenmagneten, also die Cartoon- und Zeichentrickserien haben. Serien wie „Die Sendung mit der Maus“, „Wissen macht Ah“, „Wunderwelt Wissen“, „National Geographic World“, „Löwenzahn“ oder „Willi will’s wissen“ werden nicht mehr in dem Umfang produziert, wie es noch vor einigen Jahren der Fall war und an ihre Stelle treten keineswegs neue Formate, sondern lediglich wieder kunterbunte und hektische Unterhaltungsserien, die auch heutzutage nicht mehr mit der Finesse und Liebe gezeichnet und produziert sind, wie es die „klassischen“ älteren Serien waren. Phineas und Ferb zum Beispiel sind zeichnerisch mehr als einfach gehalten.

Lies auch: Hörbücher auf dem Vormarsch. Warum du Hörbücher hören musst

Trotz alledem handelt es sich bei Kinderserien immer noch um eine Art der Unterhaltung, die den Charakter eines Kindes prägt. Obwohl es oft den Anschein hat, sieht sich kaum ein Kind diese Serien völlig teilnahmslos an, es wird immer etwas mitgenommen und das sind neben moralischen Aspekten auch eine gewisse Allgemeinbildung, sowie ein Grundverständnis der Welt. Leider sind viele der aktuellen Cartoonserien sehr weit von der Welt entfernt, kurz gesagt: Abgehoben. Dort geht es um Roboter, Ninjas, unterwasser lebende Eichhörnchen oder dergleichen. Sicher, auch alte Serien hatten fantastische Elemente, doch die Wildgänse in Nils Holgersson waren noch immer Gänse und haben sich auch so benommen, außer vielleicht, dass sie sprechen konnten. Ein gutes Beispiel für Wissen in Kombination mit Unterhaltung ist meiner Meinung nach die Sesamstraße, in der durchaus ernste Themen angeschnitten werden, diese jedoch lustig aufbereitet werden.

Das Fernsehen an sich ist für Kinder also primär nichts Schlechtes, doch der Trend zur Cartoonserie und immer merkwürdigeren Geschichten, zunehmend ohne Moral, wird ohne Zweifel Auswirkungen auf den Geist und das Wissen der Kinder haben. Mit dieser Argumentation wurde auch die Serie „Die Teletubbies“, die gerade in den 90er Jahre populär war, bereits nach vier Jahren abgesetzt: Die bunten Wesen verständigten sich in einer „Babysprache“, die von Kritikern als Hinderlich bei der Entwicklung einer richtigen Sprache gesehen wurde.

Irgendwie begleiten uns Serien unser Leben lang, sei es das umfangreiche Kinderprogramm, die Disney-Serien oder Sitcoms als Jugendliche und die anspruchsvolleren Serien für ein älteres Publikum. Noch mehr, als Filme, deren Genuss von vielen Menschen immer mehr ausschließlich auf die Kinobesuche beschränkt werden, sind Serien inzwischen immer verfügbar und bieten eine fast unendliche Unterhaltung.

Der Artikel hat euch gefallen? Dann lasst es uns wissen, zum Beispiel durch einen Kommentar, oder ein Like auf Facebook oder Twitter.

Unterstützen

Wenn dir der Beitrag gefallen hat, würden wir uns über eine kleine Spende freuen.



Noch mehr Stories? Folge seitenwaelzer:

Robin Thier

Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.

Fabrizio Chiagano | Unsplash

Tatsächlich gelesen: Naokos Lächeln (Haruki Murakami)

Ein Mann und eine Frau sitzen auf einem gelben Sofa und unterhalten sich.

Bookstock-Festival für alle Buchliebhaberinnen und -liebhaber

unbekannt

Tatsächlich gelesen – The Hound of the Baskervilles (Sir Arthur Conan Doyle)

Cover Unter 100Daniel Rublack | seitenwaelzer.de

Unter 100 #05 – Filme vorgestellt in höchstens 99 Worten

Tags:

1 Antworten zu “Man ist, was man sah – wie uns Fernsehserien schon als Kinder beeinflusst haben”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir benutzen Cookies, mit der Nutzung unserer Webseite erklärst du dich damit einverstanden. Hier gibt's weitere Infos.