Kino & Serie / Kultur und Medien

Und, was kann dein Körper so? – Review „Upgrade“

Sciene-Fiction at it´s best, das ist Upgrade! Spektakulär inszeniert und absolut faszinierend erwartet den Zuschauer hier ein brutaler Rachefeldzug gegen optimierte Gegner.
| Daniel Rublack |

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

„The blood-dripping, limb-crushing film you´ve always wanted.“ – Flickering Myth

Schockiert und fasziniert zugleich schaut Grey dabei zu, wie sein Körper den Gegner vor ihm schlicht exekutiert. Denn nicht Grey selbst kämpft, sondern die kleine Technikeinheit Stem in seinem Rücken. Und dies verdammt brutal sowie effektiv!

Manche Perlen erhalten gar nicht die Möglichkeit in voller Pracht zu strahlen. So geschehen zuletzt mit Upgrade, der 2018 nur auf wenigen Festivals und in begrenzten Kinos zu sehen war. Dabei überzeugt das Werk aus der Schmiede Blumhouse – Get Out & The Purge – als exzellenter Science-Fictioner auf ganzer Linie. Simpel bei der Geschichte und doch tiefsinnig in seiner Aussage, paart sich eine düstere Zukunftsvision mit spektakulärer Action.

Gezeigt wird uns eine Welt, in der selbstfahrende Autos die Menschen zur Arbeit bringen, Pizza aus dem hauseigenen Drucker kommt und körperliche Optimierungen zum Alltag gehören. Grey ist daher eindeutig ein Mann der alten Schule, wenn der V8-Motor seines Dodge Challenger gut hörbar über die Straße röhrt. Pizza möchte er noch selbst backen und den technischen Neuerungen steht er kritisch gegenüber. Aber alles ändert sich, als seine geliebte Frau Asha vor seinen Augen ermordet wird. Die Täter lassen ihn querschnittsgelähmt zurück und Greys Leben verliert seinen Sinn. Er sucht nach dem Ende, findet aber stattdessen Stem. Stärker denn je, begibt er sich mit seiner körpereigenen Technikeinheit auf die Jagd nach den ebenfalls optimierten Verbrechern.

Das typische Genre-Schema von Charakterbindung, Auslöser und Rache durchbricht auch Upgrade nicht, nimmt sich aber genügend Zeit für die einzelnen Phasen. So lernt der Zuschauer den Protagonisten zunächst gut kennen, bevor dieser zur Ein-Mann-Armee mutiert. Außerdem reagiert unser Protagonist nach dem Tod seiner Frau und dem Verlust seiner Bewegungsfreiheit extrem menschlich und verfällt in eine tiefe Depression. Erst im Anschluss keimt der Wunsch nach Vergeltung auf, wobei Grey kein geborener Racheengel ist. Für die wirklich hässlichen Dinge ist jedes Mal Stem zuständig.

Letztere führt die Technikeinheit dann allerdings auch mit unverhohlener Brutalität aus. Während Grey ungläubig den Bewegungen seines eigenen Körpers folgt – ein geniales Schauspiel – exekutiert Stem schlicht seine Gegner. Hatte ich bereits so formuliert? Stimmt, aber so unverblümt trocken sieht man zerplatzende Köpfe und durchtrennte Kiefer definitiv selten! Nun gut, der kreative Kopf hinter der gesamten Veranstaltung ist auch derselbe wie bei Saw… Auf jeden Fall splattert sich Upgrade in einigen Szenen in bester FX-Manier durch die Gegend. FX steht dabei übrigens für handgemachte Effekte, fast komplett ohne Computer.

Ebenfalls nur mit Lob überschütten kann man das Set-Design. Die Science-Fiction-Welt sieht fantastisch aus! Polizeidrohnen, Gebäudestrukturen, aber auch Objekte wie Roboterarme oder künstliche Augen ergeben ein ungemein stimmiges, extrem faszinierendes Gesamtbild. Keine Ahnung, wie solch phänomenale Effekte bei einem Budget von nur drei bis fünf Millionen US-Dollar realisierbar sind.

Selbstverständlich ist die Kamera bei Upgrade ebenfalls auf dem nächsten Level.  Enorm dynamisch flippt sie bei Kämpfen auch gerne mal um 360° mit. In einer auf den Körper erweiterten Facecam – kaum zu beschreiben, muss man gesehen haben – kreiert sie außerdem sehr eindringliche, robotische Aufnahmen. Quasi als Bonus gönnt sich die Kamera zudem vollste Details bei den richtig brutalen Momenten. Unterstützt wird sie dabei von einer düsteren, metallischen Farbgebung, welche ideal zur Stimmung des Films passt. Dazu wiederum gesellt sich ein melancholischer Synthesizer-Sound, der manchmal leise und oftmals wuchtig daherkommt. Abgerundet wird das Ganze von feinen Soundeffekten, wie etwa mechanischen Geräuschen oder zerbrechenden Knochen.

Noch schmackhafter kann ich euch diesen außergewöhnlichen Streifen wohl kaum noch machen. Ach ja, das Ende haut einen um! Aber keine Spoiler ;) Und gut getimten Humor hat das Werk übrigens auch. Fans von Science-Fiction, Action oder einfach nur faszinierenden Filmen sei Upgrade wärmstens empfohlen. Dieser visuell beeindruckende Ausflug in eine düstere Zukunftsvision, mit seiner tiefsinnigen Botschaft und heftigen Gewalt, ist ein 100-minütiger purer Adrenalinkick.

9/10 Upgrades.

„Never stops being awesome!“ – Daily Texan

Unterstützen

Wenn dir der Beitrag gefallen hat, würden wir uns über eine kleine Spende freuen.



Noch mehr Stories? Folge seitenwaelzer:

Daniel Rublack

Wollte abends mit einem Kollegen nur kurz über Filme reden und wurde am nächsten Morgen vom Wecker ans Aufhören erinnert. Besonders stolz auf seine eigene Filmsammlung und zudem passionierter Doppelkopf-Veteran.

Bild zeigt Luca auf der BühneDavid Hinkel

„Wenn ich’s jetzt nicht probiere, dann nie“ – Stand-Up-Comedian Luca Jonjic im Interview

Inga Nelges | seitenwaelzer.de

Vom männlichen und weiblichen Blick – Ein Gang durch die „Nudes“-Ausstellung des LWL-Museums in Münster

Sandra Hein

Tatsächlich gelesen: The Wonderful Wizard of Oz (L. Frank Baum)

Vadim Kaipov | Unsplash

„Entmenschlicht. Warum wir Prostitution abschaffen müssen“ von Huschke Mau – Eine Buchrezension

Tags:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir benutzen Cookies, mit der Nutzung unserer Webseite erklärst du dich damit einverstanden. Hier gibt's weitere Infos.