Gesellschaft und Lifestyle / Kultur und Medien

Hobbys für Buchbegeisterte. Teil 2

Du liebst Bücher und hast Lust auf ein neues Hobby? Dann findest du hier eine Reihe von Hobbys für Buchbegeisterte!
| Marie Jakob |

Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Rahul Pandit | Pexels

Lesen ist ein fantastisches Hobby, denn es hat viele positive Effekte. Neben dem klassischen Lesen gibt es noch viele andere Hobbys für Buchbegeisterte. Vielleicht findest du in dieser Auflistung oder im ersten Teil eine neue Beschäftigung, die deine Liebe zu Büchern ergänzt?

Bookbinding: Büchlein binde dich

Dieses Hobby ist richtig geschichtlich aufgeladen, denn wir begeben uns in die Welt des Buchdrucks und der Buchbinderei, die viel Tradition hat. Hast du Interesse an der Geschichte des Buchdrucks, dann hör‘ doch bei Ecke Hansaring rein!

Das Binden von Büchern ist eine komplexe Angelegenheit, die viel Fingerspitzengefühl und Präzision benötigt. Daher ist diese Beschreibung eher als allgemeiner Überblick über das Hobby zu sehen und weniger als Anleitung. Außerdem bedarf es auch einiges an Werkzeug und Material und hier liegt das Problem. Wer Bücher binden will, wird in Deutschland schnell merken, dass man beim größten internationalen Onlinehändler mit dem Namen, der an einen großen Fluss oder große Kriegerinnen erinnert, nicht das beste Material oder überhaupt alles findet, was man braucht. Hier muss auf den Fachhandel zurückgegriffen werden. Aber das Internet hat auch hier Online-Shops im Angebot, wie zum Beispiel Modulor und Schmedt. Diese Shops haben allerdings in der Regel Lieferkosten und längere Wartezeiten. Doch es lohnt sich und das Buchbinden ist eine fast meditative Aufgabe, die so viele Menschen begeistert! Und im Grunde ist es eine Mischung aus vielen Teilschritten, die an sich schon eigene Hobbys für Buchbegeisterte sein können:

Kenny Eliason | Unsplash

Block, Satz und Sieg

Wer ein Buch binden will, benötigt zunächst einmal Seiten, die zusammengebunden werden zum Buchblock. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: 1) Wenn du willst, kannst du blankes Papier nehmen (Druckerpapier reicht für die ersten Versuche völlig, später kannst du dann Qualitätspapier in verschiedenen Stärken ausprobieren) und dir zum Beispiel ein Notizbuch binden. 2) Ein großer Teil der Bookbinding-Community hat allerdings die im ersten Teil bereits erwähnten Fanfictions für sich entdeckt. Einige dieser Veröffentlichungen erfreuen sich so großer Beliebtheit, dass Menschen sie als Bücher im Regal stehen haben wollen. Ein Beispiel hierfür ist die Fanfiction Manacled von Fanfiction-Autor*in senlinyu mit eigenem Drucksatz. Die Fanfiction hat sogar Bewertungen auf Goodreads und verfolgt die Geschichte von Hermine und Draco aus der Harry Potter-Reihe mit einem Touch Handmaid’s Tale.

Man könnte einfach die online veröffentlichte Geschichte ausdrucken, wie ein beliebiges Textdokument. Doch es gibt Menschen, die es sich zum Hobby gemacht haben, aus Fanfictions Drucksätze zu generieren. (Wie man das schon mit Word hinbekommt, kannst du dir hier ansehen.) So entstehen Dateien, die den Text gut lesbar und ästhetisch ansprechend aufbereiten, mit passender Schriftart, Kapiteltrennern und sogar Illustrationen wie den oben erwähnten Fanarts. Diese Dateien können dann ausgedruckt und gegebenenfalls in die passende Form geschnitten werden. Wichtig ist, dass die Seiten nicht einfache einer A4-Seite entsprechen, sondern in Doppelseiten gedruckt werden, die dann einmal in der Mitte geknickt werden und so vier Buch-Seiten ergeben.

Brandi Redd | Unsplash

Jedes Buch braucht einen Deckel

Wenn die Seiten gedruckt und geschnitten sind, müssen sie gepresst werden, denn es handelt sich ja nicht um Einzelseiten, sondern Doppelseiten. Mit „gepresst“ ist gemeint, dass der Buchblock wie bei einer Pflanzenpresse zwischen zwei Bretter geklemmt und mit Gewichten oder einer hydraulischen Presse beschwert werden.

Diese werden anschließend verklebt, vernäht und mit Leim bepinselt. Aus Pappe wird ein Hardcover zusammengebaut, mit Buchbinderleinen und Papier beklebt und mit den Seiten verklebt. Das ist eine ziemliche Fummelarbeit und lässt sich am besten bildlich erklären. Hier findest du ein gutes Erklär-Video. Manche fügen auch ein Lesebändchen hinzu. Wer eine kreative Ader besitzt, verziert das Hardcover mit Farbe, Folien und allerlei Deko wie Kantenschonern.

Wer kein komplett neues Buch binden will, sondern seinem alten Lieblingsschmöker in Taschenbuchformat einen neuen Anstrich verpassen möchte, der kann das auch tun. Das ein oder andere zerlesene Exemplar aus einem öffentlichen Bücherschrank ist zum Beispiel ein gutes Übungsexemplar. Doch Achtung! Das, was jetzt kommt, ist nichts für schwache Bücherliebhaber*innen-Nerven: Der Einband des Taschenbuches wird einfach abgerissen. Und statt diesem wird wie gerade geschildert aus Pappe, Papier und Leinen ein neues Hardcover gebastelt und mit dem restlichen Buch verklebt. Dazwischen werden gerne auch farbige End- und Starterpapiere geklebt, die zum Inhalt passen. Gestaltung und Dekoration des Covers sind wieder völlig eurer Fantasie überlassen. Vielleicht könnt ihr sogar Elemente aus dem alten Cover übernehmen und aufkleben.

Staub ade

Wer ein individuelles Dustcover (der Schutzumschlag eines Buches) für das selbst gebundene oder neu eingebundene Buch haben möchte oder vielleicht ein beschädigtes ersetzen möchte, weil zum Beispiel die gebrauchten Eragon-Bücher doch nicht in so guten Zustand waren, wie der Händler online glauben machen wollte, der kann sich ein neues gestalten. Hierfür muss das vorliegende Buch zunächst ausgemessen werden. Die Maße können sehr individuell sein, daher ist es unwahrscheinlich, dass der Drucker der heimischen WG das hergibt. Ein Dustcover könnt ihr am besten in der Druckerei eures Vertrauens drucken lassen. Dort gibt es auch die Möglichkeit, es mit einer Folie oder Finish zu versiegeln.

Joyce Hanking | Unsplash

Die Gestaltung kannst du natürlich mit jedem Zeichen- oder Grafikprogramm vornehmen. Ein kostengünstiger Tipp, falls du nicht schon eine Adobe-Lizenz hast, ist Canva. Einige bedienen sich auch bei Fanarts. Deiner Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Und natürlich kannst du auch noch einen farbigen Buchschnitt hinzufügen!

Das war ganz schön viel für ein einzelnes Hobby, nicht wahr? Keine Sorge! Wunderbarerweise kannst du auch jeden Teilschritt zu einem eigenständigen Hobby machen. Es gibt Menschen, die einfach gerne Papier schneiden und vernähen und solche, die jeden Tag Drucksätze designen, die andere dann verwenden können. Du kannst nur Dustcovers designen und deinen ganzen Bücherschrank neu gestalten oder nur alte Bücher neu einbinden. Niemand muss gleich ein ganzes Buch binden!

Aufwand: Das komplette Binden von Büchern ist ein aufwändiges und teures Hobby. Wer Lust hat sich auszuprobieren, der ist gut damit beraten erst einmal mit einem Teilschritt zu beginnen und sich langsam an alles andere heranzutasten. Ein schöner Einstieg ist alles, was mit dem Upcyclen von geliebten Bücherschätzen oder dem Designen zu tun hat.

Material: Für das Designen der Dustcover wird am wenigsten Material benötigt. Hier reicht ein Zeichen- oder Grafikprogramm auf einem Laptop, Computer oder Tablet sowie die Muße und das Geld einen Copyshop zu beauftragen, wenn es denn in den Druck geht. Das Einbinden in ein Hardcover ist schon materialaufwändiger. Hier wird Buchbinderleim, Buchbinderleinen oder Leder oder anderer Stoff, Buchbinderpappe, Stirnband und Material zur Verschönerung benötigt sowie passendes Werkzeug. Richtig aufwändig wird es beim Buckblock. Während für den Drucksatz wieder ein Text- oder Grafikprogramm auf einem Device reicht oder du nach einem bestehenden suchen musst, benötigt man für den Buckblock (gutes) Papier, einen guten Drucker, Pinsel, Buchbinderleim, Buchbinderleinen, gewachste Fäden, Nadeln, eine Buchpresse, Lineal, Stifte und für die dicken Schinken eine Guillotine, denn sonst werden die Ränder schief und krumm. Wer den Schnitt bemalen will, sollte diesen im Falle des selbst geschnittenen Buchblockes übrigens gut abschmirgeln, also wird auch Schmirgelpapier benötigt.  

Help!

Diese Auflistung hat bei dir mehr Fragen aufgeworfen und du würdest das Ganze gern mehr erforschen? Das wunderbare ist, dass die Buchbinde-Community groß und hilfsbereit ist. Auf Instagram, TikTok, YouTube und Co. finden sich etliche Kanäle und Channels, auf denen die Buchbinder*innen zeigen, wie es geht, wie zum Beispiel @jmbinding, @ladybobbit und @hana-bob auf Instagram und @stephsbindery auf TikTok.

Clay Banks | Unsplash

Der Buchclub: Let’s talk about books, baby!

Selbstverständlich gibt es auch Hobbys rund ums Buch, die mit weniger artistischem, handwerklichen oder kreativem Geschick auskommen. Der Buchclub ist das klassische Hobby für Buchbegeisterte. Es gibt unterschiedliche Varianten. Manche sind lokal und treffen sich regelmäßig, andere sind digital und treffen sich online und wieder andere sind sogar online und asynchron.

unbekannt

In Buchclubs wird meistens ein Buch ausgewählt, das dann in abgesprochener Zeit gelesen und anschließend diskutiert wird. Hier gibt es freie Diskussionen, Vergleiche mit anderen Werken oder vorbereitete Diskussionsfragen. Auch die Genreausrichtung ist individuell. Ob Fantasy, Krimi oder ernsthafte Literatur; es gibt für jede Art Buch den passenden Buchclub. Und wenn du ihn nicht findest, dann solltest du einfach selbst einen gründen. Schnapp dir deine lesebegeisterten Freund*innen und lest los. Zwei Menschen ergeben schon einen Club! Wer mit der Buchbegeisterung eher allein im Freund*innenkreis ist, kann sich online umsehen. Aber bitte sei vorsichtig mit Fremden im Netz. Wenn du jedoch die richtigen Personen gefunden hast, dann bietet sich auch ein gemeinsamer Ausflug mit Buchbezug an. Einen Tipp findest du hier.

Aufwand: Je nach Anreiseaufwand und Lesepensum kann es aufwändig sein, regelmäßig an einem Buchclub teilzunehmen. Jedoch kannst du hier sehr individuell auswählen, was am besten in dein Leben passt.

Material: Bücher, eine Meinung und gegebenenfalls einen Device-Internetzugang und vielleicht ein Mikro und eine Kamera. Das kommt darauf an, wie du deinen Buchclub aufbaust/auswählst.

Der Buch-Blog: Ein Stern mehr oder weniger

Du willst deine Meinung mit mehr Menschen teilen? Dann ist vielleicht das Buch-Bloggen etwas für dich, so wie für seitenwaelzer-Autor Dominik. Du kannst auf eigenen Seiten wie Notion oder WordPress dein eigenes Blog starten und fleißig Reviews und Kritiken veröffentlichen. Aber natürlich funktioniert dies auch über Instagram, TikTok oder YouTube! Und hier bei uns. Wenn du Lust hast ein Teil von seitenwaelzer zu werden, dann melde dich hier!

Brook Cagle | Unsplash

Beim Bloggen sollte dir aber bewusst sein, dass es passieren kann, dass Autor*innen und Fans mit deiner Meinungen nicht zufrieden sind. Gerade Autor*innen haben meistens viel Zeit und Liebe in ihr Werk investiert und das sollte respektiert werden, ob dir das Ergebnis gefällt oder nicht (außer es handelt sich um Hassrede, Rassismus oder andere problematische Inhalte). Trotzdem hat respektvolle Kritik seinen Platz in der Buchwelt verdient. Eine kritische Rezension zu Twilight tut niemandem weh. Tatsächlich gibt es sogar ganze Accounts, die sich nur mit schlechten Büchern oder kritischen Reviews beschäftigen. Jedoch gibt es auch Autor*innen, die in diesem Fall zum Beispiel bei Instagram nicht verlinkt werden wollen.

Aufwand: Der Aufwand ist auch hier individuell und liegt bei dir.

Material: Bücher, eine Meinung und einen Laptop, Computer oder ein Tablet sowie ein Blog. Du kannst für das Buchbloggen Teil von seitenwaelzer sein oder ein Profil auf einer Social-Media-Plattform anlegen sowie eine ganze Seite zum Beispiel bei WordPress ins Leben rufen.

Das war die zweiteilige Reihe über Hobbys für Buchbegeisterte! Fallen dir noch weitere Hobbys ein? Hast du schon das ein oder andere ausprobiert? Du bist eigentlich nur auf der Suche nach mehr Lesestoff? Dann findest du hier einige Empfehlungen für dein neues Sommerbuch.

Unterstützen

Wenn dir der Beitrag gefallen hat, würden wir uns über eine kleine Spende freuen.



Noch mehr Stories? Folge seitenwaelzer:

Marie Jakob

Marie studiert Strategische Kommunikation in Münster. Die Liebe zum „Schreiben“ besteht seit dem ersten Kontakt mit einem Stift, auch wenn die Ergebnisse anfangs noch in Form von abstrakten Zeichen seitens der Kritiker*innen kontrovers diskutiert wurden. Jetzt werden maximal noch die Themen, für die sie sich interessiert, kontrovers diskutiert: Philosophie, Politik, Diversitäts·sensibilität und Dog Content.

Dominik Schiffer | seitenwaelzer.de

Tatsächlich gelesen: Die kleine Hexe (Otfried Preußler)

Sandra Hein | seitenwaelzer.de

Tatsächlich gelesen: Paddington Bear (Michael Bond)

Bild zeigt Luca auf der BühneDavid Hinkel

„Wenn ich’s jetzt nicht probiere, dann nie“ – Stand-Up-Comedian Luca Jonjic im Interview

Inga Nelges | seitenwaelzer.de

Vom männlichen und weiblichen Blick – Ein Gang durch die „Nudes“-Ausstellung des LWL-Museums in Münster

Tags:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir benutzen Cookies, mit der Nutzung unserer Webseite erklärst du dich damit einverstanden. Hier gibt's weitere Infos.