Kultur und Medien / Reportage

Nostalgie, Nostalgie (und ein bisschen Hunger)

Nach Hause kommen. So fühlt es sich für mich an ein slowakisches Wort zu hören, dass ich seit vier Jahren nicht mehr gehört habe. "Kofola" ist eigentlich nur der Markenname für die landeseigene Version von Coca Cola. Viel süßer und mit einem seltsamen Eigengeschmack als hätte man die Coladrops von Aldi in Zuckerwasser aufgelöst. Im Kommunismus hatte man eben nichts anderes. Bis heute steht das 0,5 Kofolaglas, dass meine Gastschwester Martina für mich geklaut hatte in meinem Regal. Es hat sie nichts gekostet und ist dennoch ein wertvoller Bestandteil meiner Erinnerungen.
| Amelie Haupt |

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Amelie Haupt

Nach Hause kommen. So fühlt es sich für mich an ein slowakisches Wort zu hören,  dass ich seit vier Jahren nicht mehr gehört habe. „Kofola“ ist eigentlich nur der Markenname für die landeseigene Version von Coca Cola. Viel süßer und mit einem seltsamen Eigengeschmack als hätte man die Coladrops von Aldi in Zuckerwasser aufgelöst. Im Kommunismus hatte man eben nichts anderes. Bis heute steht das 0,5 Kofolaglas, dass meine Gastschwester Martina für mich geklaut hatte in meinem Regal. Es hat sie nichts gekostet und ist dennoch ein wertvoller Bestandteil meiner Erinnerungen.

Tatsächlich erscheint mir meine spontane Eingebung von damals den zufällig frei gewordenen Platz für den Schüleraustausch nach Košice anzunehmen als essentiellen Schritt für die Entfachung meines Reisefiebers. Damals fiel mir die Decke auf den Kopf in meinem kleinen Dorf und ich gierte nach einem Tapetenwechsel. Zurück in der Gegenwart sitze ich bei rustikaler Holzvertäfelung in einem Lokal in Bratislava und habe meine langweiligen weißen Tapeten in Köln gelassen.

Hier schiebe ich dem Kellner einen Notizzettel zu, welcher den eigentlichen Grund für den Umweg über Bratislava verrät. Der Kellner versteht die Botschaft und zehn Minuten später steht ein duftender Teller mit dem wohl typischsten slowakischen Gericht vor mir. Ausgesprochen klingt es wie “ Brindschowe  Halushki “ (richtig: Bryndzové halušky) und ehrlich gesagt weiß ich gar nicht so genau was es eigentlich ist. Kleine Kartoffelklümpchen die durch eine herzhafte Schafskäsecreme zu einem stückigen Brei zusammen kleben. Gekrönt wird das Ganze von angebraten Schinkenwürfeln, allerdings nur der weiße fettige Teil.

Klingt alles gar nicht so gut, wenn man es realistisch beschreibt und optisch betrachtet ist es auch nicht besser, aber diese deftige Bauernspeise ist so saftig und würzig, dass ich es sehr bedauere keine slowakischen Restaurants in Deutschland zu haben. Ich glaube, dass finde ich am Schlimmsten beim Reisen: Die Ungewissheit wann man eine liebgewonnene Speise das nächste Mal bekommen kann. Doch irgendwann werden wir uns wieder sehen, die slowakische Bryndzové halušky,  die spanischen Kroketten, der österreichische Käsekrainer und ich!

 

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