Kultur und Medien / Podcast / Rezension

Podcastrezension: The Pasithea Powder

The Pasithea Powder ist ein Science-Fiction-Audio-Drama-Podcast aus dem Haus Bad Wine Productions mit Molly Olguín und Jackie Hedeman in den […]
| Alex Schmiedel |

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Coverbild des Podcasts Pasithea Powder (Schriftzug des Namens plus ein kleines Fläschchen mit Puder)Bad Wine Productions, Coverdesign von: Yutaan

The Pasithea Powder ist ein Science-Fiction-Audio-Drama-Podcast aus dem Haus Bad Wine Productions mit Molly Olguín und Jackie Hedeman in den Hauptrollen als Dr. Jane Gonzalez und Captain Sophie Green. Die zögerliche Forscherin Jane und ihr impulsives Pendant Sophie, welches als Kapitänin eine Kriegsheldin und Antagonistin für diverse Parteien in der Geschichte ist, sind explosive Gegenteile. Statt die Trope, also die narrative Stilfigur, den die Geschichte bezeichnend bedient, als Slow Burn (es gibt eine romantische oder freundschaftliche Beziehung, die sich sehr langsam, aber stetig entwickelt) oder Enemies to Lovers (Feinde werden im Verlauf der Serie zu Liebenden) zu bezeichnen, verhält sich die Dynamik der beiden eher wie ein Schnellkochtopf, mit potenziellem Kurzschluss, denn die Spannungen und Konflikte der beiden ziehen sich durch zwei actionreiche Staffeln – angefüllt mit politischen Intrigen rund um das mysteriöse Pasithea Powder.

Erzählerische Schwerpunkte

The Pasithea Powder stellt interessante ethische Fragen über Kriege, Nachkriegszeiten, Held*innen und Machtverhältnisse zum einen. Zum anderen befasst sich der fiktionale Podcast auch mit der Frage: Wie könnte gezielter und partieller Gedächtnisverlust (kriegs)politisch instrumentalisiert und gleichzeitig als therapeutisches Heilmittel verwendet werden? Hierbei spielt die Handlung in einer nicht näher definierten, fernen Zukunft und bewegt sich zwischen verschiedenen Planeten und Ländern und enthält auch Weltraumfahrten.

Verfügbar und barrierearm in eine komplexe Geschichte

Der Podcast erscheint monatlich und ist frei verfügbar auf allen gängigen Plattformen sowie auf der Seite des Projektes. Dort erscheinen zusätzlich auch alle Episoden des Podcasts in transkribierter Form sowie Content Notes bezüglich potenziell retraumatisierender oder triggernder Inhalte. Olguín und Hedeman sprechen nicht nur die besagten Hauptfiguren, sondern sind auch die zentralen Triebkräfte hinter der Story. Durch die Linse einer intradiegetisch eingebauten Funkgerät-Kommunikation lernen Zuhörende nicht nur die beiden Protagonistinnen und ihre Gefühle und Lebenswelt kennen, sondern erfahren auch Stück für Stück mehr über die komplexe, durchdachte und mit bedeutungsvollen Details angereicherte Welt, in der The Pasithea Powder spielt.

Abseits von Klischees

Hierbei fällt besonders positiv auf, dass die Geschichte bekannte Sci-Fi- und Weltraumabenteuerklischees zwar aufgreift, sie allerdings so ausspielt und verändert, dass die Geschichte unvorhersehbar und frisch bleibt. Konflikte und neue Storyelemente werden dabei auf eine Art eingebaut, die nicht klobig oder unnatürlich erscheint, sondern sich aus den Charakteren, der Welt und der Logik des Erzählten bruchlos ergibt. Dadurch ist The Pasithea Powder eine emotional dichte, spannungsgeladene und immersive Erfahrung, die nicht nur Sci-Fi-Fans gefallen könnte. Denn das Extraterrestrische ist zwar ein entscheidendes Element der Erzählung, gleichzeitig schafft es das Team aber, die Geschichte zu so viel mehr zu machen. Denn im Vordergrund stehen: politische Strategien, Streitigkeiten und Konsequenzen, eine tiefverwurzelte Historie der erzählten Welt, die mit jeder Episode etwas weiter an die Oberfläche herangetragen wird und die persönlichen Entwicklungen und Beziehungen der Charaktere.

Charaktere und Repräsentation

Diese Charaktere fallen positiv durch ihre Vielfalt und ihre authentische Auserzählung auf. Gerade auch im Punkt queerer Repräsentation ist The Pasithea Powder ein Hörvergnügen. Denn der Podcast schreibt lesbische, schreibt nichtbinäre Charaktere, ohne diese auf eben jene Eigenschaft zu reduzieren oder sie alleinig zu thematisieren. Stattdessen ergibt sich die Repräsentation natürlich und innerhalb der Erzählung und wird auch durch die Cast entsprechend abgebildet.

Eine gute Zeit für den Einstieg

Es gibt bisher zwei Staffeln mit jeweils elf Episoden. Die Episodenlänge beträgt circa 30 bis 35 Minuten pro Folge. The Pasithea Powder hat Stand Dezember 2021 seine zweite Staffel abgeschlossen. Entsprechend ist jetzt ein passender Zeitpunkt, die bisherigen Folgen durchzuhören und eventuell sogar direkt mit der dritten Staffel, die ausstehend ist, in einen vielversprechenden dritten Teil zu starten.

Unterstützen

Wenn dir der Beitrag gefallen hat, würden wir uns über eine kleine Spende freuen.



Noch mehr Stories? Folge seitenwaelzer:

Alex Schmiedel

Seit 2019 unterstütze ich das Team mit Illustrationen, Gestaltung, Artikeln und einer stets schwingenden intersektionaler Feminismus-Keule. Ursprünglich bin ich jedoch als Fan des Heldenpicknicks auf Seitenwaelzer gestoßen. Meinen Bachelor habe ich in Mediendesign in Münster absolviert und nun studiere ich Medienwissenschaft im Master in Bochum und arbeite im Bereich Mediendesign. Für Interactive Fiction, Podcasts, Animation und Musik schlägt mein Herz, ebenso wie für Aufklärung über diverse politische Themen, insbesondere Geschlechterdiversität und medizinische sowie antiableistische Gleichberechtigung.

Sandra Hein | seitenwaelzer.de

Tatsächlich gelesen: Paddington Bear (Michael Bond)

Bild zeigt Luca auf der BühneDavid Hinkel

„Wenn ich’s jetzt nicht probiere, dann nie“ – Stand-Up-Comedian Luca Jonjic im Interview

Inga Nelges | seitenwaelzer.de

Vom männlichen und weiblichen Blick – Ein Gang durch die „Nudes“-Ausstellung des LWL-Museums in Münster

Sandra Hein

Tatsächlich gelesen: The Wonderful Wizard of Oz (L. Frank Baum)

Tags:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir benutzen Cookies, mit der Nutzung unserer Webseite erklärst du dich damit einverstanden. Hier gibt's weitere Infos.