Gesellschaft und Lifestyle / Kultur und Medien

Digitaler Burnout – eine Buchempfehlung

Sind Smartphones das Problem?
| Amelie Haupt |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Steht uns der digitale Burnout bevor? Handys beim KonzertGian Cescon | Unsplash

Im Durchschnitt schauen wir 53-mal am Tag auf unser Smartphone. Bei 8 Stunden Schlaf heißt das, wir aktivieren im Schnitt alle 18 Minuten unser Handy um auf die Uhr zu schauen, Nachrichten zu checken oder Social-Media-Apps zu öffnen.
Was macht dieses Verhalten mit unserem Kopf, unserem Leben? Mit dieser Frage hat sich Alexander Markowetz in seinem Buch “Digitaler Burnout – Warum unsere permanente Smartphone-Nutzung gefährlich ist” auseinandergesetzt.

Wie unser Smartphone uns in den Digitalen Burnout führt

Mit seiner App Menthal hat der Informatiker und Autor des Buches Daten über das Smartphone-Verhalten der Deutschen erheben können. Es haben sich schon über 300.000 NutzerInnen diese App heruntergeladen, um ihren alltäglichen Umgang mit dem Smartphone zu reflektieren und die Daten einem Forschungsprojekt zur Verfügung zu stellen. Dabei hat Markowetz feststellen müssen, wie ungesund unser Umgang mit technischen Geräten für uns ist und warum es uns so schwer fällt, das Handy einfach mal Handy sein zu lassen.

“Der Spielautomat in der Hosentasche” hat attraktive Belohnungsmechanismen, die uns ganz automatisiert dazu verleiten, mal schnell den Bildschirm zu aktivieren oder das nächste sinnbefreite, aber süße Katzenvideo auf YouTube zu schauen.
Die Folgen: Unsere Aufmerksamkeitsspanne sinkt und wir holen uns lieber kurzfristige, kleine Erfolge, als langfristige und große Erfolge. Im Internet hat sich dieses Verhalten unter dem Wort Prokrastination eingebürgert. Statt endlich mit der Hausarbeit für mittelalterliche Geschichte anzufangen, wird die nächste Folge auf Netflix gestartet.
Wir werden unproduktiver und unglücklicher. Irgendwie war man den ganzen Tag beschäftigt, saß am Rechner, hat ständig die Mails gecheckt, in zig Facebook-Chats geschrieben und am Ende des Tages fragt man sich, was man heute eigentlich geschafft hat. Unzufriedenheit stellt sich ein.

Unsere Zufriedenheit liegt im Flow

Eine der zentralen Aussagen des Buches, um zufriedener zu werden, lautet, den Flow zu finden. Der Flow ist eine Theorie des Motivationspsychologen Mihály Csikszentmihalyi und beschreibt den Zustand von vollkommener Versunkenheit in eine Tätigkeit, wenn die Fähigkeiten den Anforderungen entsprechen und die Konzentration am höchsten ist. Ein solcher Flow stellt sich aber für gewöhnlich erst nach unterbrechungsfreien 15 Minuten einer Tätigkeit ein. Wenn wir aber etwa alle 18 Minuten auf unser Handy schauen, manche von uns sogar noch häufiger, dann kommen wir nur schwerlich in diesen Flow oder unterbrechen ihn gleich wieder.
Dieses Grundlagenwissen über Aufmerksamkeit und Motivation hilft, das eigene Verhalten zu reflektieren und zu hinterfragen. Hilfreiche Tipps erklären, wie man diesen Flow finden und seine Aufmerksamkeitsfähigkeit steigern kann.

Aber im Buch wird nicht nur das einzelne Individuum betrachtet, sondern auch die Systeme, in denen wir leben. Besonderes Augenmerk legt Markowetz auf das berufliche Umfeld und wie Firmen, die Verantwortung für das geistige Wohlergehen ihrer MitarbeiterInnen haben. Mit persönlichen Anekdoten erzählt der Autor von FreundInnen, die durch ihre intensive Nutzung des Smartphones mit ihrem sozialen Umfeld in Schwierigkeiten geraten sind oder einen Digitalen Burnout erlebt haben.
Ebenso sieht Markowetz die Verantwortung des Staates und unserer gesamten Gesellschaft für das geistige Wohlergehen für die Jüngsten von uns: Unsere Kinder sollten schnellstmöglich lernen, ein gesundes, selbstbewusstes Leben zu führen und sich nicht abhängig zu machen von technischen Geräten und ihren manipulativen Belohnungsmechanismen.

Wir müssen unseren Geist zurückerobern!

Das Buch* hat mich angehalten, über meine eigene Smartphone-Nutzung kritisch nachzudenken und kontraproduktive Verhaltensweisen zu entdecken.
Eine Metapher, die sich mir besonders eingeprägte, stellt unseren Geist und unsere Aufmerksamkeit wie ein Land dar. Die Fläche wurde in den letzten Jahren planlos bebaut, von uns selbst, die wir ständig E-Mails checken müssen und Nachrichten lesen, aber auch von großen Konzernen, wie Facebook, Twitter, YouTube usw, die alle von unserem Land profitieren wollen.
Wenn wir nun ein größeres Bauprojekt vorhaben, wie ein Buch lesen, ein Studium abschließen oder Zeit für unsere Familie nehmen, dann finden wir kaum noch Platz in diesem wild bebauten Land.

“Doch was ist ein König, der sein Land nicht gestalten kann? Nichts. Daher ist es an der Zeit, dass wir wieder souverän werden. Wir müssen die Hoheit über unser Aufmerksamkeitsland zurückerobern. Platz schaffen, für unsere eigenen Bauten, die viel davon erfordern.”

Der Schreibstil lässt sich locker lesen, sofern man nicht über die Anglizismen der digitalen Welt stolpert. Wer ein Smartphone besitzt, wird sich sicherlich in diesem Buch wiederfinden. Für mich das perfekte Buch um die Vorsätze des neuen Jahres zu festigen und einen Schritt in Richtung Zufriedenheit zu gehen.

 

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1 Antworten zu “Digitaler Burnout – eine Buchempfehlung”

  1. Vor allem für junge Leute und Studenten ein sehr lesenswertes Buch! Wer hat sich noch nicht selbst dabei ertappt, wie man ständig auf sein Smartphone schaut und Whatsapp, Facebook & Co. checkt und sich dabei von anderen Dingen ablenken lässt? Handys gehören heute zum Alltag dazu, aber der bewusste Umgang damit sollte jeder mal für sich überdenken. Und dazu gibt das Buch einige sehr interessante Denkanstöße. Auf jeden Fall lesenswert!

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