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Daniels Top 10 Filme 2019

Das Ende des Jahres – der Tag der Abrechnung naht! Was waren die Highlights im Kino, Streaming & Co. 2019?
| Daniel Rublack |

Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Das Ende des Jahres – der Tag der Abrechnung naht! Höchste Zeit also, ein Resümee über die Highlights der vergangenen 12 Monate Kino, Streaming & Co. zu ziehen. Folgend stelle ich euch meine Favoriten vor, die ihr schon längst gesehen habt oder noch entdecken könnt.

Insgesamt war 2019 für mich sogar noch ein schwächeres Film-Jahr als sein Vorgänger. Und 2018 war wahrlich keine cineastische Offenbarung! Der Abschluss des Jahrzehnt bietet nur wenige herausragende Streifen, viele Werke sind lediglich passabel. Neben vergesslichem Mittelmaß enttäuschten etliche Blockbuster und einige Filme waren einfach nur richtig, richtig schlecht. Deswegen schaffen es manche Werke in diese Top 10, welche sonst hart um ihren Platz bei den honorable mentions, erwähnenswerten Streifen, hätten kämpfen müssen.

Platz 10 – The Mule

„Der geht immer.“ – Solche Aussagen hört man öfter auf Filme des Altmeisters Clint Eastwood und größtenteils treffen sie zu. Auch The Mule fällt in diese Kategorie, denn eigentlich begleitet man nur einen fast 90-Jährigen auf seiner Reise durch die USA.

Dabei ist dieser Film vor allem eins: Entspannt. Fernab großer Spannungsbögen und der Hektik des heutigen Kinos, genießt man einfach nur. Man genießt, wie eine Legende in ihrem Truck als Drogenkurier durch die Gegend fährt. Man genießt, wie Clint Eastwood alte County-Songs singt und über das Leben nachdenkt. Etwas Wehmut ist dabei, etwas Herz und der gewohnt derbe Ton – Bohnenfresser. Die Inszenierung ist dabei genauso sorgenfrei wie die Geschichte: Warme Farben dominieren in einem einfachen und doch schönen Stil. Als Bonus gibt es noch einige prominent besetzte Nebenfiguren, die Show allerdings gehört dem Jahrhunderttalent allein. The Mule ist einfach eine gute Zeit und eignet sich ideal, um die Seele baumeln zu lassen.

Platz 9 – They Shall Not Grow Old

Dieses technische Meisterwerk von „Herr der Ringe“-Regisseur Peter Jackson schaut sich wie ein Schlag in die Magengrube. Mit grässlichen Bildern und kräftigen Worten zeigt die Dokumentation eindrucksvoll auf, warum Krieg einfach das Unnötigste auf der Welt ist.

Mehr als 100 Jahre alte Filmaufnahmen werden dazu in spektakulärer Detailarbeit koloriert, was über eine Stunde 1914 bis 1918 in Farbe ergibt. Professionelle Lippenleser analysieren diese Bilder, damit Schauspieler Gespräche so exakt wie möglich nachsprechen können. Unterlegt wird das Ganze mit reproduzierten Tönen – etwa von Kanonen – sowie O-Tönen von Zeitzeugen aus einer BBC-Dokumentation. They Shall Not Grow Old zeigt dabei sowohl die menschliche Seite als auch den Horror des 1. Weltkriegs. Der gelbe Nebel ist kein Computereffekt, sondern das ist echtes Senfgas! Hier liegen keine geschminkten Statisten im Schützengraben: Dort liegt jemandes Ur-Ur-Opa, dessen halber Kopf fehlt. Wer solche Bilder vertragen kann, sollte sich dieses krasse Dokument einer verlorenen Generation unbedingt ansehen!

Platz 8 – Keepers

Sechs Wochen auf einem einsamen Leuchtturm, fernab jeder Zivilisation. Eine raue Schicht für die Wärter, doch die Bezahlung ist gut und die Zeiten um 1900 sind hart. Verschwunden im Nirgendwo – der Originaltitel lautet übrigens The Vanishing – harren sie aus. Bis Feinde versuchen, ihre Insel zu erobern.

Verlorene Orte haben ihren ganz eigenen Charme. Und so schaut sich dieser Mystery-Thriller wie ein Kammerspiel, begrenzt auf sein kleines Stückchen Fels mitten im Wasser. Gewürzt wird diese Atmosphäre von einer Handvoll intensiver Performances. Besonders Gerard Butler beweist, dass er mehr kann als nur stumpfe Action. Hervorragend inszeniert, etwa, wenn dumpfes Grollen das finstere Setting zu verschlingen droht, wechseln sich tiefsinnige Dialoge und Spannungsmomente gekonnt ab. Keepers ist die gelungene Komposition einer spannenden, unvorhersehbaren Geschichte, gepaart mit starken Darstellern und gekonntem Handwerk.

Platz 7 – Marriage Story

Was wäre die Welt ohne Anwälte? Vermutlich ein besserer Ort, weil Menschen direkt miteinander reden müssten und nicht stets vom Schlechtesten ausgehen würden. Und so greift Netflix eine zerrüttete Ehe auf, in der eigentlich zwei Personen in Frieden ihre Wege trennen wollen. Eigentlich…

Diese 136 Minuten waren eine Qual! Und ich sage ganz offen: Marriage Story werde ich nie wieder sehen wollen. Selten schaffen es Filme mich so zu verärgern, dass ich gerne abgeschaltet hätte. Aber das ging nicht. Wie dreckig wir Menschen zueinander sind, stets nur auf den eigenen Vorteil bedacht, jedoch immer ein falsches Lächeln auf den Lippen – einfach widerlich! Dabei brillieren Scarlett Johansson und Adam Driver als Paar im Scheidungsprozess, dessen Geschichte so aus dem Leben gegriffen wirkt, wie kaum eine andere. Sie macht mich wütend, lässt mich leiden oder vor Peinlichkeit unwohl sein. Grandioser Film (10/10 im Genre), extrem anstrengendes Erlebnis!

Platz 6 – Spider-Man: Far from Home

Nach den Avengers ist vor den nächsten Schurken. Bam, bam, bom. Deshalb fällt die Europa-Reise von Peter Parker, der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft, anders aus, als von ihm gehofft. Aber hey, die Welt rettet sich nicht von allein und mit Mysterio steht ein neuer Held an seiner Seite.

All die Schwere von Endgame vergessen und einfach ein unterhaltsames Abenteuer sein: Das schafft Far From Home wirklich gut! Endlich sitzt der Humor wieder, es gibt coole Action und einen Twist, den ich so nicht erwartet hatte. Nein, ich habe keinen Trailer zu diesem Werk gesehen. Tom Holland ist ein sympathischer Spideeeeey und Jake Gyllenhaal ein hervorragender Mysterio. Venedig, Berlin und London – europäische Sehenswürdigkeiten im Fokus, gefällt mir. Muss ja nicht immer Amerika sein. Dieses Abenteuer ist schlicht gelungen.

Platz 5 – John Wick: Kapitel 3

Der Mann. Der Mythos. Die Legende. Eigentlich im Ruhestand, gab es in John Wick Rache für seinen Hund. Und auch in Kapitel 2 wollte man dem Baba Jaga seinen Frieden nicht lassen. Die Einforderung einer alten Schuld sorgte – wer hätte es gedacht – für jede Menge Tote.

Verstoßen und gejagt bringt John nun alles unter die Erde, was ihm im Weg steht. Bedeutend brutaler als in seinen – ebenfalls nicht zahmen – Vorgängern messert, schießt und kämpft sich Keanu Reeves erneut durch ganze Horden von Gegnern. Gewohnt spektakulär inszeniert gerät die Suche nach einer Lösung seines Problems dabei angesichts des ausufernden Blutbades eher zur Nebensache. Bezogen auf seine Story ist Kapitel 3 definitiv der schwächste Teil der Reihe. Dennoch macht es großen Spaß, den Boogeyman auf teils sehr kreative Art und Weise seine Feinde ausschalten zu sehen! Und einige neue sowie alte Figuren haben einfach ihren Charme – der Concierge, Ehrenmann.

Hier geht´s zur kompletten Review.

Platz 4 – Le Mans 66

Einen rasanten Ausflug… Moment. Eine rasante Ausfahrt in die 60er-Jahre, die präsentiert uns James Mangold mit seinem fulminanten Renn-Biopic: Darin gibt es einen spannende Geschichte, einige Top-Schauspieler und jede Menge Flair zu erleben. Ach ja, und natürlich intensive Auto-Action.

Getreu dem Originaltitel Ford v Ferrari wird hier der Wettstreit zweier Rennställe ausgetragen. Christian Bale brilliert dabei als kerniger, unangepasster Rennfahrer Ken Miles. Aber auch beim Rest des Casts – etwa Matt Damon oder Caitriona Balfe – stimmt die Chemie. Inszenatorisch reißt Le Mans 66 mit seiner Dynamik einfach voll mit und oftmals hat man das Gefühl, mittendrin im Rennwagen zu sitzen. Das tolle Sound Design macht jede Bodenwelle spürbar und der Score ist eine Ohrenweide. Action, Herz und Genie machen dieses Werk zu einem wilden Ausflug. Pardon, einer wilden Ausfahrt.

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Platz 3 – Ad Astra

Sciene-Fiction war schon immer eines meiner Lieblings-Genre. Kreative lassen ihren Zukunfsvisionen freien Lauf, begleiten das Publikum in ferne Welten oder versetzen uns mit faszinierenden Bildern ins Staunen. Ein gelungener Sci-Fi-Streifen schafft all diese Dinge gleichzeitig – und Ad Astra ist mehr als nur gelungen!

Von Mutter Erde und ihren Mond, über den roten Planeten bis hin zum Rand der Galaxie: Auf seiner Reise werden Brad Pitt und wir Zeuge der Schönheit unserer Milchstraße. Allerdings sehen wir auch, wie die Menschheit damit umgeht. Man beginnt sich Fragen nach dem eigenen Sein im Kosmos zu stellen, die einen noch lange beschäftigen werden. Wer auf solch einer tiefsinnigen Ebene ähnlich empfänglich ist wie meine Person, wird Ad Astra als bewegendes Erlebnis genießen. Atemberaubende Bilder und ein sehr feines Sound Design untermalen eine Geschichte des Menschseins, welche von Brad Pitt exzellent getragen wird.

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Platz 2 – 6 Underground

1. Sichtung: Müde, leichte Kopfschmerzen, dunkles Ambiente, keine Anlage, „nur“ Full-HD und deutscher Ton. Ergebnis: Komplette Überforderung aller Sinne.

2. Sichtung: Wach, keine Kopfschmerzen, angenehmes Tageslicht, Anlage auf voller Auslastung (und damit meine ich VOLLE AUSLASTUNG!), 4K-Bild und englischer O-Ton. Ergebnis: Totales Action-Abriss-Spektakel!

15 Minuten nach dem Film zitter ich, mein Herz rast noch immer und ich höre gedämpft. Ultimativer Adrenalinflash! Wie auf der Autobahn, als ich von 160 auf 0 eine Notbremsung hinlegen musste oder als Kind, nach der ersten Fahrt auf Europas damals höchster Achterbahn.

Mehr von meinem Film-Alltag? Dann folgt mir doch einfach auf Letterboxd! :)

Die Geschichte einer Spezialeinheit von „Ghosts“, deren vorgetäuschter Tod ihnen jede Möglichkeit eröffnet, dient als gute Grundlage für Action, Action und noch mehr Action. Alleine die ersten 20 Minuten sind eine NON-STOP Verfolgungsjagd der Extraklasse! Michael Bay jagt einfach alles hoch, was auch nur irgendwie explodieren kann. Ohne Einschränkungen seitens Netflix und mit 150 Mio US-Dollar Budget realisiert er seinen Traum des ultimativen Action-Streifens. Es gibt seinen typischen Humor, typisch coole Figuren und jede Menge Slow-Motion. Wenn jemand Dinge in Szene setzten kann, dann Michael Bay! Und der Subwoofer kommentiert alles, ALLES! Ich sage nur THX-Sequenz: Hier werden alle Frequenzen des Gehörgangs und der Technik aufs Äußerste durchgetestet. Heftig, aber heftig geil! Sofern man den ultimativen Action-Kick möchte, technisch umsetzten und vor allem physisch verarbeiten kann – 6 Underground schauen (unbedingt im O-Ton)! Und vorher besser die Nachbarn warnen.

Platz 1 – Joker

Wow! Was Regisseur Todd Phillips (Old School, Hangover & War Dogs) hier geschaffen hat – Wahnsinn! Sein düsteres Gesellschafts-Drama regt zum Nachdenken an und bietet eine der Performances des Jahres: Joaquin Phoenix brilliert als Arthur Fleck, welcher später unter seinem Pseudonym „Joker“ ganz Gotham ins Chaos stürzen wird. Das Porträt eines psychisch-kranken Mannes, der von der Gesellschaft verstoßen wird, schaut sich wie ein Schlag in die Magengrube.

Von seiner Mutter „Happy“ gerufen, möchte Arthur nur etwas Freude verbreiten und die Menschen zum Lachen bringen. Was er dafür erntet, sind Spott und Verachtung. Ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft, deren Zeitungen jene „braven Bürger“ betrauern, die Hilflose terrorisieren, Frauen belästigen und Gewalt gegen Schwächere anwenden. Und so dreht sich die Eskalations-Spirale immer weiter und weiter – bis es zum Äußersten kommt.

Welche Werke von mir einige spitze Worte erhalten haben, könnt ihr in „Daniels Flop Filme 2019“ lesen.

Inszenatorisch bewegt sich Phillips auf höchstem Niveau. Jede kleinste Gefühlsregung Arthurs wird von der Kamera eingefangen. Faszinierende Bilder von schnurgraden Zugstrecken, bunten TV-Shows und trostlosen Wohnungen ziehen das Publikum hinein in die geteilte Welt von Gotham City. Unterschwellig begleitet von einem düsteren, fast manischen Score gibt es Momente heftiger Gewalt, die so (leider) ins alltägliche Leben passen. Quasi als Bonus darf Legende Robert deNiro als Talkshow-Host glänzen – eine wahre Kirsche auf der Sahne.

Was gab es nicht für Sorgen wegen dieses Films. Psychisch-verwirrte Personen könnten hier einen Aufruf sehen und das „normale“ Publikum könne solch eine schockierende Darstellung (der Realität) nicht verkraften. Wer die unschönen Dinge des Lebens nicht sehen möchte und als „Guter“ den Blick in den Spiegel lieber vermeidet – euer Pech! Verpackt als Kunstwerk übt Joker schonungslos Kritik an unserem System von Gesellschaft und Miteinander. Dafür gibt es von meiner Seite aus nur Lob und den verdienten 1. Platz.

Hier geht´s zur Folge „Vorhangflüstern“.

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Daniel Rublack

… schreibt vor allem über Filme. Arbeitet in der „Presse und Kommunikation“ und unterstützt daher mit entsprechendem Know-how.

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